Weilheim. Jeder hat seinen Fachbereich, jeder seinen eigenen Blickwinkel. Das Fazit, das der Hepsisauer Bauingenieur Joachim Lipsius, der Weilheimer Statiker Reinhold Herbrik und der Hepsisauer Bausachverständige Hartmut Hummel ziehen, ist jedoch das gleiche: „Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist die Limburghalle nicht sanierbar“, sagen sie unisono.
„Ich habe mir jetzt ein dreiviertel Jahr auf die Zunge gebissen und es mir verkniffen, mich fachlich einzumischen“, sagt Hartmut Hummel, der nicht nur Ortsvorsteher von Hepsisau und Stadtrat in Weilheim ist, sondern auch Bausachverständiger. „Aber nachdem so viele Halb- und Unwahrheiten verbreitet wurden, habe ich mich genötigt gesehen, etwas zu tun.“ Also lud er den Bauingenieur Joachim Lipsius und den Statiker Reinhold Herbrik zu einer Expertenrunde ein. Sie besichtigten die Ausstellung im Rathaus, studierten die vorliegenden Gutachten und trafen sich zu einem Vor-Ort-Termin in der Limburghalle. Am Ende steht nun der ganz klare Aufruf, sich vor dem Bürgerentscheid am 10. Juli selbst ein Bild zu machen: „Bürger, schaut die Halle an!“ appellieren die Fachleute an die Weilheimer.
Wie wichtig es ist, sich mit eigenen Augen ein Urteil zu bilden, wissen Joachim Lipsius und Reinhold Herbrik. Ihr Besuch in der Limburghalle war für die beiden Bauexperten, die das Geschehen bisher nur am Rande verfolgt hatten, ein echtes Aha-Erlebnis. „Von außen macht die Limburghalle ja noch einen ganz guten Eindruck“, sagt Bauingenieur Joachim Lipsius. Ein Blick hinter die Kulissen und in den Untergrund der Halle haben ihn dann jedoch schwer beeindruckt – „und zwar in negativer Hinsicht“. „Es liegen wesentliche bautechnische Mängel und Mängel an der Gebäudetechnik vor“, so Lipsius. Zum einen nennt er die Elektrik, zum anderen tragende Teile der Halle. Insbesondere beim Beton unter dem Lehrschwimmbecken und bei den 18 Meter langen Deckenträgern, die den großen Saal überspannen, liegt vieles im Argen. „Sie sind in einem besorgniserregenden Zustand und vor allem im Brandfall problematisch“, sagt Joachim Lipsius. Seine Einschätzung: „Auf weitere Jahrzehnte kann die Tragfähigkeit nicht gewährleistet werden.“
Was für die Sanierung an Kosten im Raum steht, ist aus seiner Sicht realistisch, eher sogar moderat. „Keiner weiß, was im Falle einer tatsächlichen Sanierung an Unvorhergesehenem dazukommen kann“, warnt er.
Der Tragwerksplaner Reinhold Herbrik sieht das ähnlich. „Ich bin alle Gutachten durchgegangen und habe die Kosten angeschaut – es ist alles plausibel“, sagt er. Das gilt aus seiner Sicht auch für die Entscheidung des Gemeinderats, die Halle nicht mehr sanieren zu wollen. „Ich habe mir die alten Statikpläne angeschaut“, so Herbrik. „Mit den heutigen Anforderungen kann man die damaligen gar nicht mehr vergleichen.“ Als Energieberater hat er sein Augenmerk zudem auf Dämmung und Wärmeschutz gelegt. „Der alte Teil der Limburghalle unterlag noch keiner Wärmeschutzverordnung, der neuere entsprach dem damaligen Mindestwärmeschutz“, sagt Herbrik und betont: „Die dämmtechnischen Eigenschaften der verwendeten Bauteile sind durchweg nicht mehr zeitgemäß.“ Zwar ließe sich daran etwas tun – aber: „Die Halle ist energetisch nicht so sanierbar, dass die optische Erscheinung bleibt wie sie ist.“
Für Hartmut Hummel ist auch das Thema Brandschutz entscheidend. „Mit vertretbarem Aufwand lassen sich die Anforderungen an die Versammlungsstättenverordnung nicht erreichen“, sagt er. „Schockierend“ findet Hartmut Hummel aber noch etwas ganz anderes, nämlich „dass der Teil, der aus dem Jahr 1982 stammt und damit erst 34 Jahre alt ist, ebenfalls einen enormen Sanierungsbedarf hat“. Vor Ort hat er einen Blick in die Versorgungskanäle geworfen: „Die ganzen technischen Ausstattungen stehen unter Wasser“, schildert er. Um das Problem zu beheben, wäre ein enormer Aufwand nötig: „Da müsste man die Grundkonstruktion zerstören und die Fundamente freilegen“, beschreibt er und fügt hinzu: „Dann würde aber fast nichts mehr übrig bleiben, und das Gebäude wäre faktisch abgebrochen.“ Auch im alten Teil bröckelt das Fundament: „Das Problem dort ist das Lehrschwimmbecken. Beton und Chlor vertragen sich einfach nicht.“