Weilheim und Umgebung

Der Neidlinger Geldbeutel ist prall gefüllt

Finanzen Knapp 19 Millionen Euro Basiskapital: Bei der Eröffnungsbilanz ist das ganze Vermögen der Gemeinde im Kirschblütental bewertet worden. Von Peter Dietrich

Ein großer Wunsch der Gemeinderäte: Eine Direktverbindung von Neidlingen nach Kirchheim, ohne Umstieg in Weilheim. Foto: Jean-Lu
Ein großer Wunsch der Gemeinderäte: Eine Direktverbindung von Neidlingen nach Kirchheim, ohne Umstieg in Weilheim. Foto: Jean-Luc Jacques

Beim Umstieg auf das Neue Kommunale Haushalts- und Rechnungswesen braucht jede Gemeinde eine Eröffnungsbilanz. Diese liegt nun für Neidlingen zum Stichtag 1. Januar 2018 vor. Demnach verfügt die Gemeinde über ein Basiskapital von 18,96 Millionen Euro - ein sehr guter Wert. Zum Vergleich: Holzmaden brachte es auf 12,2 Millionen Euro, Ohmden auf 8,2 Millionen. Der hohe Wert liegt vor allem an den hohen liquiden Mitteln, über die Neidlingen aktuell verfügt. Schafft in den kommenden Jahren ein Haushalt den Ausgleich nicht, kann dafür das Basiskapitel herangezogen werden, es ist also ein Polster vorhanden.

Für die Eröffnungsbilanz wurde das gesamte Vermögen der Gemeinde bewertet. Die unbebauten Grundstücke summieren sich auf 4,17 Millionen Euro, die bebauten Grundstücke auf 5,68 Millionen. Die Infrastruktur, also die Straßen und ingenieurtechnischen Bauwerke wie Brücken, wurden mit 3,56 Millionen Euro veranschlagt. Die Vorräte sind gut 40 000 Euro wert, es handelt sich dabei vor allem um Heizöl. Kunstgegenstände schlagen mit lediglich 1000 Euro zu Buche. Die Neidlinger Brunnen hingegen sind schon so alt, dass sie durchweg nur noch mit einem Erinnerungswert auftauchen.

Schulden haben sich reduziert

Die liquiden Mittel der Gemeinde betrugen gut zehn Millionen Euro. Verglichen damit sind die Kredite mit rund 600 000 Euro überschaubar. Ein Großteil der „Sonstigen Verbindlichkeiten“ von 2,34 Millionen Euro kam daher, dass Steuern zu früh bezahlt wurden. Sie waren erst im nächsten Jahr fällig, eine Rücküberweisung durch die Gemeinde war aber so kurz vor Jahresende nicht mehr möglich. Daher wurde die Zahlung nur rechnerisch abgegrenzt. Ebenfalls nach Jahren abgegrenzt wurden die bezahlten Friedhofsgebühren: Hat jemand eine Grabnutzung für viele Jahre bezahlt, wird der Betrag anteilig den kommenden Jahren zugerechnet.

Die Eröffnungsbilanz war die Grundlage für den Rechnungsabschluss für 2018, der deshalb später als sonst üblich vorlag. Vor allem weil die Gewerbesteuer auf einen Rekordwert von 7,46 Millionen Euro stieg, fällt das Jahr 2018 finanziell viel besser aus als erwartet. Statt dem erwarteten Gesamtergebnis von 2,05 Millionen Euro schloss das Jahr mit einem Plus von 3,61 Millionen Euro. Dieses Ergebnis liegt auch daran, dass die Gemeinde geplante Grundstückskäufe in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro nicht durchgeführt und Baumaßnahmen im Wert von rund 760 000 Euro nicht erledigt oder ins Jahr 2019 verschoben hat. So hat sich die Liquidität der Gemeinde auf 11,5 Millionen Euro erhöht. Die Gemeinde muss jedoch einkalkulieren, dass hohe Gewerbesteuern mit zwei Jahren Verzögerung zu einem hohen Anteil wieder als Umlage abfließen werden.

Die Schulden der Gemeinde Neidlingen haben sich durch die Tilgungen von gut 600 000 Euro Anfang 2018 auf gut 478 000 Euro Ende 2018 reduziert. Allerdings verbergen sich im Eigenbetrieb Wasserversorgung weitere 428 000 Euro Schulden. Die Wasserversorgung hat im vergangenen Jahr einen Verlust von knapp 20 000 Euro gemacht. Doch das war so gewollt, denn in den Jahren 2016 und 2017 hatte die Wasserversorgung hohe Gewinne erwirtschaftet, die nun durch eine drastische Senkung des Wasserzinses um 28 Prozent, rückwirkend zum 1. Januar 2018, zum Teil wieder ausgeglichen wurden. Ein Nebeneffekt: Durch die Preissenkung und den Verlust bekommt die Gemeinde bereits bezahlte Körperschaftssteuer zurück. „Ehe wir Steuern an den Bund bezahlen, geben wir das Geld lieber an die Bürger zurück“, sagte der Weilheimer Kämmerer Dennis Bräunle.

Verglichen mit den vorherigen Summen folgten noch zwei kleine Fische: Der Tierschutzverein Kirchheim erhält durch den neuen Fundtiervertrag künftig 0,90 statt bisher 0,50 Euro pro Einwohner, das ist zur Deckung der Fixkosten für das Tierheim nötig. Dafür kümmert er sich um die Neidlinger Fundtiere, durchschnittlich etwa vier pro Jahr.

Ohne Umwege nach Kirchheim

Einstimmig beschloss der Gemeinderat, sich mit 4500 Euro an den Kosten für ein Weilheimer Stadtticket zu beteiligen. Die Kooperation ist nötig, weil Fahrgäste aus dem Weilheimer Stadtteil Hepsisau oft über Neidlingen nach Weilheim fahren müssen. Dringend wünschen sich Neidlinger Gemeinderäte die Wiedereinführung von Direktverbindungen nach Kirchheim, ohne Umstieg in Weilheim. Dies ist laut Bürgermeister Klaus Däschler für April 2020 in Aussicht. Gemeinderat Matthias Klein würde eine Fortführung des Stadttickets bis Kirchheim begrüßen. Däschler ebenfalls: „Das ist jetzt nur der erste Schritt.“