Weilheim und Umgebung

Ein Krankenwagen rollt von Boll nach Lesbos

„Hilfe für Lesbos“: Boller Ehepaar unterstützt griechische Insel medizinisch mit großer Spendenaktion

Auf Facebook ist er schon zu sehen: der Krankenwagen, den Maren Huber und Ralf Hokenmaier an Weihnachten nach Lesbos bringen. Fo
Auf Facebook ist er schon zu sehen: der Krankenwagen, den Maren Huber und Ralf Hokenmaier an Weihnachten nach Lesbos bringen. Foto: Katharina Polzer

Bad Boll/Kirchheim. Scharen hilfebedürftiger Menschen werden aus dem Wasser gezogen, unter ihnen sind viele Kinder die weinen und

schreien. Die privaten Helfer, die die Menschen auf Lesbos in Empfang nehmen und versorgen, sind völlig überfordert mit der Situation. Sie berichten, dass sie den vielen, täglich ankommenden, Flüchtlingen einfach nicht ausreichend helfen können. Das sind Ausschnitte aus einem in Facebook geteilten Video, das sich Ralf Hokenmaier und seine Frau Maren Huber zu Hause in Bad Boll angeschaut haben.

Das Paar ist schockiert. Gemeinsam fassen die beiden den Beschluss, einen Krankenwagen zu spenden. „Eigentlich wollten wir zwei Wochen in den Urlaub fahren, doch das Bedürfnis zu helfen ist größer“, sagt Ralf Hokenmaier. Sie nehmen Kontakt zu einem Bekannten auf, der seit Jahren auf Lesbos lebt. Er informiert die beiden über die Insel. Dort gibt es nur ein Krankenhaus das sich in der Hauptstadt Mytilini befindet. Dieses Krankenhaus mit seinen gerade mal zwei Krankenwägen ist zuständig für die medizinische Versorgung der 80 000 Inselbewohner. Die Versorgungskapazität reicht bei Weitem nicht aus für die täglich ankommenden Scharen von Flüchtlingen, anderthalb Stunden entfernt von der Hauptstadt. Dort wurde ein alter LKW zur Notaufnahme umfunktioniert. Die Menschen werden hier von privaten Helfern notdürftig versorgt. Es gibt nahezu keine medizinischen Hilfsmittel. Bis vor Kurzem war nicht einmal eine Hilfsorganisation vor Ort.

Das Paar handelt kurz entschlossen. Es beginnt Spenden zu sammeln und informiert alle Geschäftspartner ihrer Werbeagentur und auch den privaten Bekanntenkreis über die Aktion. Die beiden sind überwältigt, als daraufhin einer ihrer Lieferanten beschließt: „Ich verzichte auf meine letzte Rechnung, zahlt das Geld auf euer Spendenkonto ein.“

Durch Flyer und die Facebook-Seite „Hilfe für Lesbos“ werden auch noch andere aufmerksam. Innerhalb von nur sieben Tagen kommen so mehr als siebentausend Euro zusammen. Um noch mehr Reichweite zu gewinnen stellt Ralf Hockmaier seine Aktion auch seinen BNI-Kollegen in Kirchheim vor. BNI steht für Business Network International. Dahinter steht eine Vereinigung regionaler Geschäftsleute, die sich einmal wöchentlich im Golfklub Kirchheim-Wendlingen trifft. Normalerweise stellt man sich und sein Unternehmen dort innerhalb von 60 Sekunden vor. Die Initiative des Boller Werbefachmanns findet aber so viel Anklang, dass ihm einer seiner BNI-Kollegen seine 60 Sekunden überlässt. So kann er noch mehr über seine Idee erzählen. Allein ein Drittel der Spenden wurde von der Kirchheimer Vereinigung zur Verfügung gestellt.

Auf der Suche nach einem gebrauchten Krankenwagen erhält das Ehepaar Hilfe von der Firma Binz, Hersteller von Sonderfahrzeugen, in Lorch. Diese vermittelt ihnen einen Krankenwagen für 10 000 Euro, der den Anforderungen der griechischen Straßen gerecht wird. Die Firma erklärt sich bereit, den Krankenwagen aufzubereiten und zu warten. Zusätzlich wird noch das teure Tragesystem kostenlos zur Verfügung gestellt. Durch gute Kontakte, unter anderem zur Bundeswehr und ortsansässigen Apothekern, erhält das Paar noch einen Defibrillator, Decken und Verbandsmaterial für ihren Krankenwagen. Wegen der bevorstehenden Weihnachtszeit startet Ralf Hokenmaier zusätzlich an der Grundschule Boll eine Kuscheltieraktion. Die Teddybären und Schmusetiere sollen den Flüchtlingskindern auf Lesbos eine Freude bereiten.

Am Montag, 21. Dezember, wird der Krankenwagen, vollgepackt mit Hilfsmitteln und Geschenken, nach Griechenland aufbrechen. Dort erwartet man die beiden Helfer schon sehnsüchtig. Wer ihre Abenteuer und die Hilfsaktion verfolgen möchte, wird im Internet fündig: Auf der Facebook-Seite „Hilfe für Lesbos“ teilen die beiden alle Neuigkeiten und Ereignisse aus Griechenland, um die Spender und Interessierten ständig auf dem Laufenden zu halten.

Wer die Aktion „Hilfe für Lesbos“ unterstützen möchte, bekommt auf der gleichnamigen FacebookSeite Informationen oder unter der Adresse mh@projekt-e.de.

Die medizinische Infrastruktur der griechischen Insel Lesbos reicht bei Weitem nicht aus, um die gestrandeten Flüchtlinge zu ver
Die medizinische Infrastruktur der griechischen Insel Lesbos reicht bei Weitem nicht aus, um die gestrandeten Flüchtlinge zu versorgen. Foto: AFP