Weilheim und Umgebung

Der Buchsbaum als Auslaufmodell

Auf dem Weilheimer Friedhof haben gefräßige Zünslerraupen gewütet wie noch nie

Wo der Buchsbaumzünsler ungebremst fressen kann, bleiben nur noch Gerippe übrig. Ganz besonders heftig erwischt hat es den Weilheimer Friedhof.

Trostloser Grabschmuck: Kahl und braun bleiben die Buchsbäume zurück, wenn die gefräßigen Zünsler-Raupen am Werk waren. Fotos: C
Trostloser Grabschmuck: Kahl und braun bleiben die Buchsbäume zurück, wenn die gefräßigen Zünsler-Raupen am Werk waren. Fotos: Carsten Riedl

Bianca Lütz-Holoch

Weilheim. Es ist ein Trauerspiel: Wo vor wenigen Wochen noch grüne Kugeln, Hecken und Büsche die Gräber zierten, ragen nun braune Gerippe empor. Jeder Griff in deren gespinstumwobene Zweige erzeugt Staubwolken, die Erde ist übersät mit kleinen Kotkügelchen: Der Buchsbaumzünsler hat zugeschlagen. Monika Woithe von Monikas Blumenhaus in Weilheim kann nur den Kopf schütteln. „Als ich in den Urlaub gefahren bin, war noch alles grün“, erinnert sich die Floristin, die zahlreiche Gräber auf dem Friedhof pflegt. Nach ihrer Rückkehr sahen die Büsche aus wie verbrannt. Mit Spritzmitteln ist auf dem Friedhof ihrer Ansicht nach nichts mehr auszurichten. „Wenn man den Schädling an einer Stelle erfolgreich bekämpft hat, kommt er woanders wieder.“ Sie befürchtet, dass die Population weiter wächst und künftig noch mehr Schädlinge auftreten.

„Der Buchs ist nicht mehr als Friedhofspflanze geeignet“, ist Woithe überzeugt. Sie hat begonnen, Kunden von außerhalb anzurufen und über die Dramatik der Situation zu informieren. „Viele können es gar nicht glauben, dass es so schlimm aussieht“, sagt sie. Für die Floristin steht aber fest: Der Buchs muss weg, samt der alten Erde, in denen verpuppte Zünslerlarven schlummern könnten. Als Alternative schlägt sie ihren Kunden Liguster, Koniferen oder Wachholder vor. “

Auch aus Sicht des Weilheimer Bauhofleiters Karl Bölz könnte der Buchs ein Auslaufmodell sein. „Ich denke darüber nach, mich beim Pflanzen von Buchs künftig zurückzuhalten“, sagt er. Größere Schäden hat es auf öffentlichen Flächen wie den Hofgärten zwar nicht gegeben. „Wir haben rechtzeitig gespritzt“, sagt der Bauhofleiter. Trotzdem wolle er Probleme mit dem Buchsbaumzünsler nicht forcieren. „Vielleicht ist es besser, künftig andere Pflanzen zu nehmen.“ Ohnehin stünden mittlerweile in fast allen Gärten Buchsbäume – „und Monokulturen führen immer irgendwann zu Problemen.“

Buchsbaumzünsler im Kurzporträt

Das Tier: Der Buchsbaumzünsler – lateinisch: Cydalima perspectalis – ist ein weiß-schwarzer Kleinschmetterling. Seine Vorderflügel weisen oft braune Außenränder auf. Der Buchsbaumzünsler legt seine Eier an den Blättern des Buchsbaums ab. Daraus schlüpfen bis zu fünf Zentimeter lange grüne Raupen mit schwarzen Punkten oder schwarz-weißen Streifen. Der Schmetterling lebt nur etwa acht Tage lang. Von Frühjahr bis Spätsommer legen die Weibchen etwa alle zwei Monate Eier. Damit kann es bis zu vier Buchsbaumzünslergenerationen im Jahr geben. Die Weibchen bevorzugen zum Eierlegen Buchsbäume, die noch nicht befallen wurden. Die Verbreitung: Ursprünglich war der Kleinschmetterling, der eine Flügelspannweite von gut vier Zentimetern erreicht, im ostasiatischen Raum zu Hause. Fachleute gehen davon aus, dass er vor wenigen Jahren vermutlich über Pflanzenimporte aus seiner Heimat nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde. Der Befall: Die Zünsler-Raupen nagen zunächst im Innern der Pflanzen. Eine Raupe frisst bis zu 45 Blätter. Nach den Blättern gehen die Zünsler an die grüne Rinde der Triebe, die sie oft bis aufs Holz abfressen, worauf darüberliegende Bereiche absterben. Buchsbaumzünsler-Befall erkennt man daran, dass abgefressene Blattrippen zurückbleiben. Befallene Pflanzen sind mit Gespinsten überzogen, bei näherem Hinsehen entdeckt man auch Kotkrümel. Die Bekämpfung: Der Buchsbaumzünsler hat hierzulande keine natürlichen Feinde. Wer den Schädling bekämpfen will, sollte seine Pflanzen regelmäßig kontrollieren und möglichst bereits die erste Raupengeneration im Frühjahr erwischen. Aufwendig, aber hilfreich ist es, die Raupen zunächst abzusammeln. Intensives Spritzen mit biologischen oder chemischen Insektiziden ist bei Befall angeraten. Eventuell kann ein Rückschnitt die völlige Zerstörung befallener Pflanzen verhindern.ez