Fünf Jahre ist es her, dass eine Welle von Flüchtlingen ins Land schwappte. Der große Zuwanderungsstrom ist verebbt. Was bleibt, ist die Aufgabe, all die Menschen, die neu dazugekommen sind, zu integrieren. Und so sehr sich Haupt- und Ehrenamtliche in Weilheim einsetzen - der Durchbruch ist noch nicht in allen Bereichen gelungen. Jetzt startet die Stadt einen weiteren Anlauf: In einem einjährigen Prozess will sie ein neues Format etablieren, bei dem Menschen mit und ohne Migrationshintergrund beteiligt werden, sich austauschen und ins Stadtleben einbringen können - und bei dem das „Wir-Gefühl“ wächst. Zwei Moderatorinnen der Führungsakademie Baden-Württemberg begleiten das Programm. Finanziert wird es vom Land.
„Es gilt, die Menschen nicht nur unterzubringen, sondern auch zu integrieren“, betont Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Zwei Erfolgsprojekte hat Weilheim vorzuweisen: die Kleiderkammer und die Fahrradwerkstatt. Sie haben sich zu echten Treffpunkten für Menschen mit und ohne Fluchthintergrund entwickelt. Aber das allein genügt noch nicht.
Schon vor drei Jahren hatte die Stadt deshalb selbst den Versuch unternommen, ein Integrationskonzept zu etablieren. Damals war klar geworden, dass sich viele Ehrenamtliche, die anfangs hoch aktiv in Weilheim gewesen waren, wohl übernommen und zurückgezogen hatten. Die Stadt versuchte, sie wieder ins Boot zu holen, weitere Interessierte zu finden und eine dauerhafte Struktur für die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt aufzubauen. „Das ist uns nicht gelungen“, zieht der Weilheimer Flüchtlingskoordinator Thomas Güthle kritisch Bilanz.
Bei dem Prozess, der jetzt neu angestoßen wird, sind zwei wesentliche Punkte anders: Zum einen gibt es externe Begleitung von den beiden Moderatorinnen. Die Führungsakademie betreut übrigens nicht nur Weilheim, sondern auch andere Kommunen. „Da sind Synergieeffekte zu erwarten“, sagt Weilheims Ordnungsamtsleiter Helmut Burkhardt. Zum anderen möchte man sich thematisch breiter aufstellen: „Wir richten uns nicht nur an Flüchtlinge, sondern wollen auch europäische Zuwanderer und Menschen aktivieren, die schon länger hier sind“, betont Bürgermeister Johannes Züfle. Sie haben oft schon hinter sich, was andere noch vor sich haben und können - so die Hoffnung - wertvolle Tipps geben. Kurz: „Wir wollen Menschen zusammenbringen“, so Züfle.
Wie der Prozess konkret aussehen soll, kann noch niemand sagen. „Das wollen wir gemeinsam erarbeiten“, sagt der Bürgermeister. Nur so bestehe die Chance, die Betroffenen auch wirklich zu erreichen. „Wir wollen eine Austauschplattform schaffen, die Menschen einbeziehen und gespiegelt kriegen: Was brauchen sie wirklich?“, konkretisiert Thomas Güthle. „Das sollen uns die Leute sagen, die betroffen sind.“ Neben der Verwaltung und dem AK Asyl sollen Flüchtlinge selbst, Migrantenvereine, Schulen, Kindergärten, Sportvereine, der Jugendtreff und auch der Gemeinderat eingebunden werden. „Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so Güthle. Wichtig sei es, dass alle offen sind für kreative Arbeitsformen.
Ein Auftaktgespräch mit den zwei Moderatorinnen hat bereits stattgefunden, Ende Juli folgt das erste Treffen der Projektsteuerungsruppe. Geplant ist, den Prozess bis Juli 2021 abzuschließen.