Weilheim und Umgebung

Eine gut besuchte Premiere

Bestattung Der „Tag des Friedhofs“ auf dem Weilheimer Friedhof Weinsteige war ein Experiment. Die Frage für die Organisatoren war: Würde er auf Interesse stoßen? Von Peter Dietrich

Bürgermeister Johannes Züfle erklärt die unterschiedlichen Bestattungsformen.Foto: Peter Dietrich
Bürgermeister Johannes Züfle erklärt die unterschiedlichen Bestattungsformen.Foto: Peter Dietrich

Bürgermeister Johannes Züfle brachte es auf den Punkt. Er begrüßte die Teilnehmer seines ersten Friedhofsrundgangs am „Tag des Friedhofs“ mit den Worten: „Sie sind Gäste bei einer Premiere. Wir wussten nicht, wie viele das interessiert.“ Angesichts von rund 45 Teilnehmern beim ersten und 35 beim zweiten Rundgang und den Besuchern an den Informationsständen befand Johannes Züfle: „Die mutige Idee hat sich bestätigt.“

„Man kann gar nicht früh genug damit anfangen“, meinte ein Zuhörer zur Beschäftigung mit dem eigenen Tod. Auch wenn es dann so kommen kann, wie Johannes Züfle von seinem Großvater berichtete: „Er hat seit 20 Jahren alles in der Schublade, bis hin zu den Liedern aus dem Gesangbuch. Er hat es bisher nicht gebraucht, ist jetzt 99 Jahre alt und sagt, er hänge schon noch an seinem Leben.“

Für den „Tag des Friedhofs“ hatte die Gemeinde acht Partner gefunden, von Floristen über Bestattungsinstitute bis zum Steinmetz. Anlass für den Tag waren die vielen Änderungen auf dem Friedhof. „Die Erdbestattungen nehmen ab, die Urnenbestattungen zu, es gibt immer mehr alternative Bestattungsformen“, sagte der Bürgermeister. Eine Folge: Die Gemeinde braucht nicht mehr so viel Platz und hat einen eher zu großen Friedhof. Damit dieser nicht in zwei Teile zerfällt, gibt es zwei Maßnahmen: Auch im alten Teil mit seinen vielen Bäumen finden Bestattungen und Neubelegungen statt, und im neuen Teil wurden Bäume gepflanzt. Ganz neu ist das Urnengemeinschaftsgrabfeld, für Johannes Züfle ein „Sinnbild der neuen Friedhofskultur“. Es wird vom Gärtner gepflegt und bietet auch dann, wenn kein Angehöriger die Grabpflege übernehmen kann, einen Ort der Erinnerung.

Bei den Rasengräbern erinnerte Züfle daran, dass Blumen und andere Dinge nur auf dem separaten Plattenfeld abgestellt werden dürfen. Sonst müsse beim Mähen aller Grabschmuck entfernt und danach wieder zugeordnet werden. Wie sich die Gemeinde verschätzen kann, zeigen die Grabkammern. Sie wurden im Jahr 2009 angelegt, weil durch lehmige und nasse Böden die Verwesung aufgehalten wird. In ihnen ist der Sarg von Luft umgeben. Doch bisher ist keine einzige Grabkammer belegt.

Der Begriff „Wahlgrab“ kann in die Irre führen. Eine Platzwahl gibt es nur beim „Wahlgrab in Sonderlage“. Es kann zu Lebzeiten erworben werden. Die Nutzungszeit von 30 Jahren gilt aber ab dem Kauf. Wer also mit 70 Jahren kauft und 100 wird, für den war die Investition vergeblich.

Noch unbelegt sind auch die „Gräber ohne Gestaltungsvorschriften“, die es sowohl für Erd- als auch für Urnenbestattung gibt. „Das ist etwas für Individualisten, Sie müssen dazu ein toleranter Mensch sein“, sagte Johannes Züfle. Denn es könne sein, dass sich auf dem Nachbargrab ein Obelisk oder ein Motorrad finde. Anonym sind auf dem Friedhof Weinsteige nicht nur Menschen bestattet, bei denen keine Angehörigen zu finden waren. Es sind auch namhafte Weilheimer dabei, die es ausdrücklich so wollten. Warum gibt es in Weilheim keine Urnenwand? „Das passt nicht in unseren naturnahen und großzügigen Friedhof.“ Was dem Bürgermeister zudem wichtig ist: „Beim Kindergrabfeld haben wir die Gebühren massiv reduziert, wir wollen Eltern nicht noch zusätzlich belasten.“

Johannes Züfle erläuterte, warum die Aussegnungshalle für eine Stunde 650 Euro kostet. Die Gemeinde sei verpflichtet, die Abschreibungen, Reparaturen, Personal, Heizung und Strom einzukalkulieren und das durch die Zahl der Nutzungen zu teilen. Die Kostendeckung liege nur bei rund 50 Prozent. „Es ist noch teurer, als das, was sie bezahlen.“ In der Halle gebe es die Möglichkeit zur Aufbahrung. „Früher war das völlig normal zu Hause, da ist etwas verloren gegangen.“

Was mit dem Alten Friedhof weiter geschehe, müsse in den nächsten Jahren im Detail diskutiert werden. Wenn er zum Park wird, dürfen dann zum Beispiel dort Hunde spazieren? Was feststehe: „Die Denkmäler für die Opfer der Kriege bleiben erhalten, auch erhaltenswerte Grabsteine. Man wird immer sehen, dass hier einmal ein Friedhof war.“

Was ist mit einem Mausoleum? „Im Tod sind alle gleich“, antwortete der Bürgermeister. „Ich habe auch in zehn Jahren noch nie eine Anfrage nach so etwas erhalten.“