Weilheim. Die Ganztagsbetreuung am Bildungszentrum Wühle wird kostenpflichtig sein. Das hat der Weilheimer Gemeinderat mehrheitlich beschlossen. „Wir erheben eine Betreuungsgebühr von einem Euro pro Stunde“, sagte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Das sei im Vergleich zu den Kindergartengebühren wenig. Im Vorfeld hatten sich Vertreter der Schulen für eine Kostenfreiheit ausgesprochen. Ihre Sorge war, dass Gebühren eine Hürde für Familien mit geringen Einkommen darstellen könnten. Sie verwiesen zudem auf die kostenlosen Ganztagsschulen im Umland.
„Wir investieren 1,9 Millionen Euro in den Umbau und rechnen mit 200 000 Euro laufenden Kosten pro Jahr für das Ganztagsangebot“, betonte Johannes Züfle. Ein Modell, bei dem die Nutzer 20 Prozent der Kosten tragen, sei aus seiner Sicht fair. Zudem könne man nicht die Ganztagsbetreuung an der Wühle kostenlos anbieten, während Eltern an der Limburg-Grundschule zahlen müssten. „Wir weisen auch auf unser Sozialmodell hin“, so Züfle. Für sozial schwache Familien gebe es Rabatte.
SBV-Stadträtin Gerda Schrägle schlug vor, erst einmal kostenlos anzufangen: „Ich beantrage, die Gebühren für das Schuljahr 2016/17 zu erlassen, damit wir gleich mit vielen Schülern starten können.“ Während Joachim Naasz und Dr. Hansjörg Egerer (beide FWV) der Idee etwas abgewinnen konnten, störten sich andere Stadträte an dem Vorstoß. Die UWV-Stadträte Rainer Bauer und Bernd Kautter zeigten sich „überrascht“ vom plötzlichen Umschwenken ihrer Ratskollegin. „Wir waren uns immer einig im Ratsrund, da war bisher nie die Rede davon“, sagte Bernd Kautter. Rainer Bauer bemängelte, dass die anderen Stadträte nicht über den abweichenden Antrag informiert worden seien. Auch inhaltlich lehnten sie den Vorschlag ab. „Wir sind im Haushalt in den Miesen, und in der Grundschule und den Kindergärten verlangen wir ja auch Gebühren“, gab Rainer Bauer zu bedenken. „Wir brauchen die Ganztagsbetreuung doch nicht anzupreisen wie Sauerbier“, so Bernd Kautter.
Auf die Eltern zukommen möchte die Stadt aber in anderer Hinsicht. „Wir schlagen vor, beim Start gleich die Klasse sechs dazuzunehmen“, sagte Johannes Züfle und erntete Zustimmung im Ratsrund. Bisher war geplant gewesen, die Ganztagsbetreuung im ersten Schuljahr nur für die Klassenstufe fünf der Werkrealschule und der Realschule anzubieten und in den darauffolgenden Jahren die Stufen sechs und sieben hinzuzunehmen. Nun hatten aber immer mehr Eltern Interesse bekundet. Auch eine weitere Öffnung für ältere Schüler schloss Züfle nicht aus: „Wir haben bisher keinen Bedarf gesehen – aber verschließen wollen wir uns dem nicht.“ Er könne sich vorstellen, einzelnen Schülern aus verschiedenen Klassen ein Mittagsangebot zu machen: „Das ist aber noch nicht mit den Schulen besprochen und kommt frühestens nächstes Jahr infrage.“
Auch Mittagessen für Nicht-Ganztagsschüler könnte es irgendwann geben. „Wir hatten Sorge, dass ein solches Angebot in der Anfangsphase der Ganztagsbetreuung Konkurrenz macht“, begründete Hauptamtsleiter Marcel Launer die bisherige Zurückhaltung. „Aber später ist das sicher möglich.“