Weilheim und Umgebung

Cem Özdemir kauft in Gruibingen das „Schwobapaket“

Überraschung Grüner Spitzenpolitiker taucht plötzlich in der Brauerei am Albtrauf auf.

Vermummt zum Überraschungseinkauf: Cem Özdemir lässt sich von Hans-Dieter Hilsenbeck die Nöte kleiner Brauereien in der Corona­k
Vermummt zum Überraschungseinkauf: Cem Özdemir lässt sich von Hans-Dieter Hilsenbeck die Nöte kleiner Brauereien in der Corona­krise schildern.Foto: Giacinto Carlucci

Gruibingen. „Schon ein bissle baff“ war der Gruibinger Braumeister Hans-Dieter Hilsenbeck, wer ihm da eine Mail schickte: Cem Özdemir, Spitzenpolitiker der Grünen aus Bad Urach, schrieb ihm, um für die Produktion von Alkohol für Desinfektionsmittel zu danken.

Das hat Özdemir aus der Zeitung erfahren. Ihm ist so etwas wichtig. Er hatte sich infiziert, die Erkrankung gut überstanden und engagiert sich in der öffentlichen Debatte sowie mit Blutspenden für die Erforschung des Virus und somit dessen Bekämpfung. „Wir haben uns gefreut“, so der Braumeister, „das ist Wertschätzung.“

Cem Özdemir kündigte seinen Besuch an, weil er die kleine Brauerei unterstützen will. „Die Vielfalt der Braulandschaft lebt davon, dass wir viele kleine Brauereien haben.“ Er griff auf, was Hilsenbeck im Zeitungsinterview gesagt hat: dass es neben Nudeln und Klopapier noch ein paar Dinge gibt, die man im Keller haben sollte. Und so kam er am Samstag nach Gruibingen. Auch mit Maske. Die braucht er zwar nicht, er ist jetzt immun, aber das wissen die Leute ja nicht unbedingt, denen er begegnet.

„Wir haben uns sehr nett und sehr persönlich unterhalten“, erzählt Hilsenbeck. Der Gruibinger führte den prominenten Gast durch den Betrieb. Özdemir sei beeindruckt gewesen, dass die Lammbrauerei schon in der zwölften Generation geführt wird. Mit Christoph Hilsenbeck, der demnächst seine Meisterprüfung ablegt, steht die nächste Generation bereit.

Der Firmenchef schilderte Özdemir auch seine Not: Dass dieses Jahr ein Totalausfall sei. Nahezu sämtliche Feste wurden abgesagt, von der eine kleine Brauerei viel mehr profitiere als eine große. Auch wies der Braumeister auf die Sorgen und Nöte der Gastronomie hin. Wenigstens die Außengastronomie und die Biergärten sollten wieder öffnen dürfen, da könne man die Abstandsregelung einhalten, warb Hilsenbeck um Unterstützung. Und wenn die gastronomischen Betriebe wieder öffnen könnten, rechne er mit höchstens 50 Prozent Umsatz - wegen der Abstandsregelung. „Wir hängen an der Gastronomie“, sagte Hilsenbeck seinem Gast: „Wir brauchen irgendwann den Exit.“

Der Brauer ist überzeugt, dass Özdemir die Probleme sieht. Zudem unterstützte der Politiker die Familienbrauerei und kaufte das „Schwobapaket“, das Essen und Bier aus Gruibingen und Umgebung verbindet, und auch Bier. Der Politiker fuhr danach zur Uniklinik nach Tübingen, wo er als ehemaliger Infizierter Blutplasma spendet.Jürgen Schäfer