Jahrelang hat Ohmdens Bürgermeister Martin Funk den Ausbau der Kreisstraße Ohmden-Schlierbach und vor allem den neuen, parallel dazu verlaufenden Radweg herbeigesehnt - ebenso wie etliche Bürger auch. Eigentlich hätte sich der Schultes also freuen können, dass nun endlich die Baufreigabe für das Projekt auf der Tagesordnung des Ausschusses für Technik und Umwelt des Esslinger Kreistags (ATU) stand. Doch als sich Martin Funk, der gleichzeitig Mitglied des Ausschusses ist, in die Lektüre der Unterlagen vertiefte, staunte er nicht schlecht: „Die Gemeinde Ohmden soll sich jetzt mit 190 000 Euro am Bau des Radwegs beteiligen“, stellte der Bürgermeister fest. Zwar sei von Anfang an klar gewesen, dass die Kommune den Bau des Geh- und Radwegs im üblichen Rahmen mitfinanzieren und 50 Prozent der ungeförderten Kosten übernehmen muss. „Aber da ging es ursprünglich um rund 50 000 Euro“, so Funk.
Dass es dabei nicht bleiben würde, das hatte sich der Verwaltungsfachmann schon denken können. „Es ist klar, dass ein Projekt, das sich über so viele Jahre hinzieht, teurer wird“, sagt der Ohmdener Schultes. So war der Kreis Esslingen 2014 noch von Gesamtkosten auf seiner Gemarkung von 1,15 Millionen ausgegangen. Aktuell belaufen sich die Schätzungen auf 1,93 Millionen Euro.
Wenig Verständnis hat Martin Funk aber dafür, dass sich die Kosten für den Landkreis unterm Strich nicht einmal verdoppeln, während die Gemeinde Ohmden nun fast vierfach so viel zahlen soll, wie ursprünglich gedacht. Grund genug für den Ohmdener Rathauschef, in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt des Kreistags vergangenen Donnerstag nachzuhaken.
Dort konnte der Leiter des Straßenbauamts im Landkreis, Thorsten König, ein wenig Licht in die Sache bringen. Zwar sind die Kosten für das Projekt gestiegen, Fördermittel vom Land gibt es aber trotzdem nicht mehr. Somit steigt der Anteil, den Kreis und Gemeinde selbst tragen müssen. Außerdem haben sich offenbar die Fördermodalitäten verändert: „Entgegen der ursprünglichen Annahme wird nicht nur der Radweg, sondern auch die Straße mit den Landesmitteln gefördert“, heißt es in den Unterlagen des Landkreises. Damit wird der Part, den die Gemeinde am Radweg zahlen muss, noch einmal höher.
All das kann Bürgermeister Martin Funk noch nachvollziehen. Nicht klar ist ihm jedoch, warum sich auch noch die Kostenaufteilung verändert hat. 2014 war das Straßenbauamt noch davon ausgegangen, dass von den Gesamtkosten rund 83 Prozent auf die Straße entfallen und 17 Prozent auf den Bau des Geh- und Radwegs. „Jetzt ist das Verhältnis auf einmal 70 zu 30“, wundert sich Funk. Eine schnelle Antwort darauf hatte auch das Straßenbauamt nicht parat. Am gestrigen Freitag war dessen Leiter Thorsten König zudem telefonisch nicht erreichbar.
Ohmdens Bürgermeister Martin Funk hofft jetzt, dass sich an der Gewichtung noch etwas ändern lässt. „Ich halte es für nicht richtig, dass der Landkreis anteilig niedrigere Kosten hat, und die ohnehin finanzschwache Gemeinde Ohmden muss das ausbaden“, klagt er. Ärgerlich findet er auch, dass wegen des Themas bislang noch niemand auf die Gemeinde zugekommen ist. „Säße ich nicht in dem Kreistagsausschuss, wüsste ich bis jetzt noch nichts davon“, so Funk. In den Ausschuss-Unterlagen ist das übrigens so formuliert: Mit der Gemeinde Ohmden müsse noch über die Kostenbeteiligung verhandelt werden.
Bei einer Sache dürften sich aber alle einig sein: Ziel ist es nicht, die Förderanträge noch einmal neu zu stellen. Denn dann könnte sich der Bau des Radwegs um weitere fünf bis sechs Jahre verzögern.
Auch wenn das letzte Wort in punkto Finanzierung noch nicht gesprochen ist, hat der ATU des Landkreises Esslingen grünes Licht für den Bau der Straße und des Geh- und Radwegs gegeben. Ohmdens Bürgermeister Martin Funk nahm an der Abstimmung wegen Befangenheit nicht teil. Am kommenden Dienstag soll dann auch im Landkreis Göppingen die Baufreigabe erteilt werden.