Weilheim und Umgebung
Der Verkehr treibt viele um

Gemeindeentwicklung Die Bürgerversammlung in Holzmaden trifft auf eine hohe Resonanz. Die Besucher interessieren sich für ein breites Themenspektrum. Von Anke Kirsammer

Die erste Bürgerbeteiligung im Rahmen des Holzmadener Dorfentwicklungskonzepts war ein voller Erfolg. Die Besucher in der Gemeindehalle machten deutlich, welche Themen ihnen auf den Nägeln brennen: Der Mangel an verfügbaren Wohnbauplätzen wurde ebenso angesprochen wie der Komplex Verkehr - ein Bereich, der sich anschließend auch auf besonders vielen Kärtchen niederschlug. Sie dienen als Anregungen für die Planungswerkstatt in der kommenden Woche.

Zum Auftakt ging Bürgermeisterin Susanne Jakob auf die Befindlichkeit verschiedener Gruppierungen im Ort ein: Gemeinderäte, die sich Sorgen um die Kommunalfinanzen machen, Eltern, die besorgt sind über die Betreuung ihrer Kinder, und Vereinsvorsitzende, die sich fragen, wie sich Ehrenamtliche gewinnen lassen. - „An solchen Tagen könnte es einem schlecht gehen“, so die Rathauschefin. Die Befürchtungen zeigten aber, wie viele Leute ihr Dorf schätzen, und sie spiegelten die Sorge, dass es nicht so bleibt. Die Gemeinde habe jedoch eine gute Ausgangslage. „Es liegt in unseren Händen, diese Chance zu nutzen“, sagte Susanne Jakob.

Bertram Roth von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung (KE), die das Projekt begleitet, umriss den Ablauf: Zu Beginn hatte die Verwaltung der KE auf gut 100 Seiten benannt, welche Bereiche in der Urweltgemeinde beackert werden können. Gemeinsam wurden daraufhin acht Themenblöcke wie Mobilität, Landschaft/Erholung und Energie/technische Infrastruktur festgezurrt. In einem zweiten Schritt hat sich der Gemeinderat in einer Klausurtagung intensiv mit den verschiedenen Bereichen befasst, Ziele sowie Maßnahmen formuliert und Schwerpunkte benannt, die mit den Bürgern diskutiert werden sollen. Roth ermunterte die Besucher, sich bei den Themen Kindergarten/Schule, Ortsmitte/Begegnungsmöglichkeiten und Seniorenwohnen/Miteinander leben zu beteiligen. „Bringen Sie sich in dem Block ein, der Sie am meisten betrifft.“ Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung vorgestellt und münden im „Entwicklungskonzept Holzmaden 2030“ mit konkreten Projekten und Maßnahmen. Es soll eine Perspektive für zehn bis 15 Jahre aufzeigen und dem Gemeinderat als Leitfaden dienen. Bertram Roth machte darauf aufmerksam, dass ein solches Konzept auch die Basis dafür ist, um öffentliche Zuschüsse für Sanierungsprogramme zu bekommen.

Die Besucher nutzten nach der Präsentation der Ergebnisse der Gemeinderatsklausur durch Steffen Niehues (KE) die Gelegenheit, ihre Fragen und Anregungen loszuwerden: „Hat man sich auch zum Thema Tourismus Gedanken gemacht?“, wollte ein Bürger wissen. Jährlich kämen über 40 000 Besucher wegen des Urweltmuseums nach Holzmaden. Susanne Jakob verwies auf den angedachten Schieferlehrpfad, Bertram Roth auf die Überlegung, Mitglied im Biosphärengebiet zu werden. Ein Bürger machte hinter die Absicht, die Planungswerkstatt auf drei Themen zu reduzieren, ein großes Fragezeichen. „Im Vordergrund steht die Ideensammlung. Es war mein Fehler, die Diskussion auf drei Themen reduziert zu haben“, räumte Roth ein.

Einem Bürger sagte er zu, die präzisen Daten zur aktuellen Bevölkerungsstruktur nachzuliefern. Ein jüngerer Besucher fand gerade die vorausberechneten Zahlen fürs Jahr 2035 spannend. „Für uns, die wir hier aufwachsen, ist das von hoher Bedeutung.“ Angeregt wurden im Plenum auch Angebote für junge Familien. Bertram Roth bewertete die Diskussionsfreudigkeit positiv: „Das entwickelt eine richtige Dynamik hier. Wenn das nächste Woche auch so wird, bekommen wir eine spannende Veranstaltung.“