Bad Boll. 10,8 Millionen Euro will das Christophsbad in die Hand nehmen, um das Kurhaus Bad Boll zu sanieren, das die Göppinger vor zwei Jahren übernommen haben. Das ist der erste große Schritt. Ein Neubau soll folgen, um die Rehaklinik auf eine wirtschaftlich sichere Größe zu bringen. Jetzt ist die erste Etappe geschafft.
Noch steckt die repräsentative Fassade des Ostflügels, die einst König Wilhelm I. erbauen ließ, hinter einem Baugerüst mit Netz. Aber der neue Glanz schimmert schon durch. Das etwa 190 Jahre alte Gebäude erhält sogar seine Urfarbe zurück. Die hat ein Spezialist dem Gemäuer entlockt. Die „Außenhülle Ost“, so nennt es der kaufmännische Geschäftsführer des Christophsbad, Oliver Stockinger, wurde für eine Million Euro saniert: Fassade, Fenster, Dach. Bereits in zwei, drei Wochen soll das Gerüst weiterwandern. Dieser weitere Gebäudeteil stammt von Heinrich Schickhardt, der in ganz Südwestdeutschland Renaissance-Bauten schuf.
Dann geht es an die Innensanierung, die auf 3,2 Millionen veranschlagt wird. Zimmer für Zimmer wird in Schuss gebracht, technische Gebäudeausrüstung einschließlich Brandschutz wird betrieben. Weitere fünf Millionen will das Christophsbad dann in die anderen alten oder auch neuen Gebäude investieren.
Stockinger erinnerte daran, dass bereits der Vorbesitzer, die Diakonie Stetten, mit der Sanierung begonnen hat. Es gibt beim Hauptgebäude denkmalbedingte Mehrausgaben von 1,4 Millionen. Dafür bekommt man vom Regierungspräsidium einen Zuschuss von 229 000 Euro, ein weiterer wird bei der Landesstiftung Baden-Württemberg beantragt. „Jeder Euro zählt“, verdeutlichte Stockinger.
Aber wichtig ist bei dieser Baustelle noch anderes. Es galt und gilt, eine Klinik unter laufendem Betrieb zu sanieren. Wagner lobt die Bauleute für ihre Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und große Sorgfalt. Seine Geschäftsführer-Kollegin Birgit Kälbling nennt es „die perfekte Baustelle“ und berichtet von großem Verständnis der Gäste.
Kälbling hat noch weiteren Grund zur Freude. Das Haus ist voll und trotz der Baustelle besser belegt als im Vorjahr. Die Geschäftsführerin führt das auf die Qualität des Betriebs zurück, auf signifikant gute Behandlungsergebnisse, hinter denen auch Zertifikate stehen. „Eine exzellente Auslastung“ und qualitativ gute Versorgung der Patienten bescheinigte auch Bernhard Wehde, Geschäftsführer und Sprecher des Bauherrn Christophsbad, der Neuerwerbung.
Wehde deutete an, dass es künftig weiter in Richtung Langzeit-Reha und Prävention gehen könnte. Der Ansatz: Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen könne man mit anhaltender Reha mehr erreichen als mit einer „hoch komprimierten“. Heißt: Längere Zeit bringe bessere und nachhaltigere Ergebnisse. Ferner besage eine Studie aus Schweden, dass die Menschen dort in ihren letzten zehn Lebensjahren wesentlich häufiger im häuslichen Milieu lebten als bei uns. Wehde appelliert an die Krankenkassen, sich mehr mit Prävention zu befassen. „Es bedarf eines Rucks.“ Ziel sei es, den Menschen solange wie möglich ein Leben zu Hause zu ermöglichen.