Weilheim und Umgebung

Born hat nichts zu verbergen

Amtseinsetzung Die neue Ohmdener Bürgermeisterin Barbara Born verspricht bei ihrer feierlichen Vereidigung in der Wiestalhalle Transparenz und Offenheit. Von Antje Dörr

Allein unter Männern: Barbara Born, die neue Ohmdener Rathauschefin. Sie ist die fünfte Bürgermeisterin im Landkreis Esslingen.F
Allein unter Männern: Barbara Born, die neue Ohmdener Rathauschefin. Sie ist die fünfte Bürgermeisterin im Landkreis Esslingen.Foto: Markus Brändli

Aufatmen im Ohmdener Rathaus: Der verwaiste Chefsessel ist wieder besetzt. Zwei Monate waren die Amtsgeschäfte auf Sparflamme gelaufen, weil Ex-Schultes Martin Funk sein neues Bürgermeisteramt in Altbach schon Mitte Januar angetreten hatte. Am 4. März war Barbara Born zur Rathauschefin gewählt worden, schon zwei Wochen später saß sie zum ersten Mal am Schreibtisch. Am Montagabend wurde sie in der Ohmdener Gemeindehalle im Kreise vieler Bürger, Kollegen und Politiker feierlich ins Amt eingesetzt.

Transparenz und Offenheit: Das verspricht Barbara Born den Ohmdener Bürgern. Passend dazu hat sie im Büro die Vorhänge abgenommen. Gläsern soll das Rathaus sein. Barbara Born wünscht sich informierte Bürger, die wissen, was in Ohmden vor sich geht. „Die Internet-Homepage wird ständig gepflegt“, verspricht Born. Immer dienstags von 16.30 bis 18.30 Uhr ist Bürgersprechstunde. Der erste Bürgerstammtisch finde am 24. April in der Wiestalstube statt. Eine ihrer ersten Amtshandlungen sorgt in der Gemeindehalle für spontanen Applaus: „Damit sich Ohmden beim Partnerschaftstreffen mit Modane im Mai von seiner besten Seite zeigen kann, werden die Tore am Rathaus abgeschliffen und gestrichen.“

Aktuell kümmert sich die Bürgermeisterin um die Ohmdener Ganztagsschule. „Für das Zustandekommen fehlen uns derzeit noch einige Schüler“, sagt Born. Natürlich beschäftigt sie auch die marode Kreisstraße nach Schlierbach. Termine mit den Eigentümern für Grunderwerbsverhandlungen seien bereits festgelegt und fänden noch im April statt. Einzelkämpferin will Barbara Born freilich nicht sein: Sie bietet dem Gemeinderat erneut eine konstruktive und faire Zusammenarbeit an und lobt die vielen Ohmdener Ehrenamtlichen, die den Ort lebenswert machen.

Barbara Born übernimmt mit Ohmden eine notorisch finanzschwache Gemeinde. Weil es an großen Unternehmen fehlt, hat Ohmden kaum Gewerbesteuereinnahmen und ist auf Kredite angewiesen. Die Gemeinde hat sich unter Martin Funk zwar erholt, aber die Pro-Kopf-Verschuldung liegt mit 1 000 Euro pro Einwohner deutlich über dem baden-württembergischen Durchschnitt von 648 Euro. Man müsse sehr darauf achten, was sich die Gemeinde wann leiste, mahnt Landrat Heinz Eininger in seiner Rede, findet aber auch ermutigende Worte. „Sie bringen Offenheit und Neugier mit. Ich bin mir sicher, dass Sie Ohmden voranbringen werden“, sagt Eininger. Mit 79,2 Prozent der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 69 Prozent habe Born einen großen Vertrauensvorschuss erhalten.

Professor Hans Herzinger begrüßt Barbara Born als Stellvertreter der Ohmdener Vereine, die musikalische Begrüßung übernehmen Musikverein und „Liederlust“. „Wir sind nicht immer einfach, aber wir sind geeint in der Liebe zu unserem Dorf“, sagt er. „Nehmen Sie die Ohmdener, wie sie sind, dann werden Sie viel Hilfe erfahren.“

Es ist ein fliegender Wechsel, der sich in der Ohmdener Wiestalhalle vollzieht. Denn mit der Amtseinsetzung Barbara Borns wird Ex-Schultes Martin Funk nicht weniger feierlich verabschiedet. „Hätte Karl May die Szene beschrieben, hätte er gesagt: ‚Da kommt ein Greenhorn‘ “, sagt Hans Herzinger im Rückblick auf die Wahl Martin Funks, der sein Bürgermeisteramt in Ohmden 2010 mit nur 27 Jahren angetreten hatte. Dafür ist Funk den Ohmdenern immer noch dankbar. „Ich hoffe, Sie haben es nicht bereut, dass Sie damals einem Hochschulabsolventen Ihr Vertrauen geschenkt haben“, sagt er.

Bewegt hat Martin Funk einiges in seiner Amtszeit. Im Gedächtnis bleiben werden ihm unter anderem der neue Wasserhochbehälter, die Einrichtung der Kernzeit- und U 3-Betreuung, die Verbesserung der Breitbandversorgung und die Sanierung der Schulstraße. Was Funk aus der Sanierung der brandgeschädigten Ohmdener Gemeindehalle gelernt hat: „Nie einen Fertigstellungstermin bekannt geben, wenn man es selbst nicht in der Hand hat.“ Nach dem Brand im Jahr 2012 hatten sich die Arbeiten erheblich verzögert. „Dafür war der Wasserhochbehälter früher fertig, als vorausgesehen“, erinnert sich Funk.

Martin Funk habe die Gemeinde mit dem Gemeinderat durch kluges und wirtschaftliches Handeln nach vorne gebracht, so Heinz Eininger. In einer so kleinen Gemeinde das Geschäft zu lernen, habe viel für sich, um zu sehen, wie viel Kärrnerarbeit notwendig ist.