Weilheim und Umgebung

Drei Fragen an Dieter Simpfendörfer

Das neue Gebäude der Firma Ortlieb fällt am Ortseingang von Zell sofort ins Auge. Fotos: Markus Brändli
Foto: Markus Brändli

Interview Wie bewerten Sie die Situation für Firmen in Kirchheim?

Die Situation in allgemeinen Worten zu beschreiben, ist mit einer pauschalierenden Stellungnahme sicherlich nicht möglich. Zu groß mag die Bandbreite der Sichtweisen aus dem Blickwinkel der Vielzahl an Gewerbetreibenden sein. Aber man kann schon positiv vermerken, dass sich der Standort Kirchheim hinsichtlich seiner Lage, seiner Verkehrsanbindung wie auch der Qualität als Wohnort hinter wenigen Kommunen aus dem regionalen Umfeld verstecken muss. Allerdings scheint mir der Umstand, dass so wenige freie Gewerbeflächen für Erweiterungen oder Neuansiedlungen von Unternehmen vorhanden sind, doch ein mehr als klarer Hinweis darauf zu sein, dass der Industrie- und Gewerbepolitik im Verständnis der hiesigen Kommunalverwaltung nicht die höchste Priorität zukommt. In diesem Zusammenhang sollte man nicht unterschätzen, dass bei strategischen Entscheidungen von Unternehmen - und die Standortfrage gehört zweifellos dazu - neben rein monetären und logistischen Aspekten sehr genau und sensibel darauf geachtet wird, wie wirtschaftsfreundlich und -förderlich sich das kommunale Umfeld präsentiert.

Was könnte die Stadt aus Ihrer Sicht besser machen, um Betriebe vor Ort zu halten?

Das Wichtigste ist meines Erachtens, Gewerbebetriebe als Organschaften zu begreifen, die durch ihr tagtägliches Handeln Beiträge dazu leisten können, der Stadtbevölkerung im Idealfall einen Mehrwert durch den Umstand zu verschaffen, Arbeitsplätze direkt am Wohnort verfügbar zu machen. An zweiter Stelle sehe ich die Notwendigkeit, ein hinreichendes Quantum an bezahlbaren und attraktiven Gewerbeflächen auszuweisen, auf die im Bedarfsfall zeitnah zurückgegriffen werden kann. Und an dritter Stelle will ich für die Bereitschaft plädieren, auf die Wünsche und Bedürfnisse der Unternehmen noch stärker einzugehen, sie also nicht mit regulatorischen Vorgaben von vorne herein auf Distanz zu halten.

Was sind die Unterschiede in der Wirtschaftsförderung in den Kreisen Esslingen und Göppingen?

Es ist davon auszugehen, dass die kommunalpolitischen Rahmenbedingungen in den Landkreisen Esslingen und Göppingen sehr ähnlich, also vergleichbar sind. Entscheidend ist mithin, wie damit umgegangen wird. Da unser Kontakt zu den Kommunalbehörden im Landkreis Esslingen nicht besonders ausgeprägt war, will ich mich an dieser Stelle mit Vergleichen etwas zurückhalten. Aber von einer sehr positiven und mir symptomatisch erscheinenden Erfahrung mit dem Göppinger Landrat Edgar Wolff will ich an dieser Stelle doch berichten. Eines Tages suchten wir ihn auf, um ihm das Zufahrtproblem auf das für einen Erwerb in Aussicht genommene Baugrundstück darzulegen. Er verstand, was wir brauchten, und entschied binnen zehn Tagen, eine am Grundstück vorbeiführende Kreisstraße nach den Bedürfnissen des Unternehmens umbauen zu lassen. Ich weiß nicht, ob dies in anderen Landkreisen auch so beeindruckend schnell gegangen wäre.ih