Als vor zwei Jahren rund 100 Flüchtlinge in die Gemeinschaftsunterkunft in der Weilheimer Egelsbergstraße zogen, wurden sie mit offenen Armen empfangen: Zahlreiche Ehrenamtliche machten es sich zur Aufgabe, die Neuankömmlinge - in erster Linie junge Männer aus Syrien - zu unterstützen. Sie begleiteten sie zum Arzt und auf Ämter. Sie übten Deutsch mit ihnen und richteten unter dem Dach des AK Asyl eine Fahrradwerkstatt und eine Kleiderkammer ein. „Ohne die Ehrenamtlichen wäre es nicht gegangen. Sie haben großartige Arbeit geleistet“, betont Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle.
Integrationskonzept notwendig
Auch wenn mittlerweile viel weniger Menschen über die Grenzen nach Deutschland kommen, stehen die Kommunen immer noch vor großen Herausforderungen. „Zum einen geht es um die physische Unterbringung der Flüchtlinge“, sagt Johannes Züfle. Angesichts der Situation auf den Wohnungsmarkt keine leichte Sache. Und ein Dach über dem Kopf allein genügt nicht. „Wichtig ist es auch, dass man sich der Menschen annimmt und sie integriert“, betont der Rathauschef. Nur so sei ein friedliches, gleichberechtigtes Miteinander in der Stadt möglich. Damit das in Weilheim gut gelingt, soll nun ein Integrationskonzept ausgearbeitet werden. „Das wollen wir nicht im stillen Kämmerlein tun“, kündigt Thomas Güthle, Flüchtlingskoordinator der Stadt Weilheim, an. Vielmehr sollen der AK Asyl und Weilheimer Bürger, Vereine, Schulen, Kindergärten und Kirchen einbezogen werden. Die großen fünf Themenblöcke sind Unterkunft und Wohnen, Sprache und Bildung, Arbeit und Ausbildung, Begleitung und Beratung sowie Freizeit und Soziales. Eine erste Sitzung findet Anfang Juli statt.
Im Zuge dessen möchte die Stadt auch neue ehrenamtliche Mitarbeiter für die Flüchtlingshilfe gewinnen. Denn während die Zahl der Zugewanderten in Weilheim steigt, sind die Schultern, auf die sich die Arbeit verteilt, weniger geworden. Nicht alle Freiwilligen sind bei der Stange geblieben. „Das ehrenamtliche Engagement ist rückläufig“, weiß Thomas Güthle. „Einige Helfer waren quasi 24 Stunden im Einsatz und sind jetzt ausgepowert.“ Dazu kommt, dass der Alltag eingekehrt ist. „Der ganz große Hype um das Thema ist vorbei“, formuliert es Johannes Züfle.
Unterstützung für Zugewanderte
Er und Thomas Güthle erhoffen sich nun, dass mit dem Integrationskonzept neuer Schwung in die Sache kommt. Denn zum einen brauchen auch all die Zugewanderten, die schon länger in Deutschland leben, noch Unterstützung. „Die Menschen können noch keineswegs perfekt Deutsch, und nicht jeder von ihnen hat Arbeit und eine Wohnung“, so Güthle.
Zum anderen geht die Verantwortung für die Flüchtlinge immer mehr vom Landkreis auf die Kommunen über. So lebte 2015 noch das Gros der Asylbewerber in der kreiseigenen Gemeinschaftsunterkunft. Nur 40 waren in städtischen Wohnungen untergebracht. „Das Verhältnis hat sich mittlerweile umgekehrt“, legt Güthle dar. Nur noch 70 Menschen leben in der Gemeinschaftsunterkunft und einer Erstaufnahmeeinrichtung des Kreises in der Lindachstraße. Dagegen sind es 140 Personen in Wohnungen der Stadt - Tendenz steigend. Allein dieses Jahr soll Weilheim noch 40 weitere Flüchtlinge aufnehmen, in den Folgejahren sind es ebenfalls je über 30. „Wir brauchen unbedingt weiteren Wohnraum“, betont Thomas Güthle. Etwas Erleichterung versprechen da immerhin drei Mietverträge, die Bürgermeister Johannes Züfle gerade unterzeichnen konnte.
Info: Wer Interesse hat, am Integrationskonzept mitzuarbeiten, sollte sich mit Thomas Güthle unter der Telefonnummer 070 23/10 61 91 oder mit Helmut Burkhardt unter 0 70 23/10 63 00 in Verbindung setzen. Die Auftaktsitzung findet am Dienstag, 4. Juli, um 19 Uhr statt.