Weilheim und Umgebung

„Die Gentlemen-Gangster“: Ein Kriminalroman über wahre Verbrechen

Buchvorstellung Erstmals schreibt der Autor Manfred Bomm in seinem Roman „Die Gentlemen-Gangster“ über einen Kriminalfall, mit dem er als Journalist vor fast 40 Jahren selbst zu tun hatte. Von Silja Kopp 

Auch wenn sein neuester Kriminalroman nach wahren Begebenheiten alles andere als lustig ist, bringt Manfred Bomm seine Zuhörer bei der Lesung oft zum Lachen. Fotos: Carsten Riedl

Eigentlich wollte Manfred Bomm seine Hauptfigur Kommissar August Häberle nach dem 20. Kriminalroman in den Ruhestand schicken. Im neuen Roman wird August Häberle allerdings von seiner Vergangenheit wieder eingeholt: Es gibt anonyme Hinweise über die damalige Entführung der Tochter des Göppinger Bankdirektors der Kreissparkasse. Sein neues Buch stellte er in Weilheim auf Einladung der Stadtbücherei bei einer Lesung vor.

 

Ein Kriminalroman sollte uns vor Augen halten, was wir um Himmels Willen niemals selbst erleben wollen.
Manfred Bomm
Autor des Romans „Die Gentlemen-Gangster“

 

Das Besondere der Geschichte: Den Kidnapping-Fall hat es 1982 wirklich gegeben und der gebürtige Geislinger Manfred Bomm berichtete als Journalist für die Polizei und Justiz über dieses Ereignis. Vorbild für den Kommissar Häberle ist ein Göppinger Kriminalist, der damals mit dem Fall konfrontiert wurde. Der Roman ist eine Dokumentation über eine Verbrechensserie, die Manfred Bomm mit Hilfe von aufgehobenen Presseartikeln realitätsgetreu nacherzählen konnte. Bei der Beschreibung des Überfalls und der Entführung der Tochter bezieht sich der Autor auf ein damaliges Interview mit dem Bankdirektor. 

Manfred Bomm war als Journalist am Tag der Entführung mitten im Geschehen, denn er besuchte zu dieser Zeit das Göppinger Polizeirevier. Am Abend zuvor wurde der Bankdirektor von den Tätern in Polizeiuniform überfallen und seine Tochter am frühen morgen nach Schorndorf entführt. Um 10 Uhr morgens kam die Tochter schließlich gegen Geld frei. Bei der Lesung gab der Autor passend zu seinem Roman einen wichtigen Tipp: „Die Polizei würde niemals ohne Grund bei jemanden eine Hausdurchsuchung machen. Vertrauen Sie nicht zu schnell!“

 

Die Gentlemen-Gangster

Eigentlich hält Manfred Bomm eher wenig von dem zunehmenden Englisch-Wahn in der deutschen Sprache. Diesmal hat er allerdings einen englischen Titel überlegt, der das Verhalten der Täter am besten auf den Punkt bringt: „Die Täter waren nun einmal richtige Gentlemen: Sie haben sich entschuldigt, wenn sie ihren Opfern weh getan haben und steckten ihre Waffe sogar wieder ein, als sie von einer verängstigten Person darum gebeten wurden“, erklärt er.

Die Täter waren zwei Brüder aus Schorndorf und hatten zudem noch Komplizen. 25 Jahre haben sie ihr Unwesen getrieben. Ein weiterer bekannter Kriminalfall war ein Überfall auf eine Schlecker-Filiale in Ehingen. Im Jahr 1999 wurden sie durch einen entscheidenden Fehler gefasst: „Wenn Sie mal in einen Überfall verwickelt sind, müssen Sie sich immer an den modernen Stand der Technik halten“, sagt Manfred Bomm dazu und lacht. Die Täter konnten letztendlich über ein Gespräch in der Telefonzelle aufgesucht und gefangen genommen werden. Damit wurde der Fall nach einem viertel Jahrhundert gelöst. 

Deutlich genauer hat Manfred Bomm diese Fälle in seinem Buch dokumentiert. „Ein Kriminalroman soll natürlich möglichst spannend sein, doch ebenso soll er uns vor Augen halten, was wir um Himmels Willen selbst niemals erleben wollen“, mit diesen Worten beendet er seine Lesung. 

„Geht Kommissar Häberle denn jetzt nach dem 21. Fall wirklich in den Ruhestand?“, möchte die Leiterin von der Stadtbücherei Weilheim Ellen Keller-Bitzer noch wissen. Darauf gibt Manfred Bomm allerdings keine genaue Antwort. Krimifans dürfen gespannt sein...

 

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