Weilheim und Umgebung

Ein Ja-Wort mit Bedingungen

Gemeinde Neidlingen stimmt Plänen für neuen Aussiedlerhof zu – Sorge um Verkehrsanbindung

Ein Gerücht kann schlimmer sein als eine Lüge. Gegen ein solches, das durch Neidlingen eilt, wehrt sich Bürgermeister Klaus Däschler ganz entschieden.

Neidlingen. So ganz wohl ist der Verwaltung und dem Gemeinderat mit den Plänen für einen neuen Aussiedlerhof nicht. Doch eines betonte Däschler im Gemeinderat: „Ich will ein für alle Mal klarstellen, dass die Gemeinde nicht auf die Bremse tritt.“ Die Gerüchte, die Gemeinde wolle das Projekt verhindern, seien nicht wahr. Im September 2015 hatte der Gemeinderat das Projekt – zumindest vorläufig – abgelehnt. „Die Unterlagen waren nicht vollständig“, sagte Däschler und machte seinem Ärger über häppchenweise und unvollständige Nachlieferungen Luft: „Es nervt mich unendlich, wenn im Rathaus keine gescheiten Unterlagen vorliegen.“ Auch die Erschließung und die Frage der Privilegierung waren im September 2015 noch nicht geklärt.

Eine Privilegierung als land- und forstwirtschaftlicher Betrieb, befand das Landratsamt Esslingen, sei nur mit umfangreichen Planänderungen möglich – nicht mit einer 120 Quadratmeter großen Besenwirtschaft und einer knapp 50 Quadratmeter großen Gastronomieküche. Die Bauherren haben nun ihre Pläne geändert, die geplante Besenwirtschaft ist nur noch halb so groß und hat maximal 36 Sitzplätze. Die Küche wurde verkleinert, die Probierecke gestrichen, Hofladen und Besenwirtschaft sind nun klar getrennt. Neben der Kalthalle für die Hackschnitzellagerung ist nun eine Versickerungsmulde geplant, die das Regenwasser aufnimmt. Außerdem wurden die Unterlagen erfolgreich vervollständigt.

„Das Planwerk wurde so geändert, dass wir jetzt entscheiden können“, sagt Däschler. „Wir stimmen der Sache zu, aber nur unter erheblichen Bedenken. Wenn wir jetzt ablehnen, ist das Projekt gestorben.“ Dieser Zustimmung folgten die Gemeinderäte einstimmig – abgesehen von den zwei Räten, die wegen Befangenheit nicht an der Abstimmung teilnahmen. Die Gemeinde knüpft ihre Zustimmung jedoch an Voraussetzungen.

Was Däschler auf jeden Fall vermeiden will, ist, dass zuerst die Besenwirtschaft, der Hofladen und die Betriebsleiterwohnung gebaut werden, dann vielleicht das Geld ausgeht und die Kalthalle und der geplante Hühnerstall aufgeschoben oder gestrichen werden. Daher hatte Däschler zunächst vorgesehen, dass Hühnerstall und Kalthalle fertiggestellt sein müssen, bevor mit dem Bau der anderen Vorhaben begonnen wird. Gemeinderat Christoph Heilemann (NWV) hatte jedoch Bedenken, denn das bedeute Zusatzkosten für den Bauherrn. Die Regelung wurde so geändert, dass nun beides gleichzeitig erstellt werden darf.

Für Strom und Wasser verlegt der Bauherr zwei private Leitungen: für das Wasser 440 Meter lang vom Hydranten beim Tennisheim her, für den Strom 400 Meter lang von Weilheimer Seite her. Die Kosten dafür, auch für die Aufwendungen an den Feldwegen, trägt der Bauherr. Sollte die Gemeinde für ihren Abwasserkanal, der die neue Wasserleitung kreuzt, durch die private Leitung irgendwann höhere Aufwendungen haben, muss der Bauherr diese ersetzen. Der Bauherr kann von der Gemeinde keinen Ausbau des Feldwegs erwarten. Ist ein solcher nötig, muss er ihn selbst bezahlen. Die Gemeinde leistet auch keinen Winterdienst.

Bedenken hatten Däschler und besonders Gemeinderat Thomas Maier (WUB) wegen der Kreuzung zwischen Feldweg und L 1200, der Weilheimer Straße. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass da ein Bus einmündet“, sagte Däschler. Doch das werde die Straßenverkehrsbehörde vor Ort bei einer Verkehrsschau untersuchen. Eventuell komme dann auf dem bisher unbeschränkten Straßenabschnitt, auf dem mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde gerast werde, eine Geschwindigkeitsbeschränkung.

Die Gemeinde Neidlingen ist jedoch nur ein Teil des Puzzlespiels. Derzeit wird die Planung von den Fachbehörden des Landratsamts geprüft. Das Landwirtschaftsamt hat auf die knappe Parkplatzsituation hingewiesen. Es sah aber ein privilegiertes Vorhaben eines landwirtschaftlichen Betriebs. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat aus verkehrlicher Sicht keine Bedenken angemeldet.