Weilheim und Umgebung
 „Der TSV Holzmaden ist ein Aushängeschild für die Gemeinde“

Vereinsleben Mehr als ein Club: Der TSV hat seinen Festakt zum 125-jährigen Bestehen in der Stephanuskirche begangen. Neben vielen Anekdoten gab es auch einen ernsten Appell. Von Thomas Zapp

Dass die Bedeutung TSV Holzmaden für die Urwelt-Gemeinde weit über die Rolle eines reinen Sportvereins hinausgeht, macht schon der Veranstaltungsort deutlich: Fast 100 Besucherinnen und Besucher sind an diesem Abend in die Stephanuskirche gekommen, um dort das 125-jährige Vereinsjubiläum zu feiern. Pfarrer Andreas Taut lobt die Sportler für den Mut, die Feier im „Heiligtum“ Holzmadens zu feiern, nachdem die Gemeindehalle als etatmäßiger Ort wegen der Umbauarbeiten ausfiel. „Dieser Abend dürfte ein Extra-Kapitel der Chronik einnehmen“, sagt er in seinem Grußwort. Die Verbindung zwischen Glaube und Sport habe eine lange Tradition seit der Antike, so der Gemeindepfarrer, der in seiner Begrüßung auf die ersten olympischen Spiele der Neuzeit verweist, die im selben Jahr stattfanden, in dem der TSV Holzmaden gegründet wurde: 1896.   

An so einem Abend dürfen der erste Vorsitzende Herbert Kirschmann und der Ehrenamtsbeauftragte Rainer Stephan als langjährige Mitglieder auch einmal die original Vereinsfahne aus dem Jahr 1924 als eine Art Altartuch auf die Sprechkanzel legen, begleitet von rhythmischem Applaus und der Musik von Andreas Bourani: „Ein Hoch auf uns“. Auch andere Holzmadener Vereine haben sich mächtig ins Zeug gelegt: Das Bläserensemble des Musikvereins Holzmaden setzt einen musikalischen Rahmen und das Kult-Quintett Holzmadian Harmonists hat den Joe-Dassin-Klassiker „Les Champs Élysées“ liebevoll umgetextet: „Oh mein TSV, Sport mach schön und schlau. Wer sich bewegt, bleibt sitzen nicht, wer das nicht glaub ist gar ein Wicht, drum geh ins Training tob dich aus und schwitz es heraus“ – den dritten Refrain singen alle mit und belohnen die launige Aufführung der fünf Könner mit tosendem Applaus. Bürgermeister Florian Schepp kann zwar persönlich nicht anwesend sein, schickt aber per Video eine Grußbotschaft. „Der TSV Holzmaden ist ein Aushängeschild für die ganze Gemeinde: Er ist jung, gesund und voller Tatendrang“, freut sich der Schultes.

An diesem Abend haben aber die Langgedienten noch einmal die Hauptrollen inne. Rainer Stephan, der die Festrede hält, kann zu vielen historischen Fotos die Namen der abgebildeten Personen nennen und die Nachfahren im Publikum begrüßen. Und natürlich stecken die 125 Jahre voller Anekdoten: Etwa dass der Holzmadener Sportplatz nach dem Krieg für die Versorgung der Heimatvertriebenen genutzt wurde: Der Rasen wurde für den Anbau von Obst und Gemüse genutzt. Von 1946 bis 1951 mussten die Kicker auf den Ohmdener Sportplatz ausweichen. „Nochmals besten Dank hierfür“, lobt Rainer Stephan die Nachbargemeinde um dann verschmitzt hinzuzufügen: „Fünf Jahre später nahmen unsere Kicker keine Rücksicht mehr auf die freundlichen Nachbarn. Mit 15:1 Toren schickten unsere Jungs die Ohmdener über den Bergwald nach Hause und der wohl höchste Sieg fand Eingang in die Annalen“ – Noch 50 Jahre später ließen die Holzmadener ein T-Shirt zur Erinnerung drucken. Dazu passen die eingravierten Sprüche auf den alten Vereinstellern des TSV ganz gut: „Wichtiger als der Sieg ist die Haltung“ oder „Bescheidenheit kürt den Sieger“. Man könnte noch hinzufügen: „Der Spaß darf auch im Sport nicht zu kurz kommen.“ Den hatten die TSVler auch auf den zahlreichen Fahrten in die Partnergemeinde Connantre oder auf der viertägigen Feier zum Hundertjährigen und dem Umzug in die neue Sportanlage Brühl 1996: Es war die größte Party der Vereinsgeschichte.  In die Nostalgie mischt sich dann die Realität. Denn all die Feiern und Aktionen hätte es ohne die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder nicht gegeben. Rainer Stephan wird am Ende deutlich: „Wir sind immer noch dabei, aber die Nachfolger stehen nicht Schlange.“ 

Ehrung: 40 Jahre im Verein

Kein Jubliäum ohne Ehrungen. Wie kaum ein anderer steht Gerhard Reinert für ehrenamtliches Engagement und Vereinstreue. An diesem Abend wird er für 40 Jahre Mitgliedschaft im Verein geehrt, die er seit 1981 ununterbrochen als Schriftführer tätig war. Margot Kemmler vom Sportverband Esslingen ist extra gekommen, um ihm die Goldene Ehrennadel des Württembergischen Landessportbunds zu überreichen. „Ich habe eine zweistündige Rede vorbereitet“, droht der Geehrte an, um dann aber lachend Entwarnung zu geben und den Appell seines Vereinskameradens Rainer Stephan zu wiederholen: „Wir würden gerne Platz machen für die nächste Generation“ – damit das Aushängeschild von Holzmaden auch künftig weiter strahlen kann – ebenso wie der Jubilar auf dem Foto neben Margot Kemmler. zap