Weilheim und Umgebung
Der Bissinger See bekommt jetzt eine Badeordnung

Freizeit Das Gemeindegewässer hat sich während der Corona-Zeit immer größerer Beliebtheit erfreut. Um Problemen vorzubeugen, gibt es nun einige Neuerungen. Von Thomas Zapp

Die Bissingerinnen und Bissinger lieben ihren kleinen See: Als Abkühlung an heißen Tagen ist das rund 0,45 Hektar große Naturgewässer ein beliebter Treffpunkt. Seit einiger Zeit kommen aber auch aus den Nachbargemeinden vermehrt Erholungssuchende. „Besonders in der Corona-Zeit, als die Freibäder geschlossen waren, stiegen die Besucherzahlen“, sagt Bürgermeister Marcel Musolf.

In Eigenregie hat die Gemeindeverwaltung beeindruckende Zahlen ermittelt: Bis zu 300 Menschen haben sich im vergangenen Sommer an schönen Tagen im See und auf der Liegewiese aufgehalten. Manche kamen sogar auf die Idee, mit dem Stand-up-Paddle-Board oder dem Kanu aufs Wasser zu gehen und dabei auch mal durch das Schilf zu pflügen. 


„Wir haben jetzt 
maximale
Rechtssicherheit. 
Marcel Musolf
Bürgermeister von Bissingen
 

Das war für den Schultes und die Verwaltung Anlass genug, mal ein paar Verhaltensregeln aufzustellen. „Dazu mussten wir erst mal klären, was der Bissinger See eigentlich ist, da gibt es verschiedene Kategorien“, erklärt Marcel Musolf. Ist er ein normales Gewässer, wo ein paar Leute gelegentlich baden, eine Badestelle oder ein Naturbad mit typischen Installationen wie Sprunganlage oder Badeplattform?

Diese Fragen konnte der eigens aus Norddeutschland angereiste Experte Professor Carsten Sonnenberg im September klären. Der Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen ist einer der renommiertesten Fachleute, wenn es um die verschiedenen Aspekte der Nutzung von Gewässern geht. Die wichtigen Kennzahlen hatte er schon im Vorfeld zugeschickt bekommen, inklusive eines kleinen See-Videos. 

Bei einer Begehung vor Ort wurden dann die notwendigen Maßnahmen schnell abgesteckt: Zunächst muss eine neue Beschilderung her. „Auch dafür gibt es eine DIN-Norm“, sagt Musolf, der froh ist, die lange gewohnte Nutzung des Sees nun auch „wasserfest“ zu haben. Neu müssen auch die Zugänge zum See gestaltet werden, die Treppenstufen aus Naturstein sind nicht mehr im besten Zustand, teilweise sind sie brüchig und rutschig. Die neuen Betonstufen werden zwar nicht so schön, dafür aber sicherer sein. Das sahen auch die Mitglieder des Gemeinderats ein, von denen einigen der Gedanke an die neue Optik nicht so sehr gefiel. Auch dass es künftig statt fünf nur noch vier Zugänge geben wird, stieß nicht bei allen auf spontane Gegenliebe. Schließlich wird auch der Schwimmbereich in der Saison von Mai bis Oktober mit Bojen und Seilen abgetrennt, dadurch werden die Schilfe am Rand geschont. Die Kosten für alle Maßnahmen werden bei rund 25 000 Euro liegen.

Auch künftig kein Eintritt

Ansonsten wird aber alles beim Alten bleiben. Einen Eintritt gibt es auch künftig nicht, rund um den See darf man auch künftig mit dem Hund spazieren gehen. Für den Badbesuch sind Tiere aber nicht erlaubt. Zu definieren wäre auch noch der Geltungsbereich der Badeordnung. „Wo fängt das Badegebiet an, wo hört es auf?“, fragte etwa Gemeinderat Andreas Allmendinger von der Freien Wählervereinigung. Einen Zaun gibt es ja schließlich nicht. Sicher ist dagegen: Eine Wasseraufsicht wird es auch künftig nicht geben, die ist an einer Badestelle auch nicht nötig.

Regeln nicht immer selbstverständlich

Ansonsten sind in der Badeordnung auch die Selbstverständlichkeiten festgehalten, wie: Andere nicht zu stören mit lauter Musik, Sport und Spielgeräten oder Grillen. Und: Nacktbaden oder bekleidungsfreies Sonnen ist auch künftig verboten. „Das sind Dinge, die einem der gesunde Menschenverstand sagt, aber jetzt hat man sie auch schriftlich“, sagt Marcel Musolf. Wie so oft gilt auch hier: Je mehr Menschen hinzukommen, umso mehr wird ausprobiert. 

Was auch geregelt ist, hat mit Baden weniger zu tun, sondern gilt eher für die badefreie Zeit es Jahres: Ist der See zugefroren, ist das Betreten und Eislaufen verboten. Denn: Aufgrund des Zuflusses in den Bissinger See und Ablagerungen von Ästen und Baustümpfen kann nicht garantiert werden, dass die Eisfläche durchgehend hält. Die gute Nachricht verkündet der Schultes dem Gemeinderat: „Wir haben jetzt maximale Rechtssicherheit.“