Weilheim und Umgebung

Einfach mal auf den Putz hauen

Handwerk Die Arbeit des Stuckateurs ist an jedem Haus allgegenwärtig – von Hand gemacht, von langer Dauer und stets individuell gearbeitet. Von Cornelia Wahl

Zu den Aufgaben des Stuckateurs gehören viele verschiedene Aspekte. Die Arbeit ist eng mit Maschinen verbunden. Ein guter Stucka
Zu den Aufgaben des Stuckateurs gehören viele verschiedene Aspekte. Die Arbeit ist eng mit Maschinen verbunden. Ein guter Stuckateur muss sorgfältig und mit handwerklichem Geschick ans Werk gehen. Da sie oft auf Gerüsten stehen, sollten Stuckateure schwindelfrei sein.Fotos: Cornelia Wahl

Sie sind Experten, wenn es um Fragen der Herstellung und Sanierung von Außen- und Innenputz geht. Stuckateure wissen, wie man zahlreiche moderne oder traditionelle Techniken anwendet. Ihr Einsatzort variiert von Auftrag zu Auftrag. Ihre Arbeit ist jedes Mal ein bisschen anders. Sie schaffen an Neu- oder Altbauten, renovieren, modernisieren oder sanieren, mal im Freien an oder im Innern von Gebäuden. Sie kleben ab, setzen Schienen oder Eckwinkel, schneiden Gipsplatten passend zurecht, arbeiten maßgenau. In alten Kirchen oder Schlössern restaurieren sie Stuckarbeiten - und das ist nur eine kleine Aufzählung dessen, was das Berufsbild ausmacht.

Wer sich für eine Lehre zum Stuckateur entscheidet, bekommt einen bunten Strauß von Aufgaben und Tätigkeiten geboten. Die Lehre dauert drei Jahre, weiß der Stuckateur Kurt Kirsamer aus Neidlingen. Sie gliedert sich in vier bis sechs Wochen Schulunterricht. Es folgt dann der praktische Bereich im Betrieb. Der Wechsel zwischen Schule und Praxis zieht sich durch die gesamte Ausbildungszeit, allerdings nimmt der Unterricht mit der Dauer ab: Im dritten Jahr ist der Lehrling mehr im Geschäft als in der Schule.

Die Abwechslung und Vielseitigkeit machen nicht nur die verschiedenen Arbeiten aus. Ein Stuckateur ist viel auf Achse, lernt unterschiedliche Menschen mit ihren individuellen Wünschen kennen, auf die er eingehen muss. Und „es ist eine andere Herangehensweise, ob man an einem Neubau, an einem Altbau oder an einer Renovierung arbeitet“, weiß Kurt Kirsamer aus Erfahrung. Jede Decke, jede Fassade, jede Wand ist verschieden, fordert ihre eigene Methode und stellt ihre eigenen Herausforderungen an den Handwerker.

Wer Stuckateur werden möchte, sollte gerne im Team arbeiten, handwerkliches Geschick und eine Portion Kreativität mitbringen. Der Beruf verlangt genaues, gründliches und sauberes Arbeiten, technisches Verständnis sowie bauphysikalisches Wissen. Nicht zuletzt sollte der Lehrling schwindelfrei und seine körperliche Fitness gut sein. Lärm und Staub auf der Baustelle, arbeiten bei schlechtem Wetter oder in der Hitze darf er dabei nicht scheuen.

Techniker und Experten

In der Theorie erlangen die Auszubildenden beispielsweise Hintergrundwissen und Kenntnisse über die Materialien oder Werkstoffe. Zur Lehrlingszeit gehört auch das Anfertigen von Tagesberichten. Ebenso kommt der Azubi mit Vorschriften in Berührung, die es zu beachten gilt. Auf dem Stundenplan steht auch ein etwa einwöchiger Unterricht in Maschinenkunde. Es gibt nicht viele Maschinen, die in diesem Beruf gebraucht werden. „Es ist fast immer die gleiche Maschine“, sagt Kurt Kirsamer, aber man lernt, kleinere Reparaturen auszuführen. Auch wird dabei vermittelt, warum die Maschine manchmal nicht so gut läuft wie sie sollte. Außerdem sollen die Lehrlinge mögliche Gefahren erkennen und dafür sensibilisiert sein.

Nach einer Zwischenprüfung im zweiten Lehrjahr folgt die Gesellenprüfung im dritten. Das Gesellenstück findet in einer Art Kabine, ähnlich einer Garage mit drei Wänden und einer Decke, statt. Dort werkeln zwei Prüflinge gleichzeitig. Jeder von ihnen bearbeitet eineinhalb Wände. Manchmal muss auch die Decke gemacht werden. Die Prüfungsaufgaben können sein: eine Wand verputzen, die Stuckstärke selbst herstellen, verspachteln, verkleben oder Schablonen selbst machen. Für das Gesellenstück bleibt etwa eine Woche Zeit. Außerdem wird in der Prüfungssituation auf die Sauberkeit geachtet - ein wichtiges Thema bei der Stuckateurs-Arbeit - und auf die Zusammenarbeit der Prüflinge in der Kabine.

Die mündliche Prüfung findet während der praktischen statt. Da lohnt es sich, zur Vorbereitung die Wochenberichte vorher noch mal durchzusehen.

Zu den Aufgaben des Stuckateurs gehören viele verschiedene Aspekte. Die Arbeit ist eng mit Maschinen verbunden. Ein guter Stucka
Zu den Aufgaben des Stuckateurs gehören viele verschiedene Aspekte. Die Arbeit ist eng mit Maschinen verbunden. Ein guter Stuckateur muss sorgfältig und mit handwerklichem Geschick ans Werk gehen. Da sie oft auf Gerüsten stehen, sollten Stuckateure schwindelfrei seinFotos: Cornelia Wahl
Stuckateur-Handwerk
Stuckateur-Handwerk

So wird man Stuckateur

Welcher Schulabschluss ist nötig? Für die Ausbildung zum Stuckateur ist rechtlich keine bestimmte Schulbildung Vorschrift.

Welche Anforderungen sollte ein Auszubildender mitbringen? Ein Lehrling im Stuckateur-Handwerk sollte Sorgfalt und handwerkliches Geschick mitbringen. Außerdem sollte er schwindelfrei sein, eine gute körperliche Fitness und Sinn für Ästhetik haben.

Welche Schulfächer umfasst die Ausbildung? Schulfächer sind unter anderem Mathematik, Physik sowie Werken und Technik.

Wie lange dauert die Ausbildung zum Stuckateur? Bis zur Gesellenprüfung als Stuckateur dauert es drei Jahre. Gegen Ende des zweiten Lehrjahres ist eine Zwischenprüfung abzulegen. Die Ausbildung findet sowohl in der Berufsschule als auch im Lehrbetrieb statt. cw