Weilheim und Umgebung
Ein Neuling will ins höchste Amt

Rathaus Am „Superwahlsonntag“ 14. März ist in Holzmaden Bürgermeisterwahl. TSV-Fußball-Jugendleiter und „Bald-Holzmadener“ Marius Remmler wirft als Erster seinen Hut in den Ring. Von Thomas Zapp

Er kommt als Erster aus der Deckung und wirft seinen Hut in den Ring um das vakante Bürgermeisteramt von Holzmaden: Der 40-jährige Marius Remmler ist politisch bislang unerfahren und macht auch keinen Hehl daraus. „Ich will nicht taktieren. Mir ist schon länger klar, dass ich es machen will“, sagt der bislang einzige Kandidat. Schon bei der ersten Wahl, als die bisherige Amtsinhaberin Susanne Irion zur Bürgermeisterin wurde, hatte er mit einer Kandidatur geliebäugelt. Damals war er noch in den frühen 30ern. „Vielleicht liegt es daran, dass ich jetzt 40 geworden bin und etwas hinterlassen möchte“, sagt er lachend über seine neuen Prioritäten im Leben.

Die Entscheidung ist dann über die Weihnachtsfeiertage gefallen, auch seinen Chef hat er informiert, dass sich im März möglicherweise etwas ändern könnte. „Der war erst geschockt, dann fand er es interessant und schickt mir Tipps aus dem Buch von ­Barack ­Obama, das er gerade liest“, erzählt er schmunzelnd. Seine Frau hat ihn sofort unterstützt. Sie kennt sich mit Verwaltung aus, hat einen Teil ihrer Ausbildung im Holzmadener Rathaus absolviert. „Da muss die ganze Familie mitziehen“, ist Marius Remmler überzeugt. Er weiß, dass er viel zu lernen hat, auch mit der scheidenden Amtsinhaberin Susanne Irion hat er schon telefoniert. „Es gibt eine Strategie für die Gemeindeentwicklung bis 2030“, sagt er. Die detaillierten Pläne kommen dem Vertriebsprofi entgegen. „Konkrete Handlungsfelder mit einer klaren Vorgabe, wo man hinwill. So etwas liegt mir, sagt er. Den Status quo zu verwalten, findet er langweilig. Zwar stehe Holzmaden sehr gut da, aber Ideen für Verbesserungen hat er schon. So will er mehr Wohnmöglichkeiten für Ältere schaffen, auch ein richtiges „Zentrum“ für Treffen und Begegnungen fehle dem Ort.

Er will etwas bewegen, ist aber weder Mitglied in einer Partei noch hat er sich bislang anderweitig politisch engagiert. Dafür ist der Teamleiter in einem bayerischen Unternehmen für Schwimmbad- und ­Wasserhygi­ene ein überzeugter Holzmadener. Ein künftiger Holzmadener, müsste man korrekterweise sagen, denn die Familie Remmler wartet noch auf die Fertigstellung ihres Häuschens in Holzmaden. Bislang wohnt sie in Kirchheim. Bürgermeister wollte er aber immer nur in Holzmaden werden. „Für mich gibt es keinen anderen Ort.“ Gleichwohl hat ihn die Kandidatur des eher unbekannten Pascal Bader beeindruckt. Der frische Wind von außen kann manchmal ein Vorteil sein, darin sieht er auch seine Chance.

Er hofft auf Gegenkandidaten

Gebürtig stammt Marius Remmler aus Heilbronn. Der begeisterte Fußballer ist aber seit mehr als 15 Jahren für den TSV Holzmaden aktiv und ist dort mittlerweile auch Jugendleiter der Fußballabteilung. Seine neun und elf Jahre alten Kinder spielen natürlich auch in Holzmaden. „Ich will aber nicht auf den Fußballverein reduziert werden“, stellt er bei einem corona-gerechten Spaziergang durch seinen künftigen Wohnort klar.

Remmler weiß, dass es in Holzmaden mehr als 20 Vereine gibt, die zu der starken Dorfgemeinschaft beitragen. Dass es in vielen Gemeinden schwierig ist, Bürgermeister zu finden, ist ihm bewusst. Auch das Eherenamt ist ein wenig aus der Mode geraten. „Die Generation Fitnessstudio ist mehr auf sich selbst fokussiert“, kennt er das Problem. Dennoch hofft er für den Wahlsonntag am 14. März, wenn auch der neue Landtag gewählt wird, stark auf einen Gegenkandidaten. „Ich habe kein Problem damit, zu verlieren, dann würde ich mich anders im Ort engagieren. Das Schlimmste wäre für mich, dass es keinen anderen gibt und ich aus Mangel an Alternativen gewählt würde“, betont Remmler. Der „Wahlkampf“ wird wegen der Corona-Pandemie ohnehin kompliziert, Versammlungen gibt es nicht, Meetings können nur online stattfinden. Da helfen ihm die Kontakte über die Vereine.

Zwar hat er auch vor der Präsenz im Ort und der ständigen Ansprechbarkeit für die Bürger Respekt, aber einen weiteren Aspekt findet der künftige Holzmadener überaus reizvoll: „Ich fahre durch meine Vertriebstätigkeit bislang 50 000 Kilometer im Jahr mit dem Auto. Hier könnte ich zu Fuß zur Arbeit gehen, das wäre cool.“