Das Unbehagen war Helmut Burkhardt gestern noch deutlich anzumerken. „Natürlich sind wir in Sorge“, sagt der Leiter des Amts für öffentliche Sicherheit der Stadt Weilheim. „Im Moment ist bei dem Thema eben vieles unübersichtlich.“ Gemeint ist die Diskussion darüber, welche Gefahren tatsächlich von den neuen Varianten des Coronavirus ausgehen.
Die Nachricht, dass sich beim größten Arbeitgeber der Stadt Mitarbeiter infiziert haben, schreckte viele auf. Kächele Vibrastop, traditionsreiches Familienunternehmen mit 600 Beschäftigten, davon etwa 400 allein in Weilheim, ist Spezialist für vibrationsdämpfende Bauteile in der Industrie. Der Betrieb hat außer im Nachbarland Bayern auch Standorte in USA und in Spanien. Bereits am 3. Februar wurde bei einem Mitarbeiter aus dem Kreis Göppingen die britische Variante des Virus festgestellt. Inzwischen sind dem Esslinger Gesundheitsamt 14 Coronafälle bekannt, bei denen es sich um neun Mitarbeiter und fünf Familienangehörige handelt. Das Gesundheitsamt in Göppingen meldete gestern drei weitere Fälle. Zumindest von zwei der Gesamtproben ist bisher bekannt, dass es sich um die britische Virusvariante handelt. Bei den übrigen positiven Tests steht das Ergebnis der Nachuntersuchung noch aus.
Laut Gesundheitsamt gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Infektionen in Verbindung mit Reisen ins Ausland stehen. Die betroffenen Mitarbeiter sind in der Produktion beschäftigt. Das Unternehmen zeige sich kooperativ, bestätigt Landratsamts-Sprecherin Andrea Wangner. Die Kontaktnachverfolgung sei weitgehend abgeschlossen, vermeldet auch ihre Kollegin Clarissa Weber im Landratsamt in Göppingen.
Während in der Geschäftsführung bei Kächele gestern niemand zu erreichen war, beschäftigte das Thema auch die Mitarbeiter im Weilheimer Rathaus. Dort gilt es, Kontaktlisten der Gesundheitsämter aus beiden Landkreisen abzugleichen, Betroffene zu benachrichtigen und die Einhaltung von Quarantäne-Regeln zu überwachen. Sind neue Virusvarianten im Spiel, wird die Quarantäne automatisch auch auf Kontaktpersonen der zweiten Kategorie ausgedehnt. „Seit einem Jahr ist das eigentlich unser Tagesgeschäft“, sagt Amtsleiter Helmut Burkhardt. Dass die Verlängerung des Lockdowns richtig ist, sagt ihm sein Verstand. Gäbe es da nicht auch noch die andere Seite, die ein Gemeindevertreter im Blick haben muss: „Die Sorge um unsere heimische Wirtschaft ist nach wie vor groß.“