Weilheim und Umgebung

Das Rathaus steht auf Strom

Umwelt Ab sofort bietet Weilheim in der Rathaus-Tiefgarage eine öffentliche Stromtankstelle für Elektroautos an. In der Startphase zahlen Kunden während der Ladung nur die Parkgebühren. Von Sabine Ackermann

Noch gibt es im Fuhrpark der Stadt Weilheim keine Elektroautos. Aber das könnte sich in ein, zwei Jahren ändern, verrät Bürgermeister Johannes Züfle, der seinen Daumen für ein oder gleich mehrere strombetriebene Dienstfahrzeuge im Stadtbau- oder Ordnungsamt durchaus hochheben würde. Er betont, dass die neue Mobilität im Weilheimer Umweltschutz eine Rolle spielt.

Einige Interessierte waren zur Eröffnung der Stromtankstelle in der Tiefgarage beim Rathaus gekommen - natürlich standesgemäß per Elektroauto. Der Gemeinderat hatte sich für die aktuell gängige Variante einer AC-Ladestation entschieden: Die „Wallbox“ ist direkt an der Wand im ersten Untergeschoss montiert und für die Elektrowagenbesitzer frei zugänglich. Das erste Auto an der neuen Ladestation ist ein „Opel Ampera-e“. Dessen Besitzer Frank-Michael Hoyer hat sich erst letzten Monat für ein Modell mit Elektromotor entschieden: „Mein Anreiz war das drohende Fahrverbot für Diesel-Autos in Stuttgart und damit eventuell auch mittelfristig das Verbot sämtlicher Verbrennungsmotoren-Fahrzeuge in der Innenstadt.“ Wie bei fast allen Anwesenden war es für ihn nur konsequent, gleich auf ein richtiges E-Auto umzusteigen und nicht einen neuen Diesel oder vermeintlich sauberen Benziner zu kaufen. Doch der Betreiber des YouTube-Kanals „Schräg“ hatte noch eine andere pfiffige Idee. Nach Absprache mit dem Bürgermeister rief er über diese Plattform weitere E-Mobilisten aus der Region auf, zur Einweihung in seine Heimatstadt zu kommen.

Hoyer fragt sich: Welche E-Autos schaffen eine tägliche Strecke von etwa 60 bis 100 Kilometern? Schnell kam die Gruppe der Gleichgesinnten, die Benzin und Diesel scheuen wie der Teufel das Weihwasser, in der Tiefgarage ins Gespräch. Ausgelotet wurden Reichweite, PS-Zahlen, Verarbeitung. Auch über Vor- und Nachteile wurde philosophiert, wobei der „Umweltgedanke“ bei allen die größte Rolle spielt.

„Ich mach in meinem BMW i3 manchmal extra das Radio an, dass man hört, dass man nichts hört“, verrät Jochen Pisch aus Weilheim. Monika Angerer stellt fest: „Man wird beim Fahren viel entspannter, das ist für mich die neue Qualität.“ Die Zellerin ist sehr zufrieden mit ihrem Renault Zoe. Das Auto habe in Montafon nicht nur den Schnee gut bewältigt, man entdecke durch die niedrigere Geschwindigkeit und kürzere Reichweite auch die schönsten Orte.

Joachim Naasz begrüßt mit seinem Golf GTE nicht nur das kostenlose Parken in Stuttgart, die Fahrkultur sei ein „leises Dahinschweben“. Nur an der Reichweite müsse man noch arbeiten, sagt der Stadtrat. Ganz begeistert ist auch Michael Kübel, der mit seinem Fahrschulwagen bereits die Schüler mit ins „Elektroboot“ holt. Sein intelligentes Hybrid-Fahrzeug entscheide selbst, ob es mit Benzin oder Strom oder beidem fährt, berichtet der Geschäftsmann. Jörn Bredereck aus Brühl bei Rastatt ist privat hier und mit seinem BMW i3 hoch zufrieden: „Ich würde nie mehr einen Verbrenner kaufen.“ Dem kann sich auch „teslamarcus“ alias Marcus Mayenschein bedingungslos anschließen - seine Erfahrungen mit seinem gleichnamigen Auto teilt er gleichfalls auf YouTube.