Schon das Arztschild mit dem Hinweis „Praxis für Tropenmedizin und Gelbfieberimpfstelle“ an der Haustür in Holzmaden führt auf die richtige Spur. Drinnen wird Afrika lebendig, mit Skulpturen, bunten Perlen-Halskrausen und Bildern schwarzafrikanischer Menschen - willkommen bei den Fockings. Knapp 20 Jahre hat das Ehepaar Focking mit seinen Kindern in einem abgelegenen Teil im Norden Kenias gelebt, dort ein Hospital maßgeblich aufgebaut und den Menschen geholfen: Dr. Friedhelm Focking als Chirurg, der selbst bei den regelmäßigen Erweiterungsbauten tatkräftig mithalf, ebenso bei der Planung und Realisierung einer kilometerlangen, dringend notwendigen Wasserleitung aus den Bergen. Esther Focking-Stolz, die in Zürich Kinderkrankenschwester gelernt und sich in den Dienst für Patienten und Kolleginnen gestellt hat.
Die quirlige, kleine Frau ist nicht zu bremsen, wenn es um ihr Kenia und die Menschen dort geht. Die 1 750 Meter hoch gelegene Stadt Gatab am Fuße des Mount Kulal ist wegen seiner Abgeschiedenheit bei den meisten Kenianern keine geschätzte Gegend. „Von Nairobi sind es 600 Kilometer. Wir sind immer über den Äquator gefahren“, erzählt Esther Focking-Stolz. 2 000 Seelen leben dort, 5 000 Menschen sind es im Einzugsgebiet der Klinik. „Es waren Nomaden, die viel Platz für ihre Kühe und Ziegen haben. Wir hatten viele Schussverletzungen, weil die Stämme sich gegenseitig das Vieh gestohlen haben“, so Esther Focking-Stolz. Bewusst hat sich ihr Mann deshalb für die Chirurgie entschieden und so vielen Menschen helfen können.
1981 haben sich die beiden in Gatab im Hüttenkrankenhaus kennen und lieben gelernt. Dann kehrte das jungverheiratete Paar Afrika vorübergehend den Rücken zu, denn der junge Arzt ließ sich von 1982 bis 1989 im Kirchheimer Krankenhaus als Chirurg ausbilden. „Den Mauerfall haben wir gerade noch mitbekommen, ehe wir wieder nach Gatab gegangen sind“, erzählt Esther Focking-Stolz. Mit dabei war der damals viereinhalb Jahre alte Sohn. In Afrika kamen noch Adoptivkinder dazu. Das Hospital wurde für sie zum Lebensmittelpunkt. „Die Menschen dort wissen, dass ich sie von Herzen liebe“, sagt sie unprätentiös - und keiner, der sie kennt, hegt daran den geringsten Zweifel. Die Präventologin gab ihr Wissen über gesunde Ernährung weiter. „Man kann dort das ganze Jahr anpflanzen, und so gab es beispielsweise Kohlrabi und Salat, Orangen und Grapefruit“, erklärt sie. Hilfe zur Selbsthilfe ist ihr ein großes Anliegen, weshalb sie und ihr Mann auch ein großes Augenmerk auf die Ausbildung von kenianischen Krankenschwestern legen. Wichtig war ihnen, dass die jungen Frauen, die viel leisten, die christlichen Werte akzeptieren. „Gottesliebe und Medizin wollten wir da oben hinbringen“, sagt Esther Focking-Stolz. Der Geisterglaube war und ist präsent.
„Hygiene beginnt mit sauberem Wasser“, sagt Friedhelm Focking. Deshalb war es für ihn selbstverständlich, am Bau der Wasserleitung aus dem großen Wald, in dem sich der Nebel an den Berghängen hält, mit den Einheimischen mitzuarbeiten. „Die Frauen waren die ersten, die die 25 Kilogramm schweren Rohre hochgetragen haben. Die wollten, dass das Wasser im Ort fließt“, erzählt Esther Focking-Stolz. Nach sechs Wochen Bauzeit floss es tatsächlich zum ersten Mal 2006 im Dorf. „Die Leute haben die ganze Nacht getanzt“, erinnert sie sich.
Großer finanzieller Geber war die Evangelisch Freikirchliche Gemeinde Steingau-Zentrum in Kirchheim. „Die Gemeinde hat uns all die Jahre unterstützt“, ist sie für das große Vertrauen in ihre Familie und die soziale Arbeit in Kenia dankbar.