Weilheim und Umgebung

Die Amphore in Hepsisau fasst Geschichte und Geschichten

Gedenken Das Grabmal der Familie Hummel prägt das Bild des Friedhofs in Hepsisau und erzählt Dorfgeschichte.

Das Grabmal der Familie Hummel . Foto: pr

Weilheim. Auf dem Friedhof in Hepsisau steht an zentraler Stelle schon viele jahrzehntelang das besondere Grabmal der Familie Karl Hummel. Eine amphorenartig gestaltete Plastik aus Kupfer und Messing zieht die Blicke auf sich. Es ist das Denkmal einer geachteten und verehrten Familie in Hepsisau aus der Zeit Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Auf dem Sockel sind Namen der Verstorbenen eingemeißelt, das Ehepaar Karl und Katherine Hummel und die vier Söhne Fritz, Karl, Wilhelm und Hermann. Karl Hummel, geboren 1868, gestorben 1948, verheiratet mit Katherine Ehni aus Bissingen, war damals schon eine sehr fortschrittliche Persönlichkeit und sehr aktiv im Dorfgeschehen.

Er betrieb in Hepsisau einen „Kolonialwaren-Laden“, war Mitbegründer der Spar- und Darlehenskasse und der Molkerei-Genossenschaft. Außerdem verfasste er eine Ortschronik, in der Erinnerungen und Sitten, Bräuche und der ländliche Alltag in der Zeit von 1850 bis 1930 festgehalten sind. Sehr interessante Schilderungen über den Viehhandel seines Vaters, den bedeutenden Hepsisauer Weinbau, das Kelterwesen, die Wasser- und Stromversorgung, Nachtwächter, Karzstuben und Spinnen-Weben-Tuchbleichen wurde in dieser Chronik beschrieben.

Schon in der Erziehung der vier Söhne zeigte sich das fortschrittliche Denken des Vaters. Alle durften, was damals nicht üblich war, einen Beruf erlernen oder eine höhere Schule besuchen. Allerdings brachte der Erste Weltkrieg eine tragische Zäsur. Die Brüder Karl und Wilhelm fielen bereits in den ersten Kriegsjahren 1914 und 1915 in Litauen. Der älteste Sohn Fritz besuchte die Gewerbliche Fortbildungsschule in Kirchheim, begann später eine Lehre zum Maschinenschlosser bei der Maschinenfabrik Dick in Esslingen und machte dann in Stuttgart sein Ingenieur-Studium. Nach der Musterung bewarb er sich für eine Ausbildung zum Piloten, landete aber dann zunächst bei einem Pionier-Bataillon. Viele Briefe aus dieser Zeit zwischen ihm und seinem Vater sind erhalten geblieben. Darin schildert er immer wieder die Gesamtlage des Krieges und die miserable Verpflegungs-Situation. Letztendlich landete Fritz in der Munitions-Fabrik OTWI-Werke in Delmenhorst, wo er sich als Ingenieur mit der Weiterentwicklung einer Explosionsmaschine beschäftigte. Er war fest davon überzeugt, dass der Einsatz seiner Maschine den siegreichen Ausgang des Krieges entscheidend beeinflussen könne. Allerdings haderte Fritz in seinen Briefen immer wieder über selbstsüchtige Beamte und ihre Bürokratie. Tragisch, aber wahr – nach einigen erfolgreichen Demonstrationen vor der Heeresleitung kam Fritz Hummel bei einem weiteren Versuch seiner Explosionsmaschine 1917 ums Leben.

Der jüngste Spross, Hermann Hummel, wurde nicht mehr eingezogen und konnte in der Maschinenbau-Schule in Esslingen sein Ingenieur-Studium absolvieren. Er blieb bis zu seinem Tode 1977 seinem Heimatort verbunden, baute mit seinem Studenten- und Freundeskreis die Villa „Mastkorb“ oberhalb des Dorfes und spendete zwei Kirchenfenster. Wilhelm Braun