Weilheim und Umgebung

Burger braten mit dem Bürgermeister

Jugend Ein Koch-Event des Weilheimer Jugendtreffs mit dem Rathauschef und Stadträten war ein voller Erfolg. Mehr als 20 junge Leute werkelten gemeinsam mit den Kommunalpolitikern in der Küche. Von Bianca Lütz-Holoch

In der Schulküche wurde geknetet, geschält und gebrutzelt - und es gab Zeit für Fragen an die Menschen, die in der Stadt etwas z
In der Schulküche wurde geknetet, geschält und gebrutzelt - und es gab Zeit für Fragen an die Menschen, die in der Stadt etwas zu sagen haben. Fotos: Carsten Riedl
Burger

Mit einem Rührbesen verquirlen Manuel und Marc in einer Schüssel Eier und Senf. „Wer will denn das Hackfleisch kneten?“, fragt Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle und wedelt mit den Einmalhandschuhen. „Ich“, ruft Manuel, streift die La- texhandschuhe über und greift beherzt in die Metzgertüte.

Für einen Abend hat sich die Schulküche des Weilheimer Bildungszentrums Wühle in ein American Diner verwandelt. Beim „Koch-Event für Burger-Meister*innen“ brutzeln Jugendliche gemeinsam mit Johannes Züfle und Stadträten der vier Wählervereinigungen ein Menü. Zu der außergewöhnlichen Veranstaltung eingeladen hat der Kinder- und Jugendtreff Weilheim. Das Ziel: Junge Leute sollen ungezwungen mit Kommunalpolitikern ins Gespräch kommen, Wünsche und Probleme äußern. Das Interesse ist groß. Über 20 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren sind gekommen.

Schnippeln in der Küche
Schnippeln in der Küche

Einige von ihnen - das merkt man - helfen auch zu Hause beim Kochen. Wie Justin. Er schneidet Zwiebelringe. „Für mich ist das gar nicht so schlimm“, sagt er achselzuckend und produziert eine Scheibe nach der anderen. „Ich würde sie ein bisschen kleiner machen“, rät ihm SBV-Stadtrat Dr. Ulrich Mors. Sein BDF-Kollege Jürgen Götz sorgt derweil für Nachschub. Er schält ein ganzes Netz voller Zwiebeln.

In der Kartoffel-Wedges-Ecke tummeln sich Robin, Abi und Benedikt. An der Seite haben sie einen Kenner. FWV-Stadtrat Bernd Bauer baut selbst Kartoffeln an. Die Knollen, die die Jungs geschält haben, schneidet er in Spalten. „Die Kartoffeln sind von guter Qualität“, urteilt er. Der 14-jährige Benedikt, Schülersprecher und Bruder eines angehenden Kochs, beäugt das Werkzeug in seinen Händen kritisch: „Ich bin enttäuscht von den Messern hier“, sagt er. „Die schneiden nicht richtig.“

Und noch andere Dinge, die den Schülern nicht gefallen, kommen nach und nach zur Sprache. Dass das Raumgift PCB in ihrer Schule gefunden wurde, bereitet ihnen Sorgen, ebenso wie das braune Wasser, das aus den Hähnen kommt. Einige klagen auch darüber, dass Lüften schwierig ist. „Viele Fenster gehen gar nicht auf oder es fehlen die Griffe.“ Johannes Züfle lauscht, runzelt die Stirn und nimmt Stellung. Das Wasser, versichert er, sei unbedenklich. Die Stadt habe es kontrollieren lassen. Was die Fenster angeht, will er schnell nachhaken: „Es ist schon eine Firma damit beauftragt, sich darum zu kümmern.“

Aus der Ecke, in der UWV-Gemeinderat Gunter Schilpp zusammen mit Jonathan und Lukas Backbleche abspült, duftet es verführerisch. „Das sind meine ersten Brownies“, verrät der Stadtrat. Eine Kostprobe räumt alle Zweifel aus dem Weg. „Hmmm, lecker“, lobt Jugendtreffleiterin Evelyn Dobberke. Sie und ihre Kollegin Nicole Rembold unterstützen mal hier und mal da und informieren die jungen Köche darüber, was Bürgermeister und Gemeinderat eigentlich tun. Sie haben auch einen Tafelblock dabei, auf dem die Jugendlichen Themen notieren können. Er steht im Raum vor der Küche, wo eine Gruppe von Mädchen die Tische deckt, dekoriert und selbstgemixte alkoholfreie Cocktails verteilt.

Mittlerweile zieht der Geruch von gebratenem Hackfleisch durch die Küche. Manuel und Marc braten einen Patty nach dem anderen. Die Erwachsenen gehen den Jungs zur Hand, wenn mal das Öl zu heiß wird oder das Hackfleisch zu verbrennen droht. Gut gelaunt balanciert Johannes Züfle Bleche mit fertigen Fleischküchle durch die Küche und bugsiert sie in den Ofen, um sie warmzuhalten.

Irgendwann ist auch die letzte Bulette gebraten. Bei Musik werden Burger und Wedges verspeist - und die Punkte diskutiert, die auf der Tafel stehen. Etwa den Wunsch nach einem Hallenbad. „Das kostet sehr viel Geld“, stellt Züfle klar und gibt zu bedenken, dass Weilheim immerhin ein Lehrschwimmbecken hat. Ärgerlich finden es die Jugendlichen, dass ihr selbst umgebauter Bikepark von Motocrossern kaputtgefahren wurde. „Bessere Überwachung“, nimmt der Schultes als Stichwort mit.

Klar stellt Johannes Züfle aber auch, dass die Stadt keineswegs alles bestimmen kann. Einen McDonalds zum Beispiel kann sie nicht aus dem Ärml schütteln, ebensowenig wie eine Ninja-Halle. Wo es sich lohnt, Filialen zu eröffnen, entscheiden die Unternehmen nämlich ganz allein - nach wirtschaftlichen Kriterien.

Nach dem Essen ist es für die meisten Jugendlichen Zeit, nach Hause zu gehen. „Das hat total Spaß gemacht“, ruft ein Junge zum Abschied. Aufräumen und Putzen müssen also die Erwachsenen. Was die Kinder dann nicht mehr mitbekommen: Ein Bürgermeister kann nicht nur eine Stadt verwalten, sondern auch Bleche schrubben und Teller spülen.

Das „Koch-Event für Burger-Meister*innen“ mit dem Weilheimer Rathauschef und einigen frisch gewählten Gemeinderäten ist eine Veranstaltung, die der Jugendtreff Weilheim im Rahmen der Kampagne „Mach dich . . . Beweg, was dich betrifft“ des Kreisjugendrings Esslingen angeboten hat. Sie ist anlässlich der Kommunalwahl im vergangenen Jahr gestartet worden. In der Limburgstadt hatte es im Rahmen der Kampagne im Mai bereits eine Radtour mit dem Bürgermeister und ein Erstwähler-Frühstück gegeben.