Weilheim und Umgebung

Ein gar nicht „bescheidener Trunk“

Zehntweintrunk Im 18. Jahrhundert galt der Weilheimer Zehntweintrunk als „ziemlich bescheidentlich“. Das war er diesmal ganz und gar nicht. Von Peter Dietrich

Nach dem kommunalpolitischen Jahresrückblick des Bürgermeisters bleibt beim Weilheimer Zehntweintrunk immer auch noch Zeit, um b
Nach dem kommunalpolitischen Jahresrückblick des Bürgermeisters bleibt beim Weilheimer Zehntweintrunk immer auch noch Zeit, um bei einem Glas Wein ins Gespräch zu kommen.Foto: Peter Dietrich

Diesmal hatte die Rathausverwaltung die geladenen Gäste aus den Anfangsbuchstaben F, G und H ausgewählt. Hinzu kamen unter anderem Abgeordnete, Bürgermeister sowie Kreis- und Gemeinderäte, bei denen es nicht auf den Namen ankam. Das tat es auch nicht beim Männerchor Hepsisau und dessen Leiterin Theresia Müller. Sie erfreuten die Zuhörer mit einem flotten und wunderbar geschlossenen Chorklang – ob es nun um die Biene Maja oder den besungenen Genuss eines Feierabend-Vierteles ging. Beim „Griechischen Wein“ ging es aber weniger um den Wein als um die Migration – der Hit von Udo Jürgens ist wieder sehr aktuell geworden.

Ganz frisch und aktuell waren auch die Bätscher, die die Pfadfinder parallel zum Zehntweintrunk im Hepsisauer Backhäusle zubereiteten und die erst nach der Ansprache von Bürgermeister Johannes Züfle angeliefert wurden. Zu den Bätschern gab es Brezeln und vor allem Bertoldweine des Jahres 2015. Aber was für welche: Wegen ihrer hohen Oechs­lezahl wurden beide, der Silvaner und der Spätburgunder, als Spätlesen ausgebaut, und sie bekamen die Silberne und Goldene Preismünze des Württembergischen Weinbauverbands. „Das gab es noch nie“, lobte Züfle den besonderen Ertrag des höchsten Weinbergs in Württemberg. Ob es an diesem guten Tropfen lag oder an der netten Gesellschaft? Jedenfalls hielten es sehr viele Besucher sehr lange aus, die allermeisten im Stehen.

Zur Tradition des Zehntweintrunks gehört, dass der Bürgermeister einen Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate gibt. Natürlich ging es dabei auch um die Halle, in der der Trunk stattfand. Züfle ist dankbar für die „sachlich-konstruktive Atmosphäre“, in der sich im September und Oktober Vertreter von Gemeinderat, Bürgerinitiative, Schule und Vereinen getroffen haben. Limburghalle, Lehrschwimmbecken, Freibad und Limburgschul-turnhalle seien alle in keinem guten Zustand.

Höchste Priorität genieße die Turnhalle. Wichtig sei, die richtige Position für einen Neubau zu finden, denn er werde etwa doppelt so groß. Eine städtebauliche Untersuchung liege nahe. Das Freibad werde saniert: „Nach über 16 Jahren Diskussion sollten wir an dieses Thema einen Knopf machen.“ Er wolle nicht weiter in jedem Frühjahr zittern: Funktioniert die Technik oder nicht? Festhalle und Lehrschwimmbecken müssten zurückstehen. Bis es für diese zukunftsfähige Lösungen gebe, tue die Verwaltung alles, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

„Die Innenstadtoffensive trägt Früchte“, sagte Züfle. „Wo immer schon Leben war, der Puls der Geschichte schlug, da soll auch in Zukunft Leben sein.“ Das nachhaltige Konzept für die Ganztagesbetreuung im Bildungszentrum Wühle verzichte auf neue Gebäude, nutze die Substanz. Die rund 1,9 Millionen Euro flossen neben der Mensa auch in Fachräume, eine flexible Versammlungsstätte für die Schulen und eine Teilsanierung der Gebäude.

Auch beim Rathaus Hepsisau seien mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen worden: bessere Bedingungen für die Feuerwehr, eine barrierefreie Ortschaftsverwaltung im Erdgeschoss, eine Unterkunft für Flüchtlinge ohne neue Gebäude und ein saniertes Rathaus. Dennoch sei die Stadt für Flüchtlinge weiterhin auf private Vermieter angewiesen. Züfle dankte allen, die bereits an die Stadt vermietet haben: „Wir sind damit sehr gut gefahren.“

Nachdem der Dschungel von Umweltausgleich, Artenschutz und Eigentumsverhältnissen viel Geduld erfordert habe, sei das Wohngebiet Gänsweide II auf der Zielgeraden. Noch aktuell im November berate der Gemeinderat über die Aufstellung eines Bebauungsplans zwischen Kirchheimer Straße und Lindach, auf dem Gelände der Firma Stiefelmaier. Er befasse sich in Kürze auch mit den Ergebnissen der Befragung aller 850 Gewerbebetriebe. „Für neue Gebiete müssen wir übergeordneten Behörden Bedarf nachweisen.“

Züfles besonderer Dank an Ehrenamtlich Engagierte galt diesmal keinen Einzelpersonen oder Gruppen, sondern allen: „Heute soll die Gemeinschaft als Ganzes im Vordergrund stehen.“