Weilheim und Umgebung

Ein Viertel an Wärmeenergie einsparen wäre möglich

Umwelt Der Klimaschutz-Steckbrief für Neidlingen gibt erste Hinweise, wo die Gemeinde ansetzen kann.

FDP-Landtagskandidat Ralph Kittl warnt davor, zu verschwenderisch mit den Steuergeldern umzugehen. Symbolbild
FDP-Landtagskandidat Ralph Kittl warnt davor, zu verschwenderisch mit den Steuergeldern umzugehen. Symbolbild

Neidlingen. Von 44 Städten und Gemeinden im Landkreis Esslingen beteiligen sich 26 am Integrierten Klimaschutzkonzept (IKK). Vorab hat jede Gemeinde einen individuellen Klimaschutz-Steckbrief erhalten, so auch Neidlingen. Er ist keine intensive Untersuchung mit Vor-Ort-Begehungen, sondern basiert auf der Datenlage. An dieser Datenlage gab es im Neidlinger Gemeinderat Kritik. Dennoch gibt der Steckbrief erste Hinweise, wo sich Maßnahmen lohnen könnten.

Roland Kuch (WUB) vermisste im Steckbrief eine positive Bewertung der Landschaft, ihm war die Sicht zu negativ. „Um das detailliert zu diskutieren, müssten wir eine Klausurtagung machen“, sagte Bürgermeister Klaus Däschler bei der Vorstellung des Steckbriefs im Gemeinderat. Nun folge die Einrichtung der Klimaschutzagentur mit Klimaschutzmanager beim Landkreis, sie sei für die zweite Jahreshälfte geplant. Daher ging es zuerst einmal nur um eine Kenntnisnahme des Steckbriefs.

Eine klare Erkenntnis: Beim Strom werden in Neidlingen bisher kaum erneuerbare Energien genutzt, bei der Wärme hingegen sehr stark. Strom aus erneuerbaren Energien hat im Jahr 2016 nur sieben Prozent des Bedarfs gedeckt. Hier sieht das Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg (ifeu), das die Studie erstellt hat, noch viele Möglichkeiten. Wurden mit Photovoltaik-Anlagen in Neidlingen im Jahr 2017 rund 600 Megawattstunden Strom erzeugt, läge das theoretische Potenzial bei 4800 Megawattstunden. Damit könnten 60 Prozent des aktuellen Strombedarfs gedeckt werden. Bei der Solarthermie wäre theoretisch eine Erhöhung von derzeit 300 auf 1300 Megawattstunden Energie möglich.

Ganz anders bei der Biomasse: Hier liegt das theoretische Neidlinger Potenzial bei bis zu 2200 Megawattstunden pro Jahr. In Neidlingen werden aber bereits 8300 Megawattstunden pro Jahr aus Biomasse gewonnen. Darin sind die Holzfeuerstätten in privaten Haushalten enthalten. Das Institut empfiehlt, keine zusätzliche Biomasse zu verfeuern, sondern auf die Kombination von Bio- masse und Solarthermie, auf effizientere Anlagen und auf Nahwärmenetze zu setzen. Bisher wird Wärme in Neidlingen zu 41 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen, damit liegt die Gemeinde weit über dem Bundesdurchschnitt. Beim Wind ist in Neidlingen allerdings wenig zu machen.

LED lohnt sich

Lobend erwähnt der Steckbrief die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED, die Sanierung des Hallendachs der Reußensteinhalle und die Sanierung der Grundschule mit Hausmeisterwohnung. Beim Wärmeenergieverbrauch pro Nutzfläche schneidet die mit Heizöl beheizte Reußensteinhalle gut ab. Ganz anders der Kindergarten Wasserschlossweg, der auch beim Stromverbrauch oberhalb des Zielwerts liegt. Grundschule und Hausmeisterwohnung haben für Heizung und Warmwasser einen leicht höheren Verbrauch als die fünfmal so große Reußensteinhalle, das zeigt weiteres Verbesser- ungspotenzial.

Über dem Zielwert liegt auch die Heizung des Bauhofs. Das Oberdachlosenheim Wasserschlossweg wird mit Strom beheizt. Es fiel beim Stromverbrauch für die Heizung nicht negativ auf, aber beim sonstigen Stromverbrauch ohne Heizung. Insgesamt, so die Einschätzung des Steckbriefs, könne die Gemeinde in ihren Gebäuden ein Viertel der Wärmeenergie und ein Zehntel des Stromverbrauchs einsparen. Nicht einberechnet wurden das Rathaus und die von Vereinen genutzte Alte Schule. Peter Dietrich