Weilheim und Umgebung
Autofreier Marktplatz: Allein die Frage sorgt für Zündstoff

Verkehr Die SBV hat angeregt, über eine Sperrung des Platzes an einigen Wochenenden zu sprechen. Das kam nicht bei allen Ratsmitgliedern gut an. Von Bianca Lütz-Holoch

Weilheim. Es ist nicht das erste Mal, dass der Verkehr in Weilheims historischem Herzen diskutiert wird - und es ist nicht das erste Mal, dass es dabei emotional zugeht. Das jüngste Beispiel: SBV-Stadtrat Martin Pfauth hatte in seiner Haushaltsrede im Januar gefordert, zu prüfen, ob der Marktplatz zumindest an einigen Wochenenden im Sommer autofrei gehalten werden könne. Damit eckte er bei einigen Ratskollegen an, wie sich nun während der Diskussion der Anträge zeigte.

„Unverständlich“ sei ihm die Motivation für den Antrag, machte Dr. Hansjörg Egerer (FWV) seine Ablehnung deutlich. Gerade in Zeiten der Pandemie seien die Läden dringend auf Kundschaft angewiesen. „Das ist der falsche Zeitpunkt und das falsche Signal“, so Egerer. Ihm stimmte Rainer Bauer (UWV) zu. „Aus welchem Grund sollte man den Marktplatz an zwei Wochenenden im Sommer sperren?“, fragte er. Sobald die Gastronomie wieder öffnen dürfe, sei es wichtig, dass die Parkplätze am Marktplatz auch zur Verfügung stehen. Sollten Anwohner sich durch den Verkehr gestört fühlen, dann sei das etwas anderes. „Aber dann müssen sie sich eben bei der Stadt melden“, so Rainer Bauer. Seine Fraktionskollegin Christl Heilemann unterstrich, dass es besonders für ältere Leute wichtig sei, dass sie nahe an die Restaurants beim Marktplatz heranfahren und vor der Türe parken können. „Und die Gastronomen brauchen die Belebung jetzt wirklich.“

Kein Tabu-Thema

„Dass die Begeisterung nicht bei allen groß sein wird, war vorher klar“, zeigte sich Martin Pfauth wenig überrascht von dem Gegenwind. Er stellte aber auch richtig, dass seine Fraktion keineswegs den Marktplatz sperren, sondern lediglich über eine Sperrung reden wolle. „Anwohner haben das Thema an uns herangetragen“, begründete er den Vorstoß. Außerdem seien Verkehr und Parken ein großes Thema bei der Bürgerbefragung gewesen. Sein Fraktionskollege Dr. Ulrich Mors zeigte sich erstaunt angesichts der heftigen Reaktionen aus dem Ratsrund. „Es erstaunt mich, dass manche schon im Vorfeld ein Tabu aufbauen wollen“, sagte er. Es gebe in der Bevölkerung ein hohes Bedürfnis, über Verkehrsthemen zu sprechen. „Also müssen wir doch mit den Leuten diskutieren“, betonte er und fügte hinzu: „Man kann doch in einer Demokratie ein Thema nicht von vornherein ausschließen.“

„Wir nehmen das Bedürfnis der Bevölkerung, über Verkehrsthemen zu reden, ernst“, versicherte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Deshalb plant die Stadt neue Formate. Zum einen soll eine Verkehrskonferenz einberufen werden, bei der auch Bürger zu Wort kommen. Zum anderen ist geplant, ein Mobilitäts- und Verkehrskonzept auszuarbeiten. Was den Marktplatz angeht, gab der Schultes zu bedenken, dass dort an den Wochenenden meist weniger los sei als unter der Woche. „Und für unsere Feste sperren wir dort an einigen Wochenenden im Sommer auch schon ab.“

Der Autoverkehr in der Innenstadt hatte in Weilheim bereits in der Vergangenheit für lebhafte Diskussionen gesorgt, etwa als 2015 die Marktstraße zwischen „Christl“ und „Burgmanns“ in eine Mini-Fußgängerzone verwandelt wurde. Auch als mit der Tiefgarage unterm Rathaus neue Parkplätze entstanden, war über die Möglichkeit eines autofreien Marktplatzes gesprochen worden.