Weilheim und Umgebung

Für den Weißwein ideal

Herbststurm Beim verkaufsoffenen Sonntag zum Abschluss der Weilheimer Aktionstage sind die gemütlichen Plätze in der warmen Stube heiß begehrt. Von Peter Dietrich

Trotz Kälte und Nässe nutzen viele die Gelegenheit für einen Einkaufsbummel.
Trotz Kälte und Nässe nutzen viele die Gelegenheit für einen Einkaufsbummel.

Rainer und Klaus-Dieter Moll lassen sich nicht schrecken. Die Prospekte haben sie wegen der Nässe noch im Auto gelassen, aber der Stand von Moll-electronic neben dem Rathaus steht wie immer. Die morgendliche Frage der beiden, „Sollen wir oder sollen wir nicht“, ist längst beantwortet. Es gibt andere Händler, die kurzfristig gekniffen haben. Und es gibt wiederum andere Weilheimer Händler, die von vornherein nicht beim verkaufsoffenen Sonntag mitmachen, weil ihnen das „am siebten Tage sollst du ruhen“ aus christlicher Motivation wichtiger ist. Auch das hat Respekt verdient.

So mancher ist bei Regen und Wind auf der Suche nach Gemütlichkeit, in gastronomischer Ausführung unter anderem zu finden im markanten Eckhaus bei Christl. Oder auf dem Sofa vom frisch eröffneten „WollGefühl“ am Markt. „Eigentlich wären wir lieber für die Leute da“, meinen die drei Verkäuferinnen in der noch ähnlich leeren Bäckerei Scholderbeck. Die fertig vorbereitete Deko für draußen muss warten, wer sitzt schon gerne bei Wind und Regen im Freien.

Zwölf Mitarbeiter stehen bei Sport-Holl bereit, um die Kunden zu bedienen, so mancher kommt mit ganz gezielten Wünschen ins Geschäft, etwa nach Skistiefeln. So schlecht sei das Wetter beim verkaufsoffenen Sonntag noch nie gewesen, klagt Hannelore Werner bei Werner - Haus der Mode. Sie hat den Überblick, gehörte sie doch vor gefühlt anderthalb Jahrzehnten zu den Initiatorinnen dieses Angebots.

Schlechtes Wetter? Das sehen Uli Pflüger und Christel Kromer bei Bauausstattung Pflüger etwas anders. Im vergangenen Jahr sei es schlechter gewesen, meint Uli Pflüger: „23 Grad und Sonne, da waren alle auf der Alb.“ Bei ihm komme es, anders als etwa bei einem Bratwurststand, auch nicht auf die Menge an. Zehn gezielte Kunden und sieben Aufträge, wenn es so käme, dann wäre das doch prima. Die Sonntage würden oft genutzt, um gemeinsam ins Geschäft zu kommen, was bei Berufstätigen sonst nicht so einfach gehe.

Verständlich, dass bei Britta Lechner im Schuhhaus Schopp vor allem Schuhe mit wasserdichter Membran gefragt sind. Zuerst, erzählt sie, wollten Kinder keine Winterstiefel. Hätten sie dann die Kälte und Nässe gespürt, sei das nach ein paar Tagen anders. „Die Leute trauen sich eher herein“, sagt Susanne Pretsch bei Juwelier Gairing. Sie fühlten nicht so den Kaufzwang wie unter der Woche. „Das Motto ‚Weilheimer Herbststurm‘ passt“, findet sie beim Blick nach draußen, wo sie den Straßenstopper aus Sicherheitsgründen noch nicht aufgestellt hat. „Bei jedem Wetter muss man mitmachen“, sagt Jürgen Götz vor seinem Schreib- und Spielwarengeschäft. Und ist optimistisch: „Weilheim hat immer Glück. Vielleicht hat es ja mit der Sybille zu tun.“

Bei Kautter-Kleidung ist drinnen ordentlich was los. „Ich habe mit weniger gerechnet“, sagt Thomas Kautter. Der Shuttlebus fährt auch hinauf zu „Schwenk Arbeitsschutz“, seit Juli in der Neidlinger Straße zu finden. Wer hier seine Schutzkleidung gegen Kälte und Regen erwirbt, muss zum Test nur vor die Tür. Nicht draußen, sondern drinnen wird heute bei der Metzgerei Wahl gegrillt. „Mein Schweinebauer und mein Rinderbauer haben die Segel gestrichen“ sagt Fritz Wahl, der gerne wie immer auf dem Anhänger seine Tiere aus der Region präsentiert hätte. Doch ansonsten gibt er sich zufrieden. „Es hätte auch schneien können.“ Vor dem Eingang gewinnt Weinbauer Rainer Bauer dem Wetter eine ganz eigene Seite ab: „Den Wein braucht man heute nicht zu kühlen. Zehn Grad Celsius - das ist für den Weißwein die ideale Temperatur!“

Die Plätze in der warmen Stube waren beim verkaufsoffenen Sonntag in Weilheim gefragt.Fotos: Peter Dietrich
Die Plätze in der warmen Stube waren beim verkaufsoffenen Sonntag in Weilheim gefragt.Fotos: Peter Dietrich