Weilheim und Umgebung

Erlaubt ist, was gefällt

Kunst Bis Januar ist Weilheim Gastgeber der einzigartigen Gesamtschau „25 Jahre Stipendiaten Kulturpark Dettinger“. Die ist nicht jedermanns Sache. Von Sabine Ackermann

Zu bunt, zu schrill, zu langweilig? In der Kunst ist alles erlaubt. Das zeigt die Ausstellung „25 Jahre Stipendiaten Kulturpark
Zu bunt, zu schrill, zu langweilig? In der Kunst ist alles erlaubt. Das zeigt die Ausstellung „25 Jahre Stipendiaten Kulturpark Dettinger“, die zurzeit im Weilheimer Rathaus zu sehen ist, nur zu gut. „Closer“ von Wolfgang Neumann (Foto) gehört zu den farbenfrohen Exponaten. Foto: Sabine Ackermann

Die Besucherin ist in Eile, das Rathaus schließt gleich. „Nur so viel: Manches, was ich bis jetzt gesehen habe, finde ich in Bezug auf ein Stipendium äußerst fragwürdig“, sagt die Weilheimerin auf Nachfrage und fügt, während sie in ihrer Tasche nach Unterlagen sucht, noch schnell hinzu: „Ich male in meiner Freizeit auch, aber ein paar dunkle Linien auf weißem Papier, das ist für mich nun wirklich keine Kunst“. Und in der Tat, streift man die Ausstellung nur kurz, kommt einem unweigerlich Goethes Zitat „Erlaubt ist, was gefällt“ in den Sinn. Vielleicht muss man als Betrachter einigen Bildern einfach mehr Zeit und Muße widmen, um zu verstehen, was Bettina Bürkle mit ihrem Holzdruck „Raum/Weg 1+2“ ausdrücken will.

Derzeit wird die Wanderausstellung „25 Jahre Stipendiaten Kulturpark Dettinger“ mit den Kunstwerken von Stipendiaten aus neun Generationen im Rathaus Weilheim gezeigt. Noch bis zum 2. Januar besteht die Möglichkeit, den in dieser Gesamtschau nicht alltäglichen Einblick in zeitgenössisches Kunstschaffen in der Region auf sich wirken zu lassen.

Zu sehen sind 34 Exponate von 33 Kunstschaffenden, verteilt im Foyer sowie in den Fluren auf beiden Stockwerken. Ausgangspunkt für die Sonderausstellung ist das 25-jährige Bestehen des Atelierstipendiums des Landkreises Esslingen, ein in seiner Art im Land einzigartiges Stück Kulturförderung.

„Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten“

Nach Plochingen, Wernau und Frickenhausen kommt nun die Stadt Weilheim in den Genuss des breiten Spektrums aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Fotografie sowie Medienkunst. Gleich nach dem Eingang sticht einem rechts der „Wohnblock“ mit dem Namen „Divercity - Herr der Lage“ ins Auge. Warum Marc Dittrich seine Fotoskulptur nicht „Diversity“ nannte, übersetzt „Vielfalt“, weiß man nicht. Die meisten Ausstellungsstücke sind Bilder. Entweder sorgen sie mit kräftiger Farbgebung oder in grau-anmutender Schlichtheit für Aufmerksamkeit. Zu letzteren Arbeiten gehören beispielsweise das „Nachtgespinst“ von Stefanie Seiz-Kupferer - sie kreierte ihr Bild aus Leinwand, Acryl und einem Baumwollgespinst -, Gernot Kimas Werk die „Pfütze“, ein Digitaldruck auf Alu-Dibond, oder Monika Schabers Holzschnitt „Aleppo_2011“ auf Japanpapier. Lust auf Farbe? Kein Problem, auch Kolorit gibt es genug zu sehen. „Closer“ nennt Wolfgang Neumann sein Bild aus Acryl und Ölkreide auf Leinwand, gefrorenes Wasser und Sprühlack verwendete Jens Bogner für sein „Eisaquarell“, und „Ohne Titel“ steht bei dem kunterbunten Gemälde „Öl auf Leinwand“ von Matthias Baisch. Es ist eine inspirierende Ausstellung, bei der vermutlich für jeden Geschmack etwas dabei ist. Das Zitat von Pablo Picasso passt wie die Faust aufs Auge: „Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten.“

Info Die Ausstellung „25 Jahre Stipendiaten Kulturpark Dettinger“ ist noch bis zum 2. Januar 2018 im Rathaus in Weilheim zu sehen. Geöffnet ist sie montags von 7.30 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags von 8 bis 18 Uhr, mittwochs von 8 bis 13 Uhr, freitags von 8 bis 12.30 Uhr.