Weilheim und Umgebung

Bauarbeiter machen einen unerwarteten Fund

Ausgrabungen Bei Bauarbeiten in Bezgenriet haben Arbeiter einen alten Brunnenschacht freigelegt.

Der Göppinger Kreisarchäologe Reinhard Rademacher misst den neu entdeckten Brunnenschacht aus. Foto: Maximilian Haller
Der Göppinger Kreisarchäologe Reinhard Rademacher misst den neu entdeckten Brunnenschacht aus. Foto: Maximilian Haller

Göppingen. Ein Relikt aus vergangenen Zeiten wurde zufällig bei Baggerarbeiten in Bezgenriet ausgegraben. Arbeiter stießen bei Bauarbeiten in der Hattenhofer Straße auf einen Brunnenschacht aus dem 18. Jahrhundert. Der Göppinger Kreisarchäologe Dr. Reinhard Rademacher begutachtete den Fund vor Ort.

„Letzte Woche haben wir am Rand der Baugrube ein Gewölbe im Boden entdeckt“, berichtete er. Anhand des Untergrunds, der aus Kalkbänken besteht, ist erkennbar, dass es sich um einen eingegrabenen Brunnenschacht handelt. Bereits vor Baubeginn sind vereinzelt Keramikstücke gefunden worden, der Brunnen kam jedoch erst jetzt zum Vorschein. An der Baustelle stand zuvor ein etwa 200 Jahre altes Bauernhaus, das in den 90er-Jahren abgerissen wurde. Dazu muss der Brunnen gehört haben. Lange schlummerte er unentdeckt im Untergrund vor sich hin, doch nach seiner Entdeckung war schnelles Handeln gefragt. Zwar wurde der Schacht schnell ausgepumpt, er lief jedoch innerhalb kürzester Zeit wieder voll. Zudem sei das Konstrukt einsturzgefährdet, es werde daher mit Beton aufgefüllt, sagte der Kreisarchäologe. Jetzt würde es hauptsächlich darum gehen, alles zu dokumentieren und später bauhistorisch auszuwerten.

„Kleine Mosaiksteine“ nennt Rademacher solche Funde. Anhand von ihnen können Archäologen allerlei Details aus vergangenen Zeiten herauslesen und maßstabsgetreu einmessen. So sei es möglich, den Zustand einer historischen Stätte eins zu eins zu erhalten.

Es ist nicht die erste Ausgrabung dieser Art in der Region. Im Zuge der Ortssanierungen werden immer öfters historische Funde gemacht. „Der Bauboom macht sich bei uns seit über einem Jahr bemerkbar“, erzählte Rademacher. In Absprache mit dem Regierungspräsidium, mit dem die Kreisarchäologie eng zusammenarbeite, erhalten Bauherren Auflagen bei ihren Bauarbeiten. Dies erlaube den Archäologen, Ausgrabungen genau zu planen und noch vor Beginn der Baumaßnahmen Untersuchungen anzustellen.

Reinhard Rademacher ist sich sicher, dass der gut 200 Jahre alte Brunnenschacht in Bezgenriet nicht der letzte Fund im Kreis Göppingen sein wird: „Wenn man den Boden aufmacht, kommen immer Spuren von früher zum Vorschein.“Maximilian Haller