Weilheim. „Amy“ nennt Kerstin Banzhaf aus Weilheim ihren „Kia soul“ in Anlehnung an die Soul-Sängerin Amy Winehouse liebevoll. Damit, dass es sich um ein E-Fahrzeug handelt, das besondere Töne von sich gibt, hat das nichts zu tun. Eher mit der Familientradition, den Autos jeweils passende Namen zu geben.
Erst eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach und dann einen Stromer kaufen, so lautete der Plan der Weilheimer Familie. Doch weil der Winter vor der Tür stand und die Tochter jeden Tag nach Reutlingen pendelte, musste im Oktober vergangenen Jahres rasch ein Auto her. Kia konnte als einzige Marke zügig liefern. „Vom Design her waren wir anfangs keine Freunde“, sagt Kerstin Banzhaf. Inzwischen schätzt sie den hohen Einstieg – auch wegen der betagten Schwiegereltern die ab und zu nach Stuttgart chauffiert werden. „Mit dem Auto ist gut fahren“, sagt sie. Bei 150 bis 155 Stundenkilometern ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Damit kommt die Weilheimerin klar. Gut 450 Kilometer Reichweite hat das kompakte Fahrzeug. Das genügt der Energieberaterin locker, um ihre Kunden beispielsweise in Ulm oder Stuttgart zu besuchen. „Man muss sich an den Gedanken gewöhnen, dass man nicht zur Tankstelle fährt und in fünf Minuten fertig ist“, sagt sie. Ist die Batterie zu zwei Dritteln leer, hängt sie das Auto am späten Nachmittag zuhause in der Garage an die Steckdose. Am nächsten Morgen ist die Batterie geladen. Hin und wieder nutzt sie auch das Angebot, das Auto in der städtischen Tiefgarage zum Preis der Parkgebühr mit Strom zu versorgen.
Noch war Kerstin Banzhaf mit ihrem Elektro-Auto keine längere Strecke unterwegs. „Mit dem Schnellladen habe ich mich noch nicht auseinandergesetzt“, räumt sie ein. Der Angebotsdschungel der Stromanbieter erinnert sie an die Zeit, als der Telefonmarkt geöffnet wurde. Damit will sie sich beschäftigen, wenn die geplante Fahrt ans Meer ansteht.
In ihrem Job, in dem sie Konzepte für die Sanierung von Gebäuden erstellt, erlebt sie immer häufiger, dass Kunden nicht nur die Heizung austauschen, sondern sich auch eine PV-Anlage aufs Dach setzen wollen. Eine Ladestation und ein Speicher fürs E-Auto gehören dann häufig auch zum Paket. Auch Kerstin Banzhaf hat inzwischen bei Planern wegen einer PV-Anlage vorgefühlt, um künftig mit Ökostrom unterwegs zu sein. „Ich berate Leute, wie sie in ihrem Haus CO2 einsparen, deshalb ist es mir ein Anliegen, selbst zum Klimaschutz beizutragen. Das beste Gefühl habe ich aber, wenn ich das Auto stehen lasse und zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs bin“, sagt sie. Ein Wermutstropfen beim Fahren mit „Amy“ ist für Kerstin Banzhaf die Rohstoffgewinnung für die Batterien. „Das treibt mich um, genauso wie das Recycling.“ Anke Kirsammer