Weilheim und Umgebung

Fridi gegen den Rest der Welt

Porträt Die „Aufdeckungspolitikerin“ Friedhild Miller will Bürgermeisterin werden – nicht nur in einer Gemeinde.

Friedhild MIller
Friedhild Miller Foto: Robin Rudel

Ohmden. „Der liebe Gott hat mich auf diesen Weg geschickt.“ Friedhild Miller sagt diesen Satz aus voller Überzeugung. Als „Aufdeckungspolitikerin“ sieht sie sich selbst. Sie weiß, dass ihr Feldzug gegen alles und jeden schräg daherkommt. Und sie weiß, dass sie anders ist - salopp gesagt: ziemlich durchgeknallt. „Natürlich bin ich nicht normal“, sagt die 48-Jährige. Die Sindelfingerin möchte in Ohmden, Erkenbrechtsweiler und Denkendorf Bürgermeisterin werden - unter anderem. Denn Fridi bewirbt sich zudem in insgesamt 50 anderen Städten und Gemeinden im Land. Erst einmal. Denn ihr oberstes Ziel ist es, Bundeskanzlerin Angela Merkel abzulösen.

Um den Antrieb der Frau einigermaßen zu verstehen, muss man sich ein wenig vertiefen in ihr Leben. Sie hatte bei Daimler als Kontoristin gelernt, verdiente ganz ordentlich, stieg dann aber mit einer Abfindung aus dem Job aus. Ihre Ehe ging nach 14 Jahren in die Brüche. Vor Gericht bekam sie das Sorgerecht für ihre heute zwölf Jahre alte Tochter abgesprochen. Genau das ist der Knackpunkt in Fridi Millers Biografie. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln kämpft sie dafür, ihre Tochter wieder zu sich holen zu können. Das bedeute für sie ständige Gefechte gegen „das korrupte System“ und gegen Jugendbehörden, die ihrer Meinung nach von den Scientologen durchsetzt sind.

Nach eigenen Angaben hat Miller bereits 300 Strafanträge gestellt, etliche davon gegen ihren Lieblingsfeind, den Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer. Ihren Kampf „David gegen Goliath“ führe sie aber nicht nur für sich selbst, betont die 48-Jährige. „Ich will auch anderen helfen, die in ähnliche Situationen geraten sind wie ich und denen man auch das Kind rechtswidrig weggenommen hat.“ Um dieses Ziel zu erreichen, ist ihr alles recht.

Das Hin und Her mit ihrem Porsche

Gewisse Berühmtheit erlangte Fridi Miller erstmals 2011 durch einen Auftritt bei „Wer wird Millionär?“ mit Günther Jauch. Mit einem Gewinn von 32 000 Euro verabschiedete sie sich damals aus der TV-Sendung. Am Tag darauf wurde sie von ihrem Chef gefeuert. Und Deutschland solidarisierte sich mit der „armen Fridi“. Später hat man ihr ihren geliebten Porsche Boxter weggenommen. Das Auto hat sie danach wieder ersteigert und zu ihrem Markenzeichen gemacht. Fahren darf Fridi ihren Porsche zurzeit nicht. Denn vor drei Wochen hat man ihr den Führerschein entzogen. „Das Landratsamt behauptet, ich sei eine Gefahr für den Straßenverkehr“, sagt sie.

Um die 50 Bewerbungen für Bürgermeisterwahlen hat Fridi Miller gerade laufen. Überall nutzt sie die Gelegenheit zu Auftritten. Wie in Frickenhausen. Sie sei „keine Spaßkandidatin“, stellte sie vor mehr als 400 Zuhörern klar. Doch würde sie lieber Bundeskanzlerin als Bürgermeisterin werden. Als Rathauschefin würde sie einen Bürgerhaushalt einführen. Ihre Vorstellung: Jeder solle mitbestimmen dürfen, wofür die Gemeinde ihr Geld ausgibt. Harald Flößer