Weilheim und Umgebung
Die Mutter des „Sozialen Netzes“ sagt Servus

Senioren Erika Jahke gibt die Geschäftsführung des „Sozialen Netzes Raum Weilheim“ ab. 15 Jahre nach seiner Gründung ist der Verein aus dem Leben der Limburgstadt nicht mehr wegzudenken. Von Anke Kirsammer

Nicht warten, bis andere was tun, sondern die Dinge selbst in die Hand nehmen. So tickt Erika Jahke. Vor 15 Jahren hat die Macherin die Gründung des Vereins „Soziales Netz Raum Weilheim“ vorangetrieben. Mit 81 gibt sie nun dessen Geschäftsführung ab. Offiziell wird sie in der Mitgliederversammlung am Dienstag, 17. Mai, verabschiedet.

Die Pflege der Mutter kostete Kraft

Als ihre Mutter demenzkrank wurde, merkte Erika Jahke, wie kräftezehrend häusliche Pflege ist. „Mir ging auch Geld durch die Lappen, weil ich gar nicht wusste, worauf ich Anspruch hatte“, sagt sie im Rückblick. Das „Betreute Wohnen zu Hause“ begann, im Landkreis Wurzeln zu schlagen. Hilfreiche Infos kamen vom Lenninger Netz. „Das brauchen wir auch“, so lautete Erika Jahkes Überzeugung. Damit rannte sie beim damaligen Weilheimer Bürgermeister Hermann Bauer offene Türen ein.

Kirchen, Krankenpflegevereine und Gemeinden im Verwaltungsraum unterstützten das Projekt, das nach zweijähriger Vorbereitung und unzähligen Besprechungen 2007 in einem Verein mündete. Abgesehen von Bissingen, wo sich Nachbarschaftshilfe bereits etabliert hatte, sind Neidlingen, Holzmaden und Ohmden im „Sozialen Netz“ nach wie vor mit von der Partie.

 

Ein Vortrag muss im Winter stattfinden, nicht im Sommer.
Erika Jahke
Die 81-Jährige profitierte von ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im Ehrenamt.


Niederschwellig, neutrale Beratung und, wenn nötig Unterstützung –, das sind neben den Ehrenamtlichen die Pfeiler auf denen das Netzwerk fußt. Die Zahlen geben dem Konzept Recht: Gestartet wurde mit sieben Fördermitgliedern. Heute sind es 110. Die Zahl der Ehrenamtlichen wuchs von zehn auf 50, die Verträge stiegen fast um das Dreifache von 21 auf jetzt 61. Immer wieder sind sie von sehr langer Dauer. Einer inzwischen 98-jährigen Frau etwa, die sich vor 15 Jahren das Bein gebrochen hatte und damals auf Hilfe angewiesen war, ermöglicht das „Betreute Wohnen zu Hause“ auch heute noch, in den eigenen vier Wänden zu leben.

Rosemarie Bühler wagte den Sprung
Erika Jahke staunt im Rückblick darüber, wie viele Menschen sich bereit erklärten, bei dem spannenden Vorhaben mitzumachen. „Es braucht Mut, sich auf eine Stelle zu bewerben, die es vorher nicht gab“, sagt sie an Rosemarie Bühler gewandt. Die gelernte Krankenschwester sprang damals ins kalte Wasser. Als Koordinatorin trägt sie längst die Hauptlast des Vereins. 200 Beratungen pro Jahr zeigen, wie sehr ihre Kompetenz von Hilfesuchenden geschätzt wird.

Die Beratung ist das eine, die Angebote für pflegebedürftige Menschen und pflegende Angehörige das andere. „Wir haben immer überlegt, was ist der Bedarf?“, sagt Rosemarie Bühler. Dabei geht es ihr um Lebensqualität der Betroffenen. Neben dem „Betreuten Wohnen zu Hause“ hat sich die soziale Betreuung im Haus Albblick etabliert, es gibt eine Gruppe für Menschen mit Demenz und den „bewegenden Hausbesuch“.
Erika Jahke behielt in all den Jahren den Blick fürs Finanzierbare. Dabei kam ihr das kaufmännische Wissen, das sie im Berufsleben erworben hatte, zupass. „50 Jahre Rotkreuzarbeit waren ebenfalls hilfreich“, betont sie. „Wir waren nicht immer der gleichen Meinung, haben aber immer konstruktiv zusammengearbeitet“, betont Rosemarie Bühler.

Es braucht Ehrenamtliche

„Ein Netz ist nur stabil, wenn viele daran mit knüpfen“, sagt Erika Jahke. Es brauche weiterhin Ehrenamtliche, kommunale und finanzielle Unterstützung. Schön fände sie, wenn das „Soziale Netz“ in der Bevölkerung und bei Firmen noch mehr im Bewusstsein wäre. „Ich freue mich, dass es sich so entwickelt hat.“ Sie hofft, dass die Politik der bewährten Struktur keine Steine in den Weg legt. Froh ist sie, dass mit Helga Kauderer, Kirchheims ehemaliger Stadtkämmerin, eine Frau der Finanzen ihre Nachfolgerin ist.
Zur Ruhe setzt sich Erika Jahke nicht: Zuständig ist sie für den Bürgerbus, und im Seniorenforum Weilheim, das sie angestoßen und an dessen Spitze sie 18 Jahre gestanden hatte, leitet sie nach wie vor eine Gymnastikgruppe sowie das Gedächtnistraining.

www.soziales-netz-weilheim.de