Vom Fotoworkshop in der Stuttgarter Wilhelma zum Umweltschutz im brasilianischen Bundesstaat Bahia ist es sicher ein weiter Weg. Für den Holzmadener Fossilien-Präparator Klaus Nilkens ist es aber auch ein konsequenter Weg, der mit Tieren zu tun hat: Das Goldkopflöwenäffchen ist zwar nicht versteinert, aber es ist vom Aussterben bedroht. Das liegt vor allem daran, dass ihm - wie so vielen Tieren in freier Wildbahn - der Lebensraum genommen wird.
Wo kommen die Goldkopflöwenäffchen vor? Unter anderem in Zoologischen Gärten wie der Wilhelma. Dort hat Klaus Nilkens die putzig wirkenden Tierchen zunächst einmal kennengelernt - als „Foto-Modell“. In freier Natur dagegen gibt es die Äffchen nur in der Mata Atlantica an der brasilianischen Ostküste - aber auch dort nur in einem vergleichsweise kleinen Gebiet in Bahia. Genau dort hat Klaus Nilkens inzwischen einen Arbeitseinsatz geleistet - als freiwilliger Helfer des Almada Mata Atlantica Projects (AMAP).
Zwischen Wilhelma und Bahia gab es aber noch einen entscheidenden Schritt: eine Veranstaltung von fünf Naturfotografen, die sich unter dem Namen „Jäger des Lichts“ zusammengeschlossen haben. Einer dieser fünf „Lichtjäger“ ist Markus Mauthe. Auch er war vor sechs Jahren wegen der Goldkopflöwenäffchen nach Bahia gekommen. Aber er ist geblieben - weil er dort nicht nur den Goldkopflöwenäffchen begegnet ist, sondern auch Juliana. Mit ihr lebt er jetzt auf der Almada-Farm.
Gemeinsam haben die beiden AMAP ins Leben gerufen. Dabei geht es um die Aufforstung des Regenwalds. Das Thema hat die unterschiedlichsten Facetten. Nicht nur die Goldkopflöwenäffchen sollen ihren Lebensraum behalten können (oder teilweise zurückerstattet bekommen), sondern auch eine unglaubliche Vielzahl weiterer Tier- und Pflanzenarten, die sonst ebenso vom Aussterben bedroht wären. Dazu ist es nötig, die verbliebenen Wald-„Inseln“ miteinander zu verbinden, sodass wieder ein größeres, zusammenhängendes Waldgebiet entsteht.
Hinzu kommt bei AMAP das Einbinden sozialer Projekte in den Klima- und Naturschutz. Klaus Nilkens berichtet von seinem vierwöchigen Einsatz: „Eine der Aufgaben war es, uns um eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen zu kümmern. Die meisten von ihnen kamen zum ersten Mal aus ihrer Favela in Salvador raus.“
Favela-Kinder pflanzen Bäume
Sie waren Mitglieder einer Capoeira-Schule. Capoeira ist eine brasilianische Kampfsportart, die in diesem Fall ebenfalls als soziales Projekt angeboten wird. „Der Ausflug war für die Kinder sehr spektakulär“, erzählt Klaus Nilkens weiter. „Die kannten die Natur überhaupt nicht. Vögel kannten sie höchstens vom Käfig. Das Baden im Fluss war für sie völlig neu. Viele können gar nicht schwimmen.“
Diese Kinder und Jugendlichen pflanzten bei ihrem Aufenthalt auf der Almada-Farm auch viele Bäume. Aber von der Betreuung von Favela-Kindern und vom Aufforsten des Urwalds kann die Farm natürlich nicht leben.
Haupteinnahmequelle ist der Kakao-Anbau. Ein weiteres Standbein ist der Tourismus - zu dem in gewisser Weise auch die Betreuung von vielen weiteren freiwilligen Helfern gehört. Zu diesem Zweck hat der Verein AMAP mit Sitz in Marburg jetzt eine Nachbarfarm aufgekauft. Dort soll Weideland in Regenwald verwandelt werden.
Bleibt zu hoffen, dass das ehrgeizige Projekt nicht der brasilianischen Mentalität zum Opfer fällt, die Klaus Nilkens folgendermaßen umschreibt: „Es wird viel versprochen und natürlich auch geplant. Aber aus irgendwelchen Gründen klappt es dann immer nicht.“ Er will den Brasilianern mit dieser Feststellung aber keinesfalls zu nahe treten, denn er erkennt durchaus auch das Positive an deren Lebenseinstellung: „Ich lernte die brasilianische Gelassenheit kennen - und schätzen.“