Weilheim und Umgebung

Ein Kloster wird zur Baustelle

Kirche Trotz des Wegzugs der Kapuziner-Mönche aus Ave Maria in Deggingen geht es weiter mit der Wallfahrtskirche. Pfarrer Hans Georg Schmolke aus Stuttgart übernimmt die Leitung. Von Heike Siegemund

Ave Maria in Deggingen ist ein Anziehungspunkt für viele Wanderer, Ausflügler und Wallfahrer. Auch für Hochzeiten bietet die Kir
Ave Maria in Deggingen ist ein Anziehungspunkt für viele Wanderer, Ausflügler und Wallfahrer. Auch für Hochzeiten bietet die Kirche das passende Ambiente. Durch den Wegzug der Kapuziner-Mönche stand die Kirche kurz vor dem Aus.Fotos: Heike Siegemund

Im Kloster der Wallfahrtskirche Ave Maria oberhalb von Deggingen (Kreis Göppingen) herrschte in den vergangenen Wochen geschäftiges Treiben: Zahlreiche Handwerker wuselten umher, rissen Wände und Bodenbeläge heraus, legten neue Versorgungsleitungen, bauten die alte Ölheizung aus und eine neue Pelletheizung ein und verrichteten viele weitere Arbeiten - alles wurde vorbereitet für Pfarrer Hans Georg Schmolke aus Stuttgart, der Ende Juni in die umgebauten Räume in Ave Maria einziehen wird.

Zum 1. Juli wird Pfarrer Schmolke die Leitung von Ave Maria als Wallfahrtsrektor übernehmen. „Es ist unabdingbar, dass der Wallfahrtsrektor in Ave Maria wohnt. Er muss hier präsent sein. Das war für uns klar, und er sieht das genauso“, sagt Pfarrer Andreas Ehrlich von der katholischen Kirchengemeinde Heilig Kreuz Deggingen. Bis vor wenigen Monaten hatten in Ave Maria noch die Kapuzinerbrüder gelebt. Nach deren Wegzug Ende Oktober vergangenen Jahres war längere Zeit unklar, wie es weitergeht mit Ave Maria. Dann gab es die erfreuliche Nachricht: Hans Georg Schmolke, der aktuell die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Ost betreut, wird die Wallfahrtsleitung übernehmen.

Für die katholische Kirchengemeinde Deggingen und die Diözese Rottenburg-Stuttgart stand deshalb außer Frage, für die Renovierung von Teilen des Klosters Geld in die Hand zu nehmen, betont Pfarrer Ehrlich. So wurden mehrere frühere Mönchszellen miteinander verbunden und zu einer insgesamt 90 Quadratmeter großen Wohnung für den Wallfahrtsrektor umgebaut. Auch seine Haushälterin zieht mit ins Kloster ein: Ihr abgetrennter Wohnbereich wird etwa 35 Quadratmeter groß sein.

Diese Umbaumaßnahmen lässt sich die katholische Kirche einiges kosten: insgesamt knapp eine Million Euro. Den Löwenanteil mit 800 000 Euro trägt die Diözese, die Kirchengemeinde Deggingen steuert 30 000 Euro bei, aus einer Rücklage, die speziell für Ave Maria angelegt wurde, stehen 50 000 Euro zur Verfügung, und aus einem Nachhaltigkeitsfonds für erneuerbare Energien gibt es für den Einbau der Pelletheizung 50 000 Euro. „Außerdem benötigen wir noch Spenden in Höhe von 50 000 Euro“, ergänzte die Kirchen- und Wallfahrtspflegerin Sandra Bosch.

Leben war ins Kloster von Ave Maria bereits Anfang Februar wieder eingekehrt, als die Patres Saji und Sampath einzogen. Die beiden Pfarrvikare stammen aus Indien und gehören der Ordensgemeinschaft der Heilig-Geist-Väter an, informiert Pfarrer Ehrlich. Trotz der Umbauarbeiten wohnten die beiden in den Gästezimmern des Kloster. Das war nicht immer einfach, denn der Umbau war mit Lärm und so manchen Unannehmlichkeiten verbunden. Zum Beispiel mussten sie sich mit Ölradiatoren behelfen, weil die Heizung abgeklemmt werden musste. Künftig werden die Pfarrvikare voraussichtlich in den Mönchszellen im zweiten Trakt des Klostergebäudes leben, der - was die Umbauarbeiten anbelangt - unangetastet blieb. Die Pfarrvikare dürfen die frühere Küche der Kapuziner nutzen, die - ebenso wie das Refektorium, also der Speisesaal, und das „Chörle“, in dem die Mönche ihre Gebete verrichtet hatten - nicht umgebaut wurde.

Der bisherige Sanitärbereich der Kapuziner wurde in eine Küche mit Essbereich umgestaltet, in der die Haushälterin des neuen Wallfahrtsrektors zugange sein wird. Pfarrer Schmolke bringt übrigens drei Hühner mit. Wo diese unterkommen, ist noch unklar; wichtig ist in jedem Fall ein geschützter Bereich, damit nicht der Fuchs die Tiere holt.

Vor Ort waren auch Mitarbeiter des Denkmalamts, informiert Pfarrer Ehrlich. Denn das Kloster steht, genauso wie die Kirche, unter Denkmalschutz. Größere Auflagen für den Umbau habe es jedoch nicht gegeben, ergänzt Sandra Bosch. Es handelte sich um Kleinigkeiten, zum Beispiel mussten die historischen Türen aus 1930 erhalten bleiben.

Unterdessen freuen sich die Menschen aus der gesamten Region, dass es in Ave Maria weitergeht. Es habe in den vergangenen Monaten viele Gerüchte und Sorgen um die Wallfahrtskirche gegeben, weiß Pfarrer Ehrlich. „Jetzt hören wir viel Dankbarkeit. Dass Pfarrer Schmolke kommt, war die beste Nachricht, die wir geben konnten, um die Sorgen zu zerstreuen.“

Das „Chörle“ (Bild oben) blieb von den Umbaumaßnahmen verschont. In anderen Räumen musste eine neue Heizung installiert werden (
Das „Chörle“ blieb von den Umbaumaßnahmen verschont.
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Auch ein neuer Küchen-Essbereich steht jetzt zur Verfügung.
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In vielen Räumen musste eine neue Heizung installiert werden.