Weilheim. „In der Lerchenstraße wünschen sich 28 Prozent der Eltern ein warmes Mittagessen, in der Bahnhofstraße nur 8 Prozent“, fasste Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle die Ergebnisse einer verbindlichen Umfrage zusammen. Auf einen Antrag des Gesamtelternbeirats der Kindergärten hin hatte die Stadt Modalitäten für ein warmes Mittagessen in den Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) festgelegt und Umfragebögen an die betroffenen Eltern verteilt. Jetzt stellte Johannes Züfle die Ergebnisse der Umfrage im Gemeinderat vor.
„Die Verwaltung interpretiert das so, dass das Interesse so gering ist, dass es sich nicht rechnen würde, ein warmes Essen anzubieten“, sagte er. Schon im Vorfeld habe die Stadt darauf hingewiesen, dass aufgrund organisatorischer Hindernisse eine bestimmte Anzahl von Anmeldungen erforderlich sei, um Essen anzubieten.
„Ich bin überrascht, wie gering das Interesse ist“, kommentierte SBV-Gemeinderätin Gerda Schrägle das Umfrageergebnis. Sie wünschte sich eine erneute Umfrage in zwei Jahren. Christl Heilemann (UWV) zeigte sich ebenfalls enttäuscht von der geringen Resonanz. Da sei viel Lärm um etwas gemacht worden, das nachher offenbar gar nicht so wichtig gewesen sei.
Dr. Hansjörg Egerer (FWV) dagegen konnte sich vorstellen, warum die Anmeldezahlen so gering sind: „Vielleicht ist es so gekommen, weil sich die Eltern für die gesamte Kindergartenzeit entscheiden mussten. Das ist tatsächlich nicht so sinnvoll.“
Das bestätigt Christiane Klingelhöller, Elternbeiratsvorsitzende im Kindergarten Lerchenstraße und Zweite Vorsitzende des Gesamtelternbeirats auf Nachfrage. „Die Eltern waren aufgefordert, ihre Kinder verbindlich für die gesamte Kindergartenzeit zum Mittagessen anmelden“, sagt sie und betont: „Das ist völlig irrational. Das geht nicht in der heutigen Berufswelt.“ Aber nicht nur dieser Punkt habe viele Eltern zögern lassen, ihre Kinder anzumelden. „Es stand auch ein potenzieller Gruppenwechsel für Kinder, die ein warmes Mittagessen bekommen, im Raum.“ Das sei manchen Eltern ebenfalls ein zu hoher Preis gewesen. Auch der tatsächliche Preis des Essens habe für Abschreckung gesorgt. 80 Euro zusätzliche Kosten im Monat seien einigen Eltern zu viel gewesen. Alles in allem sei das Umfrageergebnis unter diesen Vorzeichen aus ihrer Sicht keine Überraschung gewesen: „Mich wundert es nicht, dass sich unter diesen Bedingungen so wenige angemeldet haben.“
Erstaunlich findet sie dagegen, dass es in anderen, auch kleineren Gemeinden, viel unkomplizierter laufe: „Zum Teil können sich die Eltern da von Woche zu Woche entscheiden. ob ihre Kinder ein warmes Essen bekommen sollen“, hat sie erfahren.
„Man muss den Räumen und Ressourcen Rechnung tragen“, formulierte es Weilheims Verwaltungschef. „Unsere Kindergärten sind nicht so ausgebaut, dass es eine Mensa gibt“, sagte er. „Deshalb ist es dort auch anders als etwa in der Schule.“
Was den Preis fürs Essen angeht, seien die 80 Euro nicht einmal kostendeckend. 60 Euro von dem Betrag sind fürs Essen berechnet und 20 Euro für die hauswirtschaftliche Kraft, die benötigt würde.
Für Christiane Klingelhöller und andere Eltern bedeutet das, weiterhin zwei Mal Vesper mitzugeben – und die Zeiten fürs warme Essen entweder auf den Nachmittag oder auf den Abend zu schieben. Glücklich ist die Elternbeirätin darüber zwar nicht. Sie freut sich aber trotzdem darüber, dass das Thema Raum gefunden hat: „Es ist schön, dass die Stadt sich damit auseinandergesetzt hat“, sagt sie. Positiv bewertet sie auch die Rolle der Kindergärten selbst: „Die Einrichtungen und das Personal standen immer hinter uns und hätten unser Anliegen trotz Mehrarbeit mitgetragen.“