Weilheim und Umgebung

„Das ist ganz dumm gelaufen“

Naturschutz Zoff in Neidlingen: Das Naturdenkmal Maurach ist zum Teil deutlich beschädigt worden. Auch Bürgermeister Klaus Däschler ist über die Situation verärgert. Von Peter Dietrich

Erheblich in Mitleidenschaft gezogen: Das Bachbett der Maurach. Foto: Peter Dietrich
Erheblich in Mitleidenschaft gezogen: Das Bachbett der Maurach. Foto: Peter Dietrich

Was da ein engagierter Naturschützer kürzlich zu sehen bekam, sorgte bei ihm für Entsetzen: Die Sinterterrassen im Neidlinger Bachbett der Maurach waren verschwunden. Die kleine Vertiefung, in die der Bach fließt, bestand nun aus einem ebenen Kiesbett - aber ohne die ehemaligen vielen kleinen Wasserfälle. Es war nun sichtbar tiefer als vorher, da hatte wohl jemand ganze Arbeit geleistet. Das Ganze geschah offensichtlich mit schwerem Gerät, mit dem die angrenzenden Feuchtwiesen befahren wurden. Zusätzlich wurden Hecken entfernt. Ein Landwirt, der an den Arbeiten beteiligt war, versicherte dem Naturschützer, dass für den Eingriff eine Genehmigung des Landratsamts vorliege und alles mit der Gemeinde Neidlingen abgesprochen sei.

Daraufhin hatte sich der entsetzte Naturschützer schriftlich an das Landratsamt, das Wasserwirtschaftsamt und die Gemeinde gewandt. Er fragte nach, ob tatsächlich eine Genehmigung vorlag, ob diese - falls vorhanden - mit Auflagen versehen war und ob hier das Umweltrecht verletzt wurde. Er wollte mit seiner dringenden Anfrage in erster Linie verhindern, dass das Baugerät, welches noch vor Ort stand, dazu verwendet wird, auch noch den Rest des Naturdenkmals zu beschädigen.

Denn die Arbeiten mussten an jenem Tag unterbrochen werden. Einer der Akteure hatte nicht aufgepasst und versehentlich den Hydraulikschlauch eines Baggers herausgerissen. Dadurch gelang Hydrauliköl in den Boden und ins Wasser, was einen Einsatz der Neidlinger Feuerwehr erforderte. Mit Ölsperren verhinderte sie erfolgreich eine Ausbreitung des Öls, nur deshalb gab es in der Lindach keine Schäden.

Doch was war geschehen? „Das ist ganz dumm gelaufen“, sagt der Neidlinger Bürgermeister Klaus Däschler und will nichts beschönigen. Die Vorgeschichte beginne bereits vor einem Jahr. Damals habe sich der Eigentümer beklagt, dass seine Äcker und Wiesen im Gebiet Maurach extrem feucht seien und eine Bewirtschaftung daher nur schwer möglich sei. Nun hatte sich der Eigentümer erneut an einen Mitarbeiter der Gemeinde gewandt. Diesem jedoch war bei einem Vor-Ort-Termin nicht bewusst, dass die Maurachquellen ein Naturdenkmal darstellen. Grund: Es gibt keine Beschilderung, und der fachlich nicht geschulte Betrachter kommt beim Anblick der Maurach auch nicht unbedingt von selbst darauf, dass diese an dieser Stelle etwas Außergewöhnliches ist.

Der Mitarbeiter der Gemeinde konnte auch nicht einschätzen, dass der Eigentümer, wenn er mit schwerem Gerät etwas anpackt, niemals „halbe Sachen“ macht. Eher im Gegenteil. So gestand er dem Landwirt zu, er könne im Bereich von zwei dort angestauten Drainagen diese punktuell freilegen. Dass der Landwirt dann aber auch noch jenseits der Drainagen kräftig weiterarbeitete, konnte er nicht ahnen.

Der dann später vom Landwirt mit Helfern vorgenommene Eingriff entspreche in keiner Weise den Empfehlungen seines Mitarbeiters, wird Bürgermeister Klaus Däschler nochmals deutlich. Nun hat die Polizei Ermittlungen in der Sache aufgenommen. Angesichts dessen könne er sich momentan nicht näher äußern, erläutert der Bürgermeister. „Ich hoffe aber trotz allem, dass sich die Sinterterrassen nach einer gewissen Zeit durch entsprechende Kalkablagerungen wieder nachbilden“, ergänzt er.

Als ganz so schlimm wie zunächst befürchtet erwies sich die Beschädigung dann doch nicht. Der Naturschützer hatte die Vertiefung des Bachbetts auf einen halben bis einen Meter geschätzt. Der betroffene Gemeindemitarbeiter hat beim Besuch der Polizei mit dem Meterstab nachgemessen und kam auf höchstens 30 Zentimeter. Bis die Maurach das wieder auffüllt, wird es dauern, doch man sollte dieses munter plätschernde Bächlein nicht unterschätzen.