Weilheim und Umgebung

Ein Hauch von Sozialismus

Bürgermeisterwahl Marcel Musolf geht in Bissingen in seine zweite Amtszeit als Bürgermeister. Landrat Heinz Eininger, Ratsmitglieder und Amtskollegen gratulieren dem Rekord-Schultes mit launigen Reden. Von Thomas Zapp

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Landrat Heinz Eininger begrüßte Marcel Musolf und seine Gattin Nathalie. Foto: Markus Brändli

Wie erklärt man ein Wahlergebnis von 99,9 Prozent, das den gut aufgelegten Laudatoren wie Gemeindepfarrer Ulrich Müller „sozialistisch“ und dem Weilheimer Amtskollege Johannes Züfle gar „nordkoreanisch“ anmutet? Ein Detail der öffentlichen Gemeinderatssitzung zur Weiterverpflichtung des Bissinger Bürgermeisters Marcel Musolf in der voll besetzten Gemeindehalle zeigt wohl am besten, was die Beliebtheit des wiedergewählten Schultes ausmacht. Zum einen die liebevoll gestaltete Dia-Show, die ihm die städtischen Mitarbeiter geschenkt haben. Zum anderen die Reaktion des Bürgermeisters in der Dankesrede. Er freue sich über das Geschenk und sehe es seinen Mitarbeitern einmal nach, dass sie in der Arbeitszeit „Bildle“ gemacht haben. Das war natürlich keine ernsthafte Kritik, sondern ein ganz besonderer Dank, der das Vertrauen zeigt, das in acht Jahren entstanden ist.

Der erste stellvertretende Bürgermeister Siegfried Nägele beginnt seine Rede mit dem Wetterbericht des 13. Januar. Es war ein Hundewetter vorhergesagt und sollte sich für den Wahlsonntag auch bewahrheiten. „Normalerweise wäre eine Wahlbeteiligung von 20 bis 25 Prozent ein Erfolg gewesen“, erinnert sich Siegfried Nägele. Aber tatsächlich waren es rund 52 Prozent. Diese Tatsache macht das „sozialistische Ergebnis“ umso beeindruckender. War Musolf vor acht Jahren der jüngste Bürgermeister im Ländle, hat er einen weiteren Titel auf jeden Fall sicher. „Der jüngste wiedergewählte Bürgermeister“, schlussfolgert Nägele. Durchorganisiert sei er, strukturiert und fleißig: „Man merkt, dass er ein Leistungssportler war“, so der Vize über seinen Chef, den ehemaligen Fechter, der nun gelegentlich in der Fußballmannschaft des Landkreises kickt.

Landrat Heinz Eininger meint anschließend, dass es im Sport und im Amt dazugehöre, ab und zu einen auf die Socken zu bekommen. „Beim Fußball ist Teamfähigkeit gefragt und Durchsetzungsstärke“, sagt er. Zwei Eigenschaften, die sich auch als Bürgermeisters bezahlt machen. Die Bissinger stehen hinter ihrem Schultes, das beeindruckt den Landrat. „Weil sie spüren, dass Sie mit ganzer Kraft vorangehen und das Amt mit Leidenschaft ausüben.“ Und Eininger schließt mit dem größten schwäbischen Lob: „Du hasch es recht g‘macht.“

Nachdem Bissingens zweiter stellvertretender Bürgermeister Rolf Rüdiger Most seinen Chef offiziell verpflichtet hatte, sprach Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle für den Verwaltungsraum: „Wenn du den Mund aufmachst, hast du etwas zu sagen“, zollte er seinem Amtskollegen Respekt. Und Züfle vergaß auch eine zweite wichtige Person nicht: Nathalie Musolf. Die bekam nicht nur Blumen, sondern gemeinsam mit ihrem Mann einen Essensgutschein für ein Restaurant.

Bei so viel lobenden Worten seiner Vorredner muss der alte und neue Bürgermeister zwangsläufig „rot werden“. „Ich hoffe, dass meine aktuelle Gesichtsfarbe Ihren Erwartungen entspricht“, beginnt er seine Dankesrede. Der studierte Verwaltungsfachmann ist sich aber auch im Klaren, dass Erreichtes nicht lange währt. Bereits in seiner Dankesrede steckt er Ziele für das laufende Jahr mit dem 1250. Ortsjubiläum ab. „Wohnen, Leben und Arbeiten für Jung und Alt“ klingt erst mal so, dass es alle unterschreiben würden, aber Musolf weiß, dass auch hier Konflikte lauern. „Die Innenentwicklung, die wir sehr konsequent betreiben, finden viele Menschen grundsätzlich gut, weil es Flächen im Außenbereich schont. Aber eben manchmal auch nur, so lange es nicht den Garten des Nachbarn oder die gemeindeeigene Wiese betrifft.“ Das sei zwar nachvollziehbar, könne in einem Abwägungsprozess aber nicht immer der Maßstab sein. Für die Gemeinde steht eine weitere Großbaustelle in Ochsenwang an, was Kosten in siebenstelliger Höhe bedeutet - der Ausbau der Breitbandversorgung und die Entwicklung der Sportanlagen.

Bevor es zu technisch wird, gibt Marcel Musolf zwei Versprechen ab: „Erstens, dass ich wie bisher jeden Tag mein Bestes dafür geben werde und zweitens, dass mir die Ideen erst mal nicht ausgehen.“ Klingt danach, dass in acht Jahren wieder ein Hauch Sozialismus durch Bissingen wehen könnte.

Haben sich für ihren Chef etwas einfallen lassen: die Mitarbeiter des Rathauses (oben). Landrat Heinz Eininger begrüßte Marcel M
Haben sich für ihren Chef etwas einfallen lassen: die Mitarbeiter des Rathauses.  Foto: privat