Weil bezahlbarer Wohnraum knapp ist, bringt die CDU im Bad Boller Gemeinderat schon länger die Möglichkeit von Tiny-Häusern ins Gespräch. Das kann doch auch für Bad Boll infrage kommen, glauben die Vorkämpfer. Um auszuloten, was die Gemeinde für diese Wohnform tun kann, wurde Tilman Bässler eingeladen, der sich geschäftlich mit diesem Trend befasst. Herausgefunden hat er bei seiner Umfrage: Das Klientel dafür ist eher 45 Jahre und älter. Die wollen ein Tiny-Haus, wenn die Kinder aus dem Haus sind und im neuen Gebäude alt werden. In einem, das dann schon richtig steht, nicht auf Rädern, aber prinzipiell mit Autokran und Tieflader auch verlegt werden kann.
Tiny-Haus-Interessenten wollen aufs Land
Ihre Wohnraumwünsche: größer als 50 Quadratmeter. „Eigentum ist ihnen wichtig“, sagt Bässler. Über 60 Prozent der Umfrageteilnehmer wollten einen Gemeinschafts- oder Gesellschaftsraum. Die meisten, nämlich 90 Prozent, wollten einen Garten. Sie wollten lieber auf dem Land wohnen, zu über 80 Prozent auf das Auto nicht verzichten und zu über 60 Prozent gerne Anschluss an den ÖPNV haben.
Das hat seinen Preis. Realistisch seien für ein Minihaus von 50 bis 60 Quadratmetern 120 000 Euro. Hinzu kommt die Erschließung mit Wasser, Strom, Telefon. Das kann leicht 20 000 Euro kosten, sagt Bässler. Aber: Wenn sich mehrere zusammentun an einem Standort, eine kleine Minihaussiedlung bilden, wird es für jeden billiger. Es gehe letztendlich um die Gemeinschaft Gleichgesinnter. Die brauchen dann auch Sicherheit, dass sie länger bleiben können. Fünf bis zehn Jahre mit Option auf noch mal zehn oder so etwas. Erbpacht oder Ähnliches, sagt Bässler.
Das muss dann alles zusammenpassen. Die Leute, die miteinander siedeln wollen und der Platz. Den anderen Typ Tiny-Haus, den man vor Augen hat: Das Haus auf Rädern, maximal 30 Quadratmeter, bis zu 3,5 Tonnen schwer, ist für ihn wohl eine Randerscheinung.
Letzteres war für Gemeinderätin Dorothee Kraus-Prause (Grüne) ein bisschen überraschend. Sie dachte bei Tiny-Haus schon an den Räder-Typ. Rainer Staib (CDU) will einfach mal sehen, was möglich wäre. Man müsse Tiny-Häuser eher langfristig denken. Baulücken könnten auf viele Jahre verpachtet werden. In Bad Boll gebe es das ja wohl. Friedrich Aichele (CDU) warb auch für den Gedanken: Ob die Gemeinde geeignete Grundstücke sehe, Planungssicherheit schaffen könne, Besitzer und Interessenten zusammenbringen könne.
Eigenes Quartier könnte ausgewiesen werden
Bürgermeister Hans-Rudi Bührle stellt klar, dass die Gemeinde keine Grundstücke habe und er keine falschen Hoffnungen wecken wolle. Er könne einen Aufruf machen, halte die Resonanz aber für eher gering. Bührle weiter: Wenn man an eine zeitlich begrenzte Nutzung von Baulücken denke: Fünf Jahre seien eher die Untergrenze, wegen der Erschließungskosten. Aber er will das Interesse herausfinden. Das begrüßt Bässler. Der Schultes findet es darüber hinaus nachdenkenswert, ob man im neuen Flächennutzungsplan ein Quartier ausweise für minimalistisches Wohnen.