Weilheim und Umgebung

Diesel, Datenkampf und Digitalisierung

KFZ-Innung Ohne Gegenstimme hat die Mitgliederversammlung der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Nürtingen–Kirchheim das digitale Berichtsheft beschlossen. Die Dieselthematik macht Sorgen. Von Peter Dietrich

Dieselskandal, alternative Abtriebskonzepte und Digitalisierung: Die Kfz-Branche steht vor großen Herausforderungen.Fotomontage:
Dieselskandal, alternative Abtriebskonzepte und Digitalisierung: Die Kfz-Branche steht vor großen Herausforderungen. Fotomontage: Carsten Riedl

Die neue Regelung gilt für alle Auszubildenden, die 2018 beginnen. Das digitale Berichtsheft kennt die Feiertage aller Bundesländer. Bei jedem Tag ist durch die Farbe sofort der Status zu erkennen: Ist der Tätigkeitsbericht für diesen Tag geschrieben? Hat der Prüfer ihn genehmigt? Ist er nachzubessern? War der Auszubildende krank oder hatte er Urlaub? Die Technik für das neue System, etwa PC oder Tablet, muss die Firma stellen.

Obermeister Karl Boßler blickte auf die vielen Aktivitäten der Innung zurück, vom Einschulungstag „Berufsstart live“ für die neuen Berufsfachschüler bis zur Beteiligung an der Berufsinformationsmesse in Neckartenzlingen. Bei den „Berufswelten“ am 17. November an der Nürtinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule stellt die Innung die Ausbildungsberufe und Karrierechancen im Kfz-Handwerk vor.

Was macht die Informationstechnik an dieser Schule? „Wir sind gut ausgestattet“, versicherte der Schulleiter Wolf Hofmann, „wir haben unsere eigene Cloud“. Vom Rückschlag bei der Bildungsplattform des Landes sei die Schule also nicht betroffen. In die Technik stecken die Lehrkräfte einige Freizeit hinein, sogar in den Ferien.

Die Nachfrage nach Berufen in der Kfz-Branche ist gut, das konnte Gerhard Angelmaier mit Zahlen der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule in Kirchheim belegen. Im Schuljahr 2017/2018 wurden dort in drei Jahrgängen zusammen 106 Automobilkaufleute ausgebildet, ein Rekordwert. Die Leistungen der Auszubildenden haben sich sehr gut entwickelt. Dies lobte auch Dieter Angelmaier, Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschusses.

Manchmal braucht es, bis sich eine neue Technik durchsetzt. „Wer nutzt die neue Innungs-App?“, wollte der stellvertretende Obermeister Hansjörg Russ wissen. In der voll besetzten Mensa der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule ging nur eine einzige Hand hoch. Deshalb demonstrierte er auf der Leinwand, wie einfach das geht.

Gar nicht einfach haben es die Betriebe bei der Dieselnachrüstung. Obermeister Karl Boßler kritisierte den Zickzackkurs von Verkehrsminister Andreas Scheuer bezüglich der Nachrüstung - mal geht sie, mal geht sie nicht. „Bevor die Fahrverbote greifen, müssen wir Gelegenheit haben, die Fahrzeuge nachzurüsten.“ Uwe Diez vom Arbeitskreis Freie Werkstätten stimmte ihm zu: „Sechs Millionen Euro-5-Diesel wären nachzurüsten. Technisch wäre es möglich, nun ist die Politik gefragt.“

Michael Ziegler, der neue Präsident des Verbands des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg, nahm den Mitgliedern die Angst vor dem Wandel: „Transformation ist etwas, was die Automobilindustrie schon immer hatte. Auch der Elektromotor ist ja nicht neu, er wurde im 19. Jahrhundert erfunden.“ Michael Ziegler kritisierte, die Diskussion um Antriebe werde „oft unsachlich und politisch geführt“. Eine einheitliche Umweltbilanz verschiedener Antriebe stehe noch aus. Es werde noch lange Zeit einen Mix geben, in dem der Hybrid einen wichtigen Stellenwert habe. „Wir brauchen Planungssicherheit, die Politik ist viel zu träge, die Lobbyarbeit der Hersteller zeigt Wirkung.“

Michael Ziegler ging auch auf die Digitalisierung ein. „Der Kampf um die Kunden wird ein Kampf um die Daten und deren Verwendung, vor allem der Daten, die das Auto selbst generiert. Die wollen die Hersteller für sich behalten.“