Weilheim und Umgebung

Blick in die Kinderstuben der Vögel

Hans Lude vom Kreisforstamt kontrolliert 800 Vogelnistkästen

Jährlich in der zweiten Maihälfte wirft Forstwirtschaftsmeister Hans Lude einen Blick in die Kinderstuben der höhlenbrütenden Waldvögel. In dieser Zeit ist der Mitarbeiter des Kreisforstamtes Esslingen wieder in den Wäldern des Landkreises unterwegs, um über 800 Vogelnistkästen zu kontrollieren.

Forstwirtschaftsmeister Hans Lude (links) und der Lenninger Revierleiter Alexander Klein sind zufrieden mit der Belegung der Nis
Forstwirtschaftsmeister Hans Lude (links) und der Lenninger Revierleiter Alexander Klein sind zufrieden mit der Belegung der Nistkästen im Wald. Im Mai werden 800 künstliche Bruthöhlen kontrolliert. Foto: pr

Kreis Esslingen. Die Ergebnisse der Nistkasten-Kontrolle werden zur weiteren Auswertung an die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt nach Freiburg weitergeleitet. In diesem Jahr zeigt sich Forstwirtschaftsmeister Hans Lude sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Die Nistkästen sind wirklich gut belegt“, schätzt der Fachmann die Situation ein.

Schwerpunktmäßig sind die Nistkästen in den Wäldern rund um Lenningen, am Teckberg, unterhalb des Breitensteins und an den Bürgerseen in Kirchheim angebracht. Seit 1978 stattet Hans Lude den Nistkästen zweimal im Jahr einen Besuch ab. Die Kontrolle im Frühjahr gibt einen guten Aufschluss darüber, welche Arten die Kästen angenommen haben, die im September zeigt, ob die Nestlinge auch ausgeflogen sind und ob die Brut damit erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

In diesem Jahr sind die Meisenarten stark vertreten. Sowohl Kohlmeisen als auch Blau- und Tannenmeisen haben in den Kunsthöhlen aus Holzbeton geeignete Brutplätze gefunden. Bis zu zwölf kleine gelblich umrandete Schnäbelchen recken sich dem Betrachter beim Öffnen des Deckels hungrig entgegen. „Die Elterntiere leisten jetzt Schwerarbeit“, weiß Forstwirtschaftsmeister Lude. Bis zu 800 Mal am Tag wird beispielsweise ein Blaumeisenkasten von den Elterntieren angeflogen. Verfüttert wird an den Nachwuchs ausschließlich tierisches Eiweiß, die erwachsenen Tiere bringen also Raupen, Würmer oder Larven aller Art mit nach Hause. In allen Größen sind die Jungvögel jetzt in Kästen zu finden. Einige Junge haben sich eben erst aus der Eihülle befreit und liegen noch nackt und blind im Nest, andere haben bereits ansatzweise ein Federkleid, was die Bestimmung der Art sehr erleichtert. Alle Daten zu Anzahl Größe und Art der Vogelkinder trägt der Forstwirtschaftsmeister in eine Tabelle ein. Hin und wieder findet sich auch ein verlassenes Nest mit erkalteten Eiern. „Da wurden die Elterntiere wohl Opfer eines Sperbers“, vermutet der Forstmann. Auffällig ist in diesem Jahr, dass besonders viele Kästen vom Kleiber in Beschlag genommen worden sind. Fein säuberlich sind hier alle Ritzen an den Kästen mit einer Lehmschicht abgedichtet, denn der Kleiber mag keine Zugluft in seinem Heim. Bei Bedarf ist auch das Einflugloch noch mit Lehm verklebt – quasi verkleibert – worden. Sollte ein Marder die Kästen ausgeräumt haben, ist dies für Hans Lude sofort zu erkennen, denn die am Einflugloch klebenden Federreste geben Auskunft über das kleine Drama, das sich hier abgespielt hat.

Relativ schlechte Karten hatten in diesem Jahr offenbar Wespen, Hornissen und Siebenschläfer, denn diese finden sich in keinem einzigen der kontrollierten Kästen, was außergewöhnlich ist. Hin und wieder ist ein Baumläufer zu finden. „Von unseren dichten Wäldern profitieren natürlich alle waldtypischen Vogelarten“, erklärt der Lenninger Revierleiter Alexander Klein. Für Licht liebende Vögel seien Sondermaßnahmen notwendig, wie beispielsweise stärkere Eingriffe im Kronendach der Bäume. Außerdem profitierten diese Arten von Extremereignissen wie Stürmen oder Borkenkäferkalamitäten. „Was wir jetzt überhaupt nicht gebrauchen können, ist eine Phase von nasskalter Witterung“, so Lude. Das könnte für viele der noch nackten Jungvögel den Tod bedeuten. Das kalte Frühjahr 2013 beispielsweise brachte Verluste von rund 65 Prozent. Ob die heuer geschlüpften Jungen tatsächlich flügge geworden sind, wird dann die Kontrolle im September zeigen. la