Weilheim und Umgebung

Bauernhof will 700 Fahrten durchs Dorf sparen

Bebauungsplan Ein Bullenhaltungsbetrieb beantragt eine Futterhalle in einem Grünzug in Hattenhofen.

Hattenhofen. Dem Hof von Rolf und Roswitha Gallus in Hattenhofen ist es ergangen wie vielen anderen: Er wurde vom Dorf überrollt. Einst saß er am Ortsrand, „das letzte Haus in der Ledergasse, dahinter kam nur noch ein Grasweg“, erinnerte sich Ros­witha Gallus. Von drei Seiten ist Siedlung herangerückt. Familie Gallus hat immer Bedenken erhoben. Gekämpft hat sie gegen einen Grünzug, den die Gemeinde ihr vor die Stalltür setzte. Nach Norden, der einzig freien Fläche, sollte sie nicht erweitern dürfen. Aber sie bekam auch Bestandsschutz. Die Gemeinde erließ einen Bebauungsplan, der die Wohnhäuser auf Abstand hielt. 40 Meter Luft muss zwischen Hof und Siedlungen bleiben. Nach heutiger Rechtsprechung wären es mehr.

Die Hofstelle, die Jakob Gallus nach dem Krieg begründet hatte, wandelte sich. Rolf und Roswitha Gallus spezialisierten sich auf Bullenhaltung, Fleisch aus der Region für die Region, „das wird in Göppingen geschlachtet, in Göppingen verkauft“. Der Sohn will den Hof weiterführen, und jetzt wollen sie ihre Logistik auf Vordermann bringen. Eine Futter- und Lagerhalle soll her, damit sie nicht alles Heu und Stroh häppchenweise vom Außenlager heranfahren müssen. „Das spart bis zu 700 Fahrten im Jahr“, sagt Roswitha Gallus. Das komme auch den Nachbarn zugute. Die Transporte führen 300 Meter durch Wohngebiet. Die Halle sei ferner ein Puffer für Lärm und Geruch, sagt Roswitha Gallus, optisch trete sie nicht groß in Erscheinung. Sie würde in den Hang geschnitten und schaue zweieinhalb bis drei Meter heraus. Man würde sie eingrünen, „optisch eine Aufwertung“, man könne Pflanzen setzen für Bienen, das sei gut für den Artenschutz. Der einzige Nachteil sei, dass die Halle im Grünzug liegt. Im Bauverbot.

Das könnte man aufheben, sagt Bürgermeister Jochen Reutter. Wenn der Gemeinderat das will. Der wollte zuerst die Bürgerschaft hören. Im vollen Saal der Sillerhalle erfahren die Zuhörer auch, wie der Bauernverband darüber denkt: Der Hof Gallus sei gut aufgestellt, er produziere Klasse statt Masse: Weniger Tiere, mehr Platz, „im Prinzip das, was der Verbraucher will“, sagt Kreisgeschäftsführer Johannes Strauß. Familie Gallus produziert alles Futter selbst, und wenn sie auf Bio umstellen würde, was als Weiterentwicklung denkbar wäre, würde der Tierbestand von derzeit 100 schrumpfen - mehr Platz für das einzelne. „Heu braucht Lager“, sagt Strauß, es könne dann ausdampfen, behalte Duft und Qualität. Es gehe um die Möglichkeit eines kleinen Betriebes zur Existenzsicherung.

Es gab auch grundsätzliche Kritik. Der Bauernhof sei in einer beengten Lage. Er müsse alles über die schmale Ledergasse abwickeln. Es werde in der Zukunft immer wieder Probleme geben. Ob es nicht besser sei, wenn er aussiedle? So äußerten sich zwei Zuhörer. Der Hof könne unter Druck kommen, sich zu verändern. „Kann sein, er muss in der Halle etwas anderes machen“, gab Altbürgermeister Peter Klass zu bedenken. Tierhaltung sei dort nicht gewollt und nicht möglich, widersprach Strauß. Roswitha Gallus: „Mit der Halle sind wir für die nächsten 20 Jahre aufgestellt.“ Sie bekam auch Anerkennung, dass Kinder bei ihnen reinschauen dürfen und so noch einen Bauernhof kennenlernen. Jürgen Schäfer