Holzmaden. Was im Frühjahr nicht mehr als eine grobe Idee war, und sich erst im Sommer zu einem genaueren Konzept entwickelt hat, zeigt bereits nach drei Monaten der Umsetzung erste Erfolge: die Schulsozialarbeit an der Grundschule in Holzmaden. „Bisher ist die Rückmeldung absolut positiv. Die Lehrer sind sehr froh über die hinzugekommene Hilfe“, freut sich Grundschulleiter Thorsten Bröckel.
In Tim Baur hat die Gemeinde hierfür einen passenden jungen Mann gefunden. Baur ist für die Schulen in Holzmaden und Ohmden zuständig. An jeweils zwei Wochentagen widmet er sich als Vertrauensperson den Grundschulkindern. „Meine Aufgabe ist es, die Gruppendynamik und den Zusammenhalt zu stärken. Die Schüler sollen sich wohler fühlen, und die Arbeit der Lehrer dadurch leichter werden“, beschreibt der 27-Jährige seine Aufgabe. Durch gemeinsame spielerische Aktivitäten und Einzelgespräche nimmt er sich den Kindern an und erkennt, wenn Förderbedarf vorhanden ist.
Aber auch der ständige Austausch zu den Eltern sei wichtig, betont Baur. Schließlich gebe es privat immer mal wieder Vorkommnisse, die Kinder nicht so einfach wegstecken und dadurch in der Schule gehemmt sind. „Das kann ein Todesfall, ein Streit oder etwas ganz Unscheinbares sein, das die Eltern nicht direkt erkennen“, erklärt Baur, der darauf hinweist, dass die Probleme der Schüler durch die medialen Einflüsse vielschichtiger geworden sind. „Das sind nicht mehr nur typische Vorfälle wie Mobbing oder Ausgrenzung, sondern auch psychische Anliegen, die die Schüler belasten.“
Bisher gab es drei Fälle, die eine tiefgründigere Zusammenarbeit mit den jeweiligen Eltern und den Lehrern im Hintergrund erfordert haben. Aber es gebe bereits Anzeichen für weitere schwerwiegende Angelegenheiten. „Ich sehe das aber durchaus positiv. Das zeigt ja, dass die Kinder vertrauen und sich öffnen wollen“, sagt Baur, der in Renningen aufgewachsen ist und seit vier Jahren in Kirchheim wohnt. Ein akutes Problem, das bei den Lehrern zurzeit häufiger für Kopfzerbrechen sorge, ist die Arbeitsverweigerung im Unterricht. Aber die „Vertrauensperson“ weiß sich zu helfen: „Ich muss dann herausfinden, wieso das so ist und wer in welcher Weise dazu beitragen kann, dass das Kind wieder am Unterricht teilnimmt.“
Die Einrichtung der Stelle wird zu zwei Dritteln durch Land und Landkreis bezuschusst, sodass die Urweltgemeinde nur ein Drittel der Kosten trägt. Zum Abschluss der Runde im Gemeinderat sorgte der junge Schulsozialarbeiter dann sogar noch für einen Lacher: „Mein Job ist ironischerweise ein Berufszweig, der bei guter Arbeit langfristig darauf hinaus führt, sich selbst überflüssig zu machen.“ Max Carlo Pradler