Weilheim und Umgebung

Die Zähringer sind wieder da

Wandern Mit nur einem Fahrradwagen und zwei Rucksäcken ging es für Familie Gölz zu Fuß von Freiburg über den Schwarzwald und die Schwäbische Alb nach Bissingen – die etwas andere Urlaubserholung. Von Linda Kircheis

Familie Gölz wanderte von ihrem Wohnort Freiburg (links) über den Schwarzwald (mitte) am Hohenzollern vorbei (rechts) nach Bissi
Familie Gölz wanderte von ihrem Wohnort Freiburg ...  Foto: privat

Der Vergnügungspark, die Bärenhöhle, einfach alles hat mir am besten gefallen“, sagt der neunjährige Johannes Gölz aus Freiburg. Auch die kleine Schwester Malin, die erst letzten Monat vier Jahre alt geworden ist, fand viele Dinge toll - vor allem die vielen kleinen Tiere im Wald.

 

Am 29. Juli ging es los. Ein Taschenmesser, ein Ball, ein paar Bücher und Klamotten: Mehr braucht die vierköpfige Familie aus Freiburg nicht für die Tour in das etwa 200 Kilometer entfernte Bissingen. Sie wollten zu Fuß zu Oma und Opa. „Der Urlaub sollte ein bisschen Abenteuer sein. Außerdem wollten wir auch einfach mal auf diese langen Autofahrten verzichten“, sagt Sebastian Gölz, der Vater von Johannes und Malin.

 

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... über den Schwarzwald ... Foto: privat

Auf die Idee, die ganze Strecke zu wandern, sind sie gekommen, weil sie mal sehen und erfassen wollten, was alles dem ehemaligen Herrschaftsgeschlecht der Zähringer gehörte. Dazu ging es von Freiburg-Zähringen über Hohenzollern, Jungingen, Erpfingen, Lichtenstein, Hohnau und Bad Urach nach Grabenstetten. Von dort aus wanderte die Familie weiter nach Lenningen auf den Sattelbogen, und dann, zusammen mit den Großeltern, das letzte Stück nach Bissingen. „Eigentlich denkt man ja, dass die Kinder völlig fertig dort ankommen und kaum mehr Energie haben. Aber als wir sie am Sattelbogen empfangen haben, kamen die zwei uns entgegengerannt, als wären sie gerade frisch aus dem Haus gekommen“, meint Oma Gölz.

 

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... am Hohenzollern vorbei nach Bissingen zu den Großeltern. Foto: privat

 

An vier der insgesamt 15 Tage lief die vierjährige Malin die Tagesstrecke komplett, ohne im Fahrradwagen geschoben zu werden - das waren bis zu 15 Kilometer. Aber es gab ja auch viel zu sehen auf den Wegen: zwei Feuersalamander, einige Eichhörnchen, sehr viele Schmetterlinge und Vögel, zwei Füchse und sogar eine Blindschleiche. Auf den Fund war Malin besonders stolz, denn sie hatte die Echse ganz alleine gesichtet.

 

Gab es einmal nichts zu sehen, vertrieb man sich die Zeit mit Singen, Märchenerzählen, einem selbst erfundenen Blätterquiz, bei dem Papa Sebastian erraten musste, zu was für einem Baum das gezeigte Blatt gehört, oder Vogelrufe-Raten. Außerdem mussten für Malin das Wimmelbuch und ein Buch mit verschiedenen Zahlenaufgaben mit, Johannes packte seinen Wanderstock aus Freiburg ein.

 

Einen Tag Pause gönnte sich die Familie bei der Bärenhöhle in Sonnenbühl. Dort besuchte die Familie, trotz Regen, auch den Freizeitpark Traumland, wo die Familie so viele Runden in der „Steinschleuder“ drehen konnte, wie sie wollte. Außer ihnen waren kaum andere Besucher da.

 

„Manche Wege haben sich eigentlich kaum für den Wagen geeignet, da war die Tour dann schon anstrengend. Vor allem, wenn es auch noch bergauf ging“, sagt Sebastian Gölz. „Einmal mussten wir den Wagen sogar tragen, weil es zu matschig war.“ Eine weitere Schwierigkeit: Alle trugen nur Turnschuhe statt geeigneteren Wanderschuhen. So wurde Gewicht beim Packen gespart.

 

Jede Nacht schlief Familie Gölz in einem anderen Hotel oder einer Jugendherberge. In Furtwangen durften sie im Skiinternat übernachten, wo sonst Skifahrer zur Schule gehen, die dort für Wettkämpfe trainieren.

 

 

„Zum Teil war es sehr schwer, in den kleinen Örtchen einen Bäcker zu finden, bei dem wir Proviant für den Tag kaufen konnten“, sagt die Mutter Tanja Gölz. „Aber dann waren die Hotel- und Herbergenbesitzer meistens so freundlich und meinten, wir dürften uns was vom Buffet mitnehmen.“ Viele Gastwirte seien total begeistert gewesen, wenn sie erfuhren, dass die Familie von Freiburg nach Bissingen wanderte. Sie hätten unzählige Fragen gestellt. „Diese Wanderung war eine einmalige Erfahrung und etwas ganz anderes“, schließt Tanja Gölz ihre Erzählung über den etwas anderen Familienurlaub ab.