Weilheim und Umgebung

„Es ist gut, dass Sie da sind“

Schule Gestern wurden in der Weilheimer Limburghalle 147 neue Lehrer vereidigt. Die Zahl deckt längst nicht die Bedürfnisse des Landkreises. Die Jungpädagogen werden dringender denn je gebraucht. Von Sabrina Kreuzer

147 neue Lehrer sehen in der Limburghalle dem Einstieg ins Berufsleben entgegen.Foto: Sabrina Kreuzer
147 neue Lehrer sehen in der Limburghalle dem Einstieg ins Berufsleben entgegen. Foto: Sabrina Kreuzer

Die Schülerband „Black Panda“ der Realschule Weilheim beendet gerade ihren ersten Song, „Riptide“ von Vance Joy, als es nach dem Applaus plötzlich mucksmäuschenstill in der Limburghalle wird. Die Nervosität der 147 jungen Lehrerinnen und Lehrer, die sich hier zu ihrer Vereidigung eingefunden haben, ist spürbar. Einen Lebensabschnitt haben sie hinter sich gebracht und blicken nun in die Zukunft: Der Einstieg in das tatsächliche Berufsleben findet nach einer langen Ausbildung endlich statt.

Dabei heißt es für Lehrer nicht einfach: sechs Wochen Sommerferien, freie Wochenenden, unter der Woche ein wenig auf die Schüler aufpassen und alles ruhig angehen lassen. Nein, Lehrer haben eine große Verantwortung. Die „Jules“ genannten Junglehrer tragen ab sofort einen wichtigen Teil zur Zukunft ihrer Zöglinge bei.

„Wir alle freuen uns auf Sie. Auf den Schwung, den Sie in unsere Schulen bringen, auf Ihre Impulse und Ideen, aber auch auf Ihre Anregungen, Bedenken und Kritik“, begrüßt Schulamtsdirektorin Dr. Corina Schimitzek die Lehrer: „Wir haben sehr auf Sie gewartet.“

Ministerialdirektorin Gerda Windey erklärt die Situation genauer: „Wir sind nach wie vor leider in der Situation, in der wir nicht alle Stellen besetzen konnten. Aber wir haben jetzt 5 000 Stellen besetzt, und das ist sehr, sehr viel.“ Auch sie ist froh über die zahlreichen neuen Lehrer, die ab Montag an 145 Schulen im ganzen Landkreis Esslingen unterrichten werden. „Lehrer sein ist mehr als ein Beruf, es ist eine Berufung“, sagt Gerda Windey, „lassen Sie sich ihre Ideen und Ihren Enthusiasmus nicht nehmen. Schule lebt von neuen Kollegen und deren Gedanken und Ideen.“

„Es ist gut, dass Sie da sind“, findet auch David Warneck, der Vertreter des örtlichen GEW-Personalrats. Er weiß, dass nach wie vor Lehrkräfte fehlen. Die Qualität der Schulen und des Unterrichts ist abhängig von den Lehrern vor Ort. „Ohne Sie gibt es keinen Unterricht“, merkt er an. Aktuelle Herausforderungen wie Inklusion, Digitalisierung oder Heterogenität sind nur ein Teil der Dinge, mit denen sich Lehrer beschäftigen müssen. Auch anspruchsvolle Eltern sind nicht zu unterschätzen. Lehrer arbeiten eben in einem Beziehungsberuf: Sie sind Ansprechpartner für die Eltern, für ihre Schüler sind sie Vorbilder, Bezugspersonen, Kümmerer, Diagnostiker, Ermutiger, Grenzzieher und Teamplayer.

Bei einer solch vielseitigen Aufgabe ist es immens wichtig, sich auch um die eigene Gesundheit zu kümmern. „Die Gesundheit ist das Wichtigste“, weiß Gerda Windey, „achten Sie stets auf sich selbst, und lassen Sie alles so geschehen, dass es Ihnen dabei gut geht.“ Auch der Weilheimer Bürgermeister Johannes Züfle sieht das so: „Leistung darf sein, aber die Gesundheit soll lange andauern.“

Für Lehrer gibt es viele Angebote, um die richtige Balance zu finden: Ob ein Gespräch mit Gleichgesinnten, Besuche bei einem Schulpsychologen oder Fortbildungen. Der örtliche GEW-Personalrat ist dafür ebenso ein Ansprechpartner wie Angelika Schmidt. Sie ist Beauftragte für Chancengleichheit und unter anderem dafür da, die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf für Männer und Frauen zu verbessern. Sigrid Zank erinnert die jungen Lehrer daran, das Angebot der Schwerbehindertenvertretung im Hinterkopf zu behalten. Als Vertrauensperson ist sie nicht nur für schwer behinderte Lehrer da, sondern berät beispielsweise auch bei längerer Erkrankung.

„In keinem anderen Beruf wird so viel für unsere Zukunft getan“, unterstreicht Dr. Corina Schimitzek abschließend den allgemeinen Konsens der Redner.

Schuldekanin Dorothee Moser hat dazu noch einen ganz besonderen Rat für die „Jules“: „Vergessen Sie nie die einzigartige Würde eines jeden Kindes. Sie sind ein Geschenk des Himmels und die Gabe Gottes.“

Bei der Vereidigung. Foto: Kreuzer
Bei der Vereidigung. Foto: Kreuzer