Weilheim und Umgebung

Ausgeplaudert: Boller Bahn wohl unrentabel

Nahverkehr Die Wiederbelebung der Bahnverbindung von Bad Boll nach Weilheim über Kirchheim ist immer wieder Thema. Der Göppinger CDU-Kreisrat Rainer Staib hat nun verraten, dass daraus wohl nichts wird. Von Dirk Hülser

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Ein Gutachten sieht für die Bahnstrecke zwischen Bad Boll und Weilheim keine Zukunft.

Eine von den Kreisen Göppingen und Esslingen in Auftrag gegebene Studie zur Boller Bahn kommt offenbar zu dem Schluss, dass eine Reaktivierung der Strecke unwirtschaftlich wäre.

Noch bevor die Untersuchung fertiggestellt war, hatte der Leiter des Amts für Verkehr und Infrastruktur, Jörg-Michael Wienecke, am 5. Februar den Ausschuss für Umwelt und Verkehr (UVA) informiert. CDU-Kreisrat Rainer Staib hat die Nachricht nun als Pressemitteilung öffentlich gemacht. „Verwundert und irritiert“ zeigte sich Wienecke gestern darüber, schließlich habe es sich um den nicht öffentlichen Teil der Sitzung gehandelt. Am 12. März soll im UVA die Studie in öffentlicher Sitzung vorgestellt werden.

Kreisrat Staib, der im Hauptberuf Polizist ist und in Bad Boll wohnt, hat den Ablauf am 5. Februar anders in Erinnerung. „Es wurde nur gesagt, wir sollen es nicht gleich an die große Glocke hängen - ich meine, das war in der öffentlichen Sitzung.“ Das Kurzprotokoll der Sitzung sagt allerdings etwas anderes und deckt somit Wieneckes Aussage: Nach den vier regulären Tagesordnungspunkten, die nichts mit der Boller Bahn zu tun hatten, gab es im öffentlichen Teil der Sitzung noch den Punkt „Verschiedenes“. Dazu heißt es nur: „Es lagen keine Themen vor.“

Für Staib, der auch Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands Bad Boll ist, ist nun jedenfalls klar: „Wer hatte ernsthaft damit gerechnet, dass eine mögliche Zugverbindung über Bad Boll hinaus nach Weilheim und Kirchheim wirtschaftlich darstellbar ist?“ Dies sei auch ohne eine kommunal finanzierte Vorprüfung in Erfahrung zu bringen gewesen. „Nämlich mit einfachem Menschenverstand!“, schreibt Staib in seiner Mitteilung.

Der Vorsitzende des Vereins „Ein neuer Zug im Kreis“, Dieter Vetter aus Boll, widerspricht dem Ergebnis der Studie. Er habe eine Masterarbeit der Uni Stuttgart vorliegen, deren Autorin komme zu einem anderen Ergebnis: „Es würde sich auf Dauer mit diesem Einzugsbereich rechnen.“ Auf rund 100 Seiten sei genau geprüft worden, ob eine Durchbindung über Boll nach Kirchheim machbar wäre. Ergebnis: Für 300 bis 400 Millionen Euro einschließlich einer Untertunnelung sei das Projekt zu stemmen, berichtet Vetter. „Ich glaube immer noch dran, dass es Wirklichkeit werden könnte“, unterstreicht der Vereinsvorsitzende.

Staib favorisiert Expressbus

Er habe die Informationen aus der Masterarbeit auch an das mit der Studie beauftragte Büro geschickt und angeboten, weitere Daten zu liefern. „Aber das Büro hat nicht reagiert“, bedauert Vetter. Er vermutet: „Die haben wahrscheinlich den Auftrag, zu belegen, dass die Strecke auch mit neuen Busverkehren abzudecken ist.“

Das wiederum wäre im Sinne von Rainer Staib: „Mir wäre es lieber, wir würden uns auf den Expressbus konzentrieren und nicht auf eine Bahn in vielleicht 30 ­Jahren.“

Bei Nichtöffentlichkeit ist Verschwiegenheit Pflicht

Verschwiegenheit In Paragraf 30 der Landkreisordnung für Baden-Württemberg ist die Verschwiegenheit geregelt: „Die Kreisräte sind zur Verschwiegenheit über alle in nicht öffentlicher Sitzung behandelten Angelegenheiten so lange verpflichtet, bis sie der Landrat von der Schweigepflicht entbindet.“

Verstöße Bei Verstößen gegen diese Pflicht kann der Landrat Ordnungsmaßnahmen ergreifen, auch ein Ordnungsgeld kann verhängt werden.dh