Weilheim und Umgebung

Der Pfarrer und die Popmusik

Eckhard Schlatters musikalische Gabe bereichert die Gemeindearbeit in Weilheim

„Ich sehe meine Liebe zur Popular-Musik als eine Gabe, die ich in die Gemeinde einbringe“, sagt Eckhard Schlatter, Pfarrer auf dem Weilheimer Egelsberg. Musik begleitet ihn schon sein Leben lang. Mit Freunden aus Pfadfinder- und Studienzeiten spielt der Pfarrer in der eigenen Band „Preachers‘n‘Poets“ fetzige Songs. Meist privat – und wenn öffentlich, wie beim Gemeindefest „Rock am Turm“, dann für einen guten Zweck.

Singt immer noch gern und sang schon vor Smartphone-Zeiten: Pfarrer Schlatter.Foto: Judith Reischl
Singt immer noch gern und sang schon vor Smartphone-Zeiten: Pfarrer Schlatter.Foto: Judith Reischl

Weilheim. Die „Gabe“, wie Schlatter seine Leidenschaft für Popmusik bescheiden nennt, wuchs in einem Schattendasein. „Ich war nicht der filigrane Orgelüber – mir hatten es die schnellen Rhythmen angetan.“ Deshalb landete er bei der E-Gitarre und beim E-Bass. – Schwierig im Esslingen der 70er- und frühen ­80er-Jahre.

Schon als CVJM-Pfadfinder gründete er mit Freunden seine erste Band. „In Zeiten vor Smartphone und SMS war der Gottesdienst Sonntagvormittag immer wichtig, auch um auszumachen, was wir am Nachmittag machen wollten“, schmunzelt der Pfarrer. In diesem Alter kamen musikalische Leidenschaft und Glaube zusammen. Heute besteht die Band, die die Rock-Hits der 1970er- und 1980er-Jahre covert, aber auch eigene Stücke und aktuelle Titel spielt, aus sechs Mitgliedern: Keyboarder Toni Schmid, Frieder Fallscheer an der Lead-Gitarre, Eckhard Schlatter (Bass, Vocals) und Wolfgang Balz (Drums) bilden dabei das musikalische Fundament. Als Sänger sind Gela Körner und Holger Stähle aktiv.

Doch die Band ist Schlatters Hobby, die Musikalität an sich jedoch ist eine Gabe, die Eckhard Schlatter auch in seine Arbeit als Pfarrer einbringt. Er sieht sich als „bodenständiger Realist, der begriffen hat, wie man moderne musikalische Elemente in den Gottesdienst einbaut, ohne traditionell eingestellte Gottesdienstteilnehmer zu vergrätzen“. Musik sei dabei das Verbindende.

„Musik ist – neben dem gesprochenen Wort – die wichtigste Verkündigungsform. Sie ist eine gemeinde-aufbauende Kraft.“ – So kann Schlatter über die moderne christliche Rockmusik die junge Generation begeistern und in die Mitte der Gemeinde holen. Gerade die Jungen Leute, die „Digital Natives“, leben oft in einer Einsamkeit von digitalen Netzwerken, Chats statt echten Gesprächen und vagen Textnachrichten, statt konkreten Verabredungen und verbindlichen Zusagen. „Gerade hier ist etwas Gruppenstiftendes wichtig“, ist die Erfahrung Schlatters. Und er nutzt dazu die Kraft der Musik. „Die jungen Leute von heute haben das Pech, dass die aktuelle Chart-Musik so professionalisiert ist.“

Doch in der christlichen Rockmusik gibt es Hits, die das Zeug haben, in die Charts und eine Generation später vielleicht auch mal ins Gesangbuch zu kommen. „Prägend für diese Musik ist auch, dass sie leichter reproduziert werden kann. Nicht nur von den ein, zwei musikalischen Genies des Jahrgangs, sondern auch von allen anderen. Da können viele mitmachen. Einfache Gitarrenakkorde, eingängige und doch moderne Melodien, gute Texte“, erklärt Schlatter.

So kann das Gemeinschaftsgefühl aus der Konfirmandenfreizeit mit Kim Walker Smiths „Happy Day“ in den Religionsunterricht und aufs Gemeindefest mitgenommen werden. „Die Musik, die man in seiner Pubertät hört, die prägt fürs Leben“, ist Schlatters Erfahrung. „Meine Gabe, die ich in die Gemeindearbeit einbringe, ist jedoch kein primäres Gebiet der landeskirchlichen Musik. In der Mischung liegt die Kraft“, weiß Schlatter heute. Zusammen mit der A-Kantorin Gabriele Bender, dem starken Posaunenchor unter Leitung von Helmut Feuchter und dem Sing-Team gestaltet Schlatter mit und für seine Kirchengemeinde ein verbindendes Element mit seiner Liebe zur Musik.

Und vielleicht, wenn die jetzigen Konfirmanden selbst Teenager-Kinder haben, wird das Lied „Oh happy day“ von Kim Walker Smith oder „One way Jesus“ von Hillsong im evangelischen Liederbuch zu finden sein. Wer weiß das schon...

Der Pfarrer und die Popmusik
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