Weilheim und Umgebung

Auf Blumhardts Spuren

Gedenken Zum 100. Todestag gibt es eine Reihe für den engagierten Prediger, Politiker und Pazifisten aus Bad Boll.

Christoph Blumhardt WG: Begleitveranstaltung zur Ausstellung Hesse und Hartmann im Storchen
Archivfoto

Bad Boll. Er war ein Gottesmann, Vordenker und kritischer Geist, der gegen die Irrtümer seiner Zeit nichts ausrichten konnte. Heute weiß man Christoph Blumhardt zu würdigen. Rund um seinen 100. Todestag am 2. August geschieht das mit einem großen Programm, an dem alle mitwirken, die historisch mit ihm verwoben sind: Die Evangelische Akademie Bad Boll, die ihn als ihren Ahnherr sieht, die evangelische Kirche, die zu seinen Lebzeiten mit ihm über Kreuz lag, die SPD, deren Abgeordneter er war, die Herrnhuter, denen Blumhardts Erben das Kurhaus übertrugen, das Christophsbad als heutiger Kurhaus-Besitzer, die Blumhardt-Sozietät, die sein Vermächtnis pflegt. „Gut, dass alle dahinterstehen“, freut sich der Direktor der Evangelischen Akademie Professor Jörg Hübner, der selbst über Blumhardt forscht und Koordinator der Gedenkreihe ist. In Bad Boll erinnert vieles an Christoph Blumhardt.

Auch auf dem Evangelischen Kirchentag, der zurzeit in Dortmund stattfindet, wird Christoph Blumhardt Thema sein. „Wir haben die Hoffnung, dass wir ein wenig zu seiner Bekanntheit beitragen können“, sagt Hübner. „Er war über Württemberg hinaus bekannt“, sagt Hübner. „Er war ein stark vernetzter Mensch, er hat eine enorme Korrespondenz gepflegt. Er schrieb tagaus tagein an die 30 Briefe.“ Die gingen unter anderem bis nach Mecklenburg-Vorpommern und in die Schweiz.

Kennenlernen kann man den Liedtexter Blumhardt am Samstag, 22. Juni, in Bad Boll. Der wortgewaltige Prediger hat sehr viele Lieder geschrieben, sagt Hübner, es gab von ihm ein Boller Liedbuch, die „Boller Lieder“. In einer Singstunde, dem Herrnhuter Liedgottesdienst, erklingen sie um 19 Uhr im Festsaal des Kurhauses.

Christoph Blumhardt zwischen Evangelium und Sozialismus: In dieses Spannungsfeld führt ein Vortrag von Albrecht Esche, früher Studienleiter an der Evangelischen Akademie, am 18. Juli. Christoph Blumhardt hatte sich von der Kirche gelöst, weil sie zu schläfrig sei, die Welt auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten. Dafür sah er die Sozialdemokratie als Verbündeten und ging für sie in den Landtag. Jürgen Schäfer