Wie ein überdimensionales Schiefer-Puzzle liegt er auf dem Boden des Holzmadener Museums Hauff. Gut zu erkennen: die vier großen Paddel, die den etwa 5,50 Meter langen und schlanken Jäger aus der Ordnung Ichthyosaurier vor 180 Millionen Jahren antrieben. In wenigen Wochen soll dieses, vor rund 50 Jahren in Ohmden gefundene Exemplar eines Eurhinosauriers in voller Pracht auf die Reise nach Bodman-Ludwigshafen gehen. In der Bodenseegemeinde steht die neue Filiale des Museums, das Leiter Rolf Bernhard Hauff, Leiter des Holzmadener Urwelt-Museums, dort im kommenden Jahr eröffnen will. Eigentlich sollte der Betrieb dort schon seit Sommer laufen, aber auch in diesem Fall musste wegen der Corona-Krise umgeworfen werden. Nun soll der Startschuss am 1. April 2021 fallen - falls das Virus ihm keinen Strich durch die Rechnung macht. Aber Hauff ist optimistisch: Derzeit laufen schon die ersten Bewerbungsgespräche für die Stelle einer Museumsmitarbeiterin oder eines Mitarbeiters.
Saurier ist bilsang so noch nicht ausgestellt gewesen
So wie das Meeresreptil aus der Jurazeit in seiner vollen Größe aktuell transportbereit im Museum Hauff liegt, hat es bislang noch kein Museumsbesucher zu Gesicht bekommen. Nur der Schädel und eine Vorderflosse waren einmal in München ausgestellt. Dieses besonders gut erhaltene Exemplar wird in voller Pracht dann im neuen Museum in Bodman zu sehen sein. Es ist ein schönes Stück, weil es den „Ur-Fisch“ in seinem anatomischen Verbund zeigt und sehr deutlich die Schädelteile zu erkennen sind. Daran sieht man zum Beispiel, dass Ober- und Unterkiefer unterschiedlich lang sind, der obere ist etwa doppelt so lang wie unten. „Obwohl die Zähne bis zum Ende des Kiefers reichen“, erklärt Hauff. Damit hat das Reptil die Anmutung eines gigantischen Schwertfisches.
Für den Transport wird jede einzelne Platte auf einer weichen Unterlage auf die Ladefläche des Lastwagens verladen. Anhand der mit Kreide aufgemalten Nummern und Strichen wird das Stück am Zielort wieder zusammengepuzzelt. Dafür sorgt sein langjähriger Präparator Klaus Nilkens. Eine erste Tour hatte Hauff mit seinem eigenen Team bereits im Juni erfolgreich und mit viel Aufwand durchgeführt. Der Aufwand für die sensible und unersetzbare Fracht kostet natürlich Geld, dem im Moment keine Einnahmen gegenüberstehen. Aber wenigstens sorgt die coronabedingte Verzögerung der Eröffnung am Bodensee für keine zusätzlichen Kosten. „Der Besitzer der Immobilie hat mir die Miete bis April erlassen“, sagt Hauff.
Der Holzmadener lässt sich den lang gehegten Traum eines zweiten Museums in Wassernähe einiges kosten. Vorausgegangen waren Besichtigungen von Objekten in der Hamburger Speicherstadt und sogar in Lissabon oder Palma de Mallorca. Stets scheiterte es am Ort oder an der Bürokratie und den umständlichen Bestimmungen für die Einfuhr solch spezieller Fundstücke. Auf seiner Suche rund um den Bodensee, der ihm wegen der Nähe zu Holzmaden und dem Wasserambiente gut gefiel, wurde er schließlich fündig. In Bodman traf er Wilderich Graf von und zu Bodman, der ihm die historische Schlosstorkel aus dem Jahr 1772 anbot und gleichermaßen begeistert von der Idee eines Urwelt-Museums war. Die Torkel oder Kelter zeugt von dem ehemals regen Weinbau in Bodman und wurde bis etwa 1960 genutzt. Sie verfügt über einen stattlichen Torkelbaum im Erdgeschoss, den Rolf Hauff mit seiner Wassersaurierausstellung nicht nur kombinieren, sondern auch selbst thematisieren möchte. „Wir haben dort rund 250 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung, vergleichbar mit Holzmaden“, sagt er. Ausstellen wird er dort 20 große Einzelstücke, darunter ein sechs Meter großes Krokodil.
Und den Eurhinosaurier: Wann das mehrere 100 Kilo schwere Ausstellungsstück verladen wird, ist noch offen. Das gleiche gilt für die Wiederaufnahme des Betriebs in Holzmaden. „400 Schulklassen musste ich in diesem Jahr absagen“, sagt er. Immerhin hat er staatliche Hilfen bekommen, dennoch konnte das die Ausfälle nicht kompensieren. „Lange sollte es nicht mehr gehen“, sagt er. Das gilt sowohl für das geschlossene „alte“ als auch für das der Eröffnung harrende neue Urweltmuseum.